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- четверг, 12 июня 2025 г., 14:40
- ☀️ 39 °C
- Высота: 651 м
ТурцияHaliliye37°10’48” N 39°15’50” E
(Fast) Stille

Nach dem Frühstück verlassen wir das schöne Hotel in Şanlıurfa und machen unsere Räder startklar. Beim benachbarten Obst- und Gemüsehändler laden wir noch etwas Proviant ein, bevor wir auf die Straße rollen.
Die Ausfahrt aus der Stadt gestaltet sich deutlich entspannter als die Einfahrt vor zwei Tagen, nach etwa 8 Kilometern sind die Ausläufer der Millionenmetropole erreicht. Eigentlich hatten wir vor, einen Schlenker über die antike Stadt Harran zu fahren, die südöstlich von Şanlıurfa kurz vor der syrischen Grenze liegt und für ihre bienenstockähnlichen Lehmbauhäuser berühmt ist. Wir verwerfen diese Idee, da es nach wie vor extrem heiß ist. Stattdessen begeben wir uns auf die direkte Route nach Mardin, auf welcher tatsächlich auch schon die Stadt Habur im Irak ausgeschildert ist. Es ist zwar schade, dass wir Harran nicht sehen werden und nun ein erheblicher Abschnitt auf der Hauptstraße vor uns liegt, aber an dieser Stelle muss einfach die Venunft siegen. Der Vorteil und unsere Hoffnung ist, dass wir so schneller das heiße Gebiet Mesopotamiens verlassen und etwas kühlere Regionen erreichen werden. Der erste Pausenwunsch des Tages führt uns mal wieder an eine Tankstelle. In netter Gesellschaft freundlicher Herren, von denen einer recht gut englisch spricht, kühlen wir uns im Schatten mit kalten Getränken etwas ab. Nachdem wir uns dann erneut für einige Zeit dem Lärm der Hauptstraße ausgesetzt haben, wollen wir uns einen ruhigen Platz, am besten im Schatten großer Bäume, abseits der Straße suchen, um der Mittags- und Nachmittagshitze zu entkommen. Tatsächlich finden wir das ersehnte ruhige Fleckchen und freuen uns schon auf die ausgiebige Pause. Diese Rechnung haben wir aber mal wieder ohne die gastfreundlichen Einheimischen gemacht. Als wir gerade unsere Räder abstellen und unsere Stühle aufstellen wollen, spricht uns ein Mann an, der hier mit seinen zwei Kühen, oder vielmehr Kälbern, unterwegs ist. Er lässt nicht locker, bis wir uns von ihm auf sein nahegelegenes Grundstück einladen lassen. Die Kälber traben vorweg, wir rumpeln das kleine Stück bis zum Haus hinterher. Wir dürfen an einem Tisch im großzügigen Garten Platz nehmen und bekommen Tee serviert. Wenige Meter von uns entfernt backt die Frau unseres Gastgebers mit zwei Töchtern Brot. Während die Mutter und eine Tochter auf dem Boden sitzend den Teig zu großen flachen Fladen ausrollen, backt die zweite Tochter diese Fladen über dem offenen Feuer. Wir erfahren, dass unser Gastgeber nicht nur diese eine Frau hat, sondern noch eine zweite, die nebenan wohnt, zudem habe er insgesamt zwanzig Kinder. Es wird schnell klar, dass es hier nicht bei einem Tee bleibt. Als der Teig sich in einen riesigen Berg Fladenbrote verwandelt hat, wird ein Essen vorbereitet. Wir lassen indes den Blick durch den Garten streifen. Gemüse wird angebaut, Hühner und Gänse laufen hier rum, außerdem weitere Kühe. Eines der Hühner habe unser Gastgeber lange aufpäppeln müssen, nachdem es von einer Schlange in den Hals gebissen worden war. Auch kümmert er sich um vier sehr niedliche Hundewelpen, deren Mutter überfahren wurde. Während wir dann ein sehr leckeres Gericht mit Reis, Auberginen, Fleisch und Salat essen, kommt noch ein deutsch sprechender Freund der Familie dazu. Er ist Rentner und kann nun entsprechend viel Zeit in der Türkei verbringen. Er war in Deutschland als LKW-Fahrer beschäftigt, wohnt aktuell im Ort Gescher in NRW, hat aber tatsächlich auch mal drei Jahre in Eckernförde gelebt und ist auch mehrfach in Kiel gewesen. Als unser Gastgeber uns nach dem Essen einen Teppich im Garten ausrollt, damit wir uns hinlegen können, beschließen wir, doch eher den geordneten Rückzug anzutreten. Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft und machen uns wieder auf den Weg. Nach wie vor ist es sehr heiß, weshalb wir den nächsten geeigneten Schattenplatz für eine Fortsetzung unserer Pause, diesmal gerne in trauter Zweisamkeit, ansteuern. Schatten finden wir nach etwa vier Kilometern, so richtig allein sind wir aber nicht. Zwei kleine Kinder auf Dreirädern machen Faxen mit uns (oder wir mit ihnen...), ein Mann schaut vorbei und will uns in sein Haus einladen und eine alte Frau, die wir leider nicht verstehen können, schenkt uns eine Tüte mit zwei Lahmacun. Wir verweilen nicht allzu lange an diesem Ort, recht bald geht es zurück auf die Hauptstraße, unterbrochen nur noch von einer kurzen Tankstellen-Rast und einer Tee-Pause am Straßenrand. Wir freuen uns, als wir dann die Hauptstraße verlassen dürfen. Auf einer kleinen Nebenstraße wartet zum Abschluss des Tages noch ein Anstieg auf uns. Wir radeln aufwärts und freuen uns über die Stille, endlich kein Dauerrauschen der Autos und LKW mehr, hoffentlich wird das auch für unser heutiges Nachtlager zutreffen. Durch karge und zunehmend vegetationarme Landschaft führt unser Weg, Schafherden sind unterwegs, die Abendsonne taucht die Berge in herrliches Licht. Kurz hinter dem Gipfel finden wir ihn, unseren einsamen, stillen Zeltplatz. FAST einsam und FAST still, wie sich dann doch herausstellt. Mehrfach bekommen wir Besuch von einigen jungen Männern, die uns unbedingt einladen möchten. Der zweite Besuch sei im Auftrag ihres Vaters erfolgt, der unbedingt sichergestellt haben möchte, ob wir nicht doch etwas brauchen. "Danke, sehr nett, wir brauchen nichts, wir haben alles, ja, wir haben auch Wasser und etwas zu essen und wir schlafen gerne im Zelt...!" Als die Jungs irgendwann überzeugt waren, dass es uns wirklich an nichts fehlt, brausen sie davon und wir genießen Sonnenuntergang und STILLE.Читать далее