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  • Frag doch mal die Maus...

    24. syyskuuta 2023, Turkki ⋅ ☀️ 25 °C

    Wir sind bereits vor dem Wecker und vor der Sonne wach, was Heiko zum Aufstehen motiviert. Claudia ist zunächst mäßig begeistert, lässt sich dann aber doch von einem Sonnenaufgangsfrühstück vor dem Haus überzeugen. In der folgenden Zeit bekommen wir nach und nach Besuch von einzelnen, uns bereits bekannten Dorfbewohnern. Eine Frau wünscht und einen guten Morgen und überreicht uns gekochte Kartoffeln und selbst gebackenes Brot. Der deutsch sprechende Herr erkundigt sich, wie wir die Nacht verbracht haben und fragt nach unserer weiteren Route. Der junge Hirte bietet uns Kaffee bzw. Frühstück an, was wir aber angesichts unserer just verspeisten Morgenmahlzeit dankend ablehnen. Irgendwann spricht die nächste Frau eine Einladung zum Kaffee aus und nun können wir nicht mehr nein sagen. Also spazieren wir mit ihr zum Haus der Familie. Uns wird gezeigt, wo und wie das Brot und die Nudeln hergestellt werden und auch die Inneneinrichtung des Hauses (z.B. ein liebevoll gestaltetes Hängeschränkchen) wird stolz präsentiert. Und währenddessen erfolgt immer wieder die Aufforderung: "Fotoğraf çek, fotoğraf çek!" Nachdem wir alles interessiert angesehen und wunschgemäß fotografiert haben, sitzen wir alle unter einer großen Überdachung zusammen und trinken türkischen Kaffee. Während wir gestern von dem deutsch sprechenden Herrn erfahren haben, dass er nur die Sommermonate in diesem Dorf verbringt und ansonsten in der Stadt Karabük wohnt, leben unsere heutigen Gastgeber ganzjährig mit ihren Tieren hier. Vier Monate Schnee, von denen sie uns erzählen, lassen harte Winter vermuten. Dem jungen Hirten gehören auch die schönen Pferde, die wir gestern bewundert haben, als sie im Abendlicht über den Hügel galoppiert sind. Bevor wir uns verabschieden, sollen wir einer Frau noch in den Garten folgen. Aus einem kleinen Gewächshaus pflückt sie uns Gurken, Tomaten und Pepperoni, die wir mitnehmen sollen. Diese Idee hatte auch einer der Herren, der uns mit einer Tüte voll frisch geerntetem Gemüse entgegenkommt. Das Abendessen ist gesichert! Froh und dankbar, diese sehr herzlichen und besonderen Familien kennengelernt zu haben, verlassen wir um elf Uhr das kleine Dorf Çömlekçiler. Begeistert radeln wir durch die offene, inzwischen fast wieder steppenartige Landschaft. Es dominieren wieder sandige Erdtöne, vereinzelte winzige Dörfer wirken wie grüne Oasen in der ansonsten trocken anmutenden Weite. Knapp zehn Kilometer sind wir gefahren, da legen wir bereits die erste Pause ein. Am Rande eines Feldes sitzend lassen wir uns die Geschenke unserer Gastgeberfamilien der letzten Nacht schmecken: Es gibt das selbstgebackene Brot, das wir mit gesalzenen Pellkartoffeln und dem Gemüse, welches vor zwei Stunden noch im Gewächshaus hing, füllen. Köstlich! Und während wir da so sitzen, hören wir immer mal wieder ein Rascheln hinter und neben uns. Nicht lange dauert es, da bekommen wir die Ursache für das Rascheln zu Gesicht: Eine kleine Maus guckt uns zwischen den trockenen Grashalmen mit ihren Knopfaugen an. Sie wird mit der Zeit immer mutiger und zeigt sich interessiert an unseren Resten von Gurke, Tomate und Apfel. Es ist herrlich, dieses niedliche Tier zu beobachten. Und was sollen wir sagen, plötzlich sind mehr als zwei Stunden vergangen und wir sitzen immer noch hier. Das angedachte heutige Pensum werden wir voraussichtlich nicht mehr schaffen, aber für ein paar Kilometer schwingen wir uns nochmal in den Radsattel. Abwärts dürfen wir durch ein sehr schönes Tal rollen, parallel zu unserem Weg plätschert ein Fluss. Irgendwann überholt uns ein Auto, wendet wenig später und hält kurz vor uns an. Der Fahrer springt aus dem Auto, öffnet den Kofferraum und erwartet uns mit einer Tüte Äpfel und Birnen. Zusätzlich öffnet er zwei kalte Flaschen Selters und überreicht sie uns. Mit einem freundlichen "Hoş geldiniz" heißt er uns zudem in seiner Heimat willkommen, dann steigt er wieder ins Auto und fährt weiter. Mal wieder, wie schon so oft, fasziniert von der Freundlichkeit der Menschen, verstauen wir das Obst in den Packtaschen und stoßen mit den kleinen Wasserflaschen an. Prost!
    Im weiteren Streckenverlauf überqueren wir den Fluss und landen bald darauf an einer Hauptstraße, die wir uns mit deutlich zu vielen Autos und lärmenden LKW teilen. An einer Tankstelle füllen wir unsere Wasservorräte auf und angesichts der fortgeschrittenen Stunde soll dann auch die erste Gelegenheit zum Verlassen der Hauptstraße genutzt werden, um etwas abseits einen Lagerplatz zu finden. Schnell ist ein Abzweig und kurz darauf auch eine geeignete Zeltwiese gefunden. Und wenn man sich die Geräuschkulisse der großen Straße wegdenkt, könnte man fast von einem idyllischen Plätzchen sprechen. Ein leckeres Nudelessen verspeisen wir noch und sitzen anschließend mit Tee und Keksen vor dem Zelt, bis es dunkel ist. Wahnsinnige 30 Kilometer sind wir heute gefahren, überwiegend bergab. Warum so wenig? Tja, frag doch mal die Maus...
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