• Şanlıurfa

    10. juni, Tyrkia ⋅ ☀️ 36 °C

    Der Wecker klingelt mal wieder um kurz vor fünf, damit wir zeitig auf dem Rad sitzen und vor der schlimmsten Hitze schon ein paar Kilometer auf dem Tacho haben. Eine kleine Verzögerung erfährt unsere Abfahrt allerdings, da Heiko in einen rostigen Nagel tritt, der sich durch die Sandale in seinen Fuß bohrt. Als die Wunde gesäubert und verpflastert ist, räumen wir unser Lager vor der verlassenen und etwas unheimlichen Rettungsstation und starten um kurz vor sieben in die heutige Etappe. Wir folgen der leicht hügeligen Hauptstraße, die Verkehrsdichte hält sich glücklicherweise in Grenzen. Schnell ist es wieder sehr heiß, so dass wir viele Pausen im Schatten einbauen. Nach etwa 20km kühlen wir uns an einer Tankstelle etwas runter, bald darauf pausieren wir in einer Art Garten-Café im Schatten vieler Bäume. Eine ganze Weile verbringen wir hier, genießen Tee, Kaffee und Eis. Die ausgesprochen netten Gastgeber des Cafés meinen es sogar etwas zu gut. Nachdem bekannt ist, wo wir herkommen, wird eine Playlist mit ziemlich schrecklichem Deutsch-Rap angeschmissen. Das ist sicher gut gemeint, aber für unsere Ohren eine echte Belastungsprobe. Als wir nach geraumer Zeit zahlen und uns verabschieden wollen, möchte die Café-Betreiberin kein Geld von uns annehmen. Egal, was Heiko sagt, sie besteht darauf, dass wir ihre Gäste sind. Wir bedanken uns und verlassen diesen (trotz Musik) netten Pausenplatz. Als ziemliches Problem, vor allem für Claudia, erweist sich die Sonne. Als Nebenwirkung des Antibiotikums Doxycyclin, welches sie nach wie vor wegen der Borreliose nimmt, werden unter anderem phototoxische Reaktionen ähnlich starkem Sonnenbrand beschrieben. Entsprechend wird dazu geraten, während sowie bis eine Woche nach der Einnahme die Sonne zu meiden. Leider machen sich die Nebenwirkungen bei Claudia deutlich bemerkbar, gleichzeitig lässt sich aber die Sonne nicht ausknipsen. Also bleibt nur eins: Lange Klamotten anziehen und möglichst keine bloße Haut der Sonne aussetzen. Sogar die Hände werden geschützt, indem ein Paar Socken ein "Daumenloch" erhalten und dadurch zu Handschuhen umfunktioniert werden. Um die Hitze trotzdem einigermaßen aushalten zu können, werden "Handschuhe" und Strümpfe regelmäßig zum Zwecke der Kühlung nass gemacht. Not macht eben erfinderisch...! Wir hangeln uns weiter von Schattenplatz zu Schattenplatz, während einer dieser Pausen kommt ein Mann mit zwei Bechern auf uns zu und schenkt uns kalte Cola ein. Wie nett und was für eine Wohltat. Schon 10km vor der Stadt ist das Häusermeer von Şanlıurfa in der Ferne zu sehen, in welches wir bald darauf eintauchen. Die Einfahrt auf der Stadtautobahn wird uns irgendwann zu gefährlich, weshalb wir uns auf kleineren, dafür aber sehr quirligen Straßen zum Hotel durchwurschteln. Wir beziehen nach fast 80 geradelten Kilometern und 650 erklommenen Höhenmetern ein Zimmer im Hanimağa Konağı Butik Hotel, einem alten Herrenhaus mit Innenhof und Dachterrasse. Hierher hatten wir auch die Fahrradtaschen liefern lassen, die wir in Gaziantep bestellt haben und nun in Empfang nehmen können. Das Hotel ist wirklich toll und selbst unsere Räder bekommen einen perfekten Platz im fast prunkvoll wirkenden Innenhof. Zudem ist die Lage unserer Unterkunft wirklich grandios: Fast alle Sehenswürdigkeiten sind in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Ob es die historische Altstadt, der Basar oder die bedeutenden Kulturstätten sind – alles liegt praktisch vor der Tür. Am heutigen Abend führt uns unser Weg allerdings nach ausgiebiger Dusche lediglich noch in ein Restaurant, wo wir leider nur mäßig zufrieden sind, und dann beenden wir diesen Tag. Sightseeing steht morgen auf dem Programm.Les mer