• Hoch hinauf nach Mardin

    15 juni, Turkije ⋅ ☀️ 30 °C

    Noch früher als sonst zieht es uns heute aus den Schlafsäcken. Damit wir es im Optimalfall vor der großen Hitze bis nach Mardin schaffen, stehen wir um viertel nach drei in der Nacht auf. Nach einem kleinen Frühstück machen wir uns in der Dämmerung auf den Weg. Es ist eine herrliche Stimmung an diesem Morgen und radelt sich wunderbar. Neben dem Staub der Ernte zieht noch ein feiner Nebel durch die Felder, als wir dem Aufgang der Sonne entgegenfahren. Es ist ein toller Anblick wie sie leuchtend rot über dem Berg hervorkriecht. Bei diesen perfekten Bedingungen kommen wir sehr gut voran, werden aber leider durch die erste (und hoffentlich einzige...) Panne ausgebremst. Der Platten an Heikos Hinterrad ist schnell behoben, so dass die Fahrt weitergehen kann.
    Von "flott" kann ab sofort allerdings keine Rede mehr sein, denn es geht aufwärts. Mardin liegt im türkischen Teil Mesopotamiens etwa 20km von der syrischen und ebenfalls nicht weit entfernt der irakischen Grenze auf einem Berg in gut 1000m Höhe. Ja, und da sollen wir nun rauf. Teilweise biestig steil windet sich die Straße hinauf in Richtung der historischen Altstadt. Belohnt werden wir für die Mühe mit wirklich spektakulären Ausblicken auf sowohl die "Neustadt" und die näherkommende Altstadt mit ihrem Festungshügel Mardins als auch die weite Tiefebene Mesopotamiens bis nach Syrien. Mardins Altstadt ist berühmt für ihre antiken Steinhäuser, die so gebaut sind, dass kaum ein Sonnenstrahl eindringen kann. Der verwendete lokale Kalkstein sorgt im Sommer für Kühle und im Winter für relative Wärme. Auch das von uns gewählte Hotel, welches wir gegen 11 Uhr nach gekraxelten knapp 600 Höhenmetern erreichen, ist ein solches Steinhaus. Wir beziehen ein uriges, gewölbeartiges Zimmer und machen nach ausgiebiger Dusche erstmal ein Mittagsschläfchen. Erst am frühen Abend, als die Sonne keinen Schaden mehr auf Claudias Haut anrichten kann, verlassen wir unsere Steinhöhle. Bereits der Rundumblick von der Hotelterrasse lässt uns staunen. Der Anblick der Altstadt, die in den steilen Südhang gebaut wurde und auf dessen Gipfel die Festung thront, ist einzigartig. Die Häuser wirken wie ineinander gestapelt, der gelbe Kalkstein verleiht der Stadt im Abendlicht einen fast goldenen Glanz. Knurrende Mägen lassen uns das Hotel verlassen und auf Nahrungssuche gehen. Durch die engen Gassen, die sich über viele Treppen in alle Richtungen wie ein verwinkeltes Labyrinth durch die Stadt schlängeln, arbeiten wir uns nach oben. Der Vorteil dieser "Treppenstraßen" ist, dass Autos ausschließlich auf der die Durchgangsstraße fahren können, die wir nun erreichen. In einem winzigen Lokal lassen wir uns von einem Syrer aus Damaskus Falafel und Humus servieren, was uns ausgesprochen gut schmeckt. Wir schlendern die bunte Hauptstraße mit den vielen Läden entlang und kehren schließlich noch in einem Café ein. Auf der Terrasse mit toller Aussicht genießen wir Kaffe und Kuchen sowie einen stimmungsvollen Sonnenuntergang. Nachdem wir uns den Weg durch die verwinkelten Gassen zurück zu unserer Unterkunft gebahnt haben, schlürfen wir noch ein Kaltgetränk auf der Hotelterrasse. Der Gastgeber bringt uns noch ein Tablett mit Tee und süßen Backwaren und eine seeehr niedliche kleine Katze leistet uns Gesellschaft. Herrlich!
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