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  • Güle Güle Meer, Merhaba Berge

    September 16, 2023 in Turkey ⋅ ☀️ 24 °C

    Wir stehen um acht Uhr auf, bauen das Zelt ab und beladen unsere Räder. Aus dem Haus unserer "Gastfamilie" tönt bereits reges Stimmengewirr, vom Balkon des Nachbarhauses ruft man uns ein herzliches "Günaydın" zu. Um neun Uhr werden wir zum gemeinsamen Frühstück erwartet. Unsere Räder parken wir vor dem Haus, damit wir im Anschluss direkt startklar sind. Der Frühstückstisch ist nicht minder reich gedeckt als am gestrigen Abend. Brot, grüne und schwarze Oliven, Gurken und Tomaten, gekochte Eier, Käse, Marmelade, fluffig-knusprige Pancake(-artige) mit Pinienmelasse..., sehr, sehr lecker! Wie bei fast jeder neuen Bekanntschaft wird noch ein Abschiedsfoto gemacht, dann machen wir uns angesichts der vollen Bäuche recht schwerfällig auf den Weg. Dieser führt uns weiter an der traumhaften Küste entlang und hat in sehr regelmäßigen Abständen ganz ordentliche "Bodenwellen" im Angebot. An einem Luxus-Pausenplatz mit Bank, Tisch und sensationellem Ausblick steht ein weiteres Mal unsere weitere Route auf dem Prüfstand. Die vor zwei Tagen getroffene Entscheidung, entgegen einer vorherigen Entscheidung zum Abweichen von der ursprünglichen Planung, in Kürze doch entsprechend des Primärplans das Meer zugunsten der Berge zu verlassen, wackelt erneut. Es ist einfach sooo schön an der Küste! Also studieren wir Karte und Höhenprofile und wägen ein weiteres Mal ab: sichere Asphaltstraßen vs. teilweise unbefestigte Wege unbekannten Zustandes, viele Höhenmeter vs. sehr viele Höhenmeter, 218 vs. 146 Restkilometer bis zum nächsten Zwischenziel Safranbolu, Küste vs. Berge, gute Versorgungsinfrastruktur vs. einsame Gegenden...! Während wir noch über den Zahlen brüten, kommt ein türkischer Radreisender mit leuchtend gelben Ortlieb-Taschen den Berg hinaufgekeucht, den wir gleich hinunterrollen dürfen. Er heißt Mehmet und kommt aus İstanbul. Da er recht gut englisch spricht, tauschen wir uns eine Weile über unsere Reisen und über unterwegs getroffene Reisende aus. So können wir Mehmet z.B. berichten, dass er möglicherweise das türkische Radlerpaar, welches uns in der Nähe von İnceburun begegnet ist, treffen wird. Laut Instagram sind die beiden uns seit Tagen dicht auf den Fersen. Mehmet radelt irgendwann weiter und wir verschieben die finale Routen-Entscheidung auf den Moment, in welchem wir abzweigen müssten oder eben auch nicht. An der Weggabelung angekommen fällt die Wahl auf die Berge und damit auf weniger Kilometer, viele statt sehr viele Höhenmeter, Einsamkeit und Schotterpisten. Der tolle Ausblick während der letzten Pause war also der letzte auf das Schwarze Meer, auf einer kleinen, verkehrsarmen Straße entfernen wir uns von der Küste. In einem Dorf decken wir uns mit reichlich Proviant ein, bevor wir uns durch leicht welliges Terrain sanft bergauf in Richtung Bergwelt bewegen. Zwischendurch gibt's ein kleines Päuschen mit Obst und Joghurt. Außerdem erreicht uns die Information, dass Mehmet tatsächlich das türkische Radlerpaar getroffen hat und auch die beiden schicken uns eine entsprechende Nachricht. Dem mitgeschickten Foto entnehmen wir, dass sie gemeinsam zelten. Wir hingegen zelten allein, einen Platz dafür finden wir heute etwas unterhalb der Straße an einem trockenen Flussbett zwischen Haselnussplantagen. Ein Esel nimmt Notiz von uns, eine Bäuerin begrüßt uns, zwei Kinder kommen vorbei, ein Hund mit Glocke um den Hals besucht uns, eine Kuh wird die Straße entlanggetrieben und von einigen vorbeiknatternden Fahrzeugen wird uns zugewunken. Niemand von ihnen scheint etwas gegen unsere Anwesenheit zu haben, ganz im Gegenteil. Na dann: İyi geceler!Read more