• Campingplatz für uns allein

    21. juni, Tyrkiet ⋅ ☀️ 29 °C

    Es ist fünf Uhr, als wir aufstehen und etwas Obst mit Joghurt frühstücken. Um viertel nach sechs sind die Räder startklar und wir verlassen unser nettes Hotel und den hübschen Ort Midyat. Beide fühlen wir uns recht schlapp, als wir uns den etwa zehn Kilometer langen Anstieg hinaufarbeiten, immerhin ist die Steigung eher von der milden Sorte. Oben angekommen kaufen wir Gemüse für das heutige Abendessen sowie frisch gebackene Gözleme für die Pause ein. Genau diese genehmigen wir uns dann auch nach kurzer Abfahrt in unmittelbarer Nähe zu einem See. Im Schatten einiger verfallener Gebäude, man könnte eher von Mauerresten sprechen, gibt es Tee und Kaffee. Als uns wieder auf den Weg machen, dürfen wir uns zunächst noch über die Fortsetzung der Bergabfahrt freuen, bevor bald darauf der Startpunkt für einen 14 Kilometer langen Anstieg erreicht ist. Ein Stück des anstrengenden Weges legen wir noch zurück, dann heißt es: Siesta! Es ist wieder sehr warm heute, also streichen wir um die Mittagszeit erstmal die Segel und bauen unser Mobiliar für eine ausgedehnte Pause unter einigen Mandelbäumen auf. Wir genießen den Schatten und machen außer kniffeln und lesen lange einfach nix. Erst am Nachmittag schmeißt Heiko den Gaskocher an und zaubert ein leckeres Gemüsegericht, welches wir uns mit Gözleme schmecken lassen. 17 Uhr ist es, als wir uns wieder rüsten und auf die Fahrräder steigen. Unser Plan sieht vor, dass wir die restlichen zehn Bergaufkilometer noch irgendwie hinter uns bringen und dann einen Platz für unser Zelt suchen. Ja, tatsächlich, nach den diversen Hotelübernachtungen soll heute endlich das Zelt wieder zum Einsatz kommen. Mehrfach werden wir auf der kleinen Straße, auf der wir unterwegs sind, angesprochen. Ein Porschefahrer fragt, ob wir uns verfahren haben, diese Straße sei ungenutzt. Auf die Steigung werden wir hingewiesen und vor Hunden gewarnt. Wir erklären, dass wir die kleinen Straßen der befahrenen Hauptstraße vorziehen und lassen uns nicht beirren. Ein Mann möchte uns in "sein" Dorf einladen oder zumindest von dem Dorf Fotos mit uns machen. Dafür müssten wir jedoch ein Stück zurück, also abwärts, fahren und später wieder rauf. Auf keinen Fall! Fotos gerne, aber nur hier vor Ort. Der Mann erkundigt sich noch nach unserem Instagram-Account, über welchen er uns die Bilder später auf Heikos Anfrage hin zusenden wird. Die Zeit ist bjereits recht fortgeschritten, als wir den Gipfel im winzigen Ort Bağözü erklommen haben, viel Tageslicht für die Suche nach einem Schlafplatz werden wir nicht mehr haben. Eigentlich haben wir also gar keine Zeit dafür, mit dem älteren Ehepaar und dem jungen Mann an der Moschee zu quatschen und uns zu einem kalten Wasser einladen zu lassen. Wir tun es trotzdem und es soll sich lohnen. Während des Gespräches, in welchem wir unter anderem erfahren, dass der junge Mann als Krankenpfleger in der Stadt Batman arbeitet, werden wir schließlich auch nach unserem heutigen Übernachtungsort gefragt. "Wir wissen es noch nicht", erklärt Heiko. Der Mann weiß es! Er lotst uns abseits der Straße einen Hang hinauf, öffnet ein riesiges Tor und präsentiert uns ein großes ebenes Grundstück. Perfekt! Er signalisiert uns, dass wir hier unser Zelt aufschlagen dürfen und verabschiedet sich. Unser Lager ist schnell eingerichtet, mit Blick auf das grün beleuchtete Minarett der Moschee sitzen wir noch etwas auf den vorhandenen Gartenmöbeln im Abendlicht. Das kleine Haus, welches hier auf dem Grundstück steht, scheint derzeit nicht bewohnt zu sein so dass wir diesen "Campingplatz" ganz für uns allein haben. Müde und kaputt vom Tag liegen wir bereits in unseren Schlafsäcken, als wir das Öffnen des großen Tores hören. Der junge Mann taucht nochmal auf, bahnt sich mit einer Taschenlampe den Weg zu unserem Zelt und möchte uns zum Tee einladen. Wir sind froh, dass er Verständnis für unsere Müdigkeit zeigt und sich mit einem freundlichen "İyi geceler - Gute Nacht" verabschiedet.Læs mere