• Über Akdamar nach Van

    2. juli, Tyrkia ⋅ ☀️ 26 °C

    Noch vor dem Weckerklingeln sind wir wach. Es ist etwa sechs Uhr und es herrscht noch wunderbare Stille auf dem Campingplatz. Nur das Plätschern der Wellen ist zu hören, als wir mit Blick auf den See frühstücken. Wir sind bereits in Aufbruchstimmung, als sich irgendwann die Tür des Nachbarcampers öffnet und Klaus und Nic in den Tag starten. Wir verabschieden uns und rollen durch das Tor des Campingplatzes zurück in Richtung Hauptstraße. Nach etwa acht Kilometern erreichen wir den Fähranleger, wo wir ein Boot besteigen möchten. Das bekannteste Wahrzeichen der Stadt Van, unserem heutigen Zielort, ist nämlich gar nicht direkt in Van. Die armenische Kirche zum Heiligen Kreuz liegt auf der kleinen Insel Akdamar in der Nähe des Ortes Gevaş etwa 45km südwestlich von Van. Es gibt keinen festen Fahrplan, sondern es wird abgelegt, wenn mindestens zwanzig Personen auf die Insel möchten. Nach einer Wartezeit von etwa einer halben Stunde ist die Anzahl erreicht und nach einer kurzen Fährfahrt erreichen wir die Insel. Während die meisten Menschen zuerst die Kirche, welche schon vom Wasser aus sichtbar war, ins Visier nehmen, schwimmen wir gegen den Strom und lassen zuerst am ausgewiesenen Aussichtspunkt den Blick über den See und auf die Berge am Festland schweifen, während ein schrilles Konzert aus Möwengeschrei in unsere Ohren dringt. Die kleine Kirche mit ihrer aufwändigen Architektur und den vielen Ornamenten ist schließlich schnell besichtigt. Sie ist Teil eines ehemaligen Klosterkomplexes, welcher ab dem Jahr 915 erbaut wurde. Das Kloster selbst wurde im Laufe des Völkermordes an den Armeniern 1915 zerstört. Über die kommenden fast 100 Jahre verfiel die Kirche. Doch dann entschied sich die türkische Regierung, das Gebäude aufwändig zu restaurieren, um es 2007 als Museum wiederzueröffnen. Die einst sicher sehr schönen, tiefblauen Fresken im Innenbereich sind leider in keinem besonders guten Zustand mehr. Ungefähr ein Stündchen verweilen wir auf dem kleinen Eiland, bevor es zurück zur Fähre und ans Festland geht. Hier warten bereits unsere Fahrräder, die uns jetzt entlang des Van-Gölü in die gleichnamige Stadt Van tragen. Die Einfahrt in die Stadt zieht sich wie Kaugummi, ungefähr zwanzig Kilometer erstreckt sich die Fahrt durch zunehmend besiedeltes Gebiet bis in Zentrum. Es herrscht wahnsinnig viel Verkehr, was in Städten speziell für Claudia stets einen Stressfaktor darstellt. Als wir endlich das vorab ausgesuchte Hotel erreichen, folgt die Ernüchterung: Geschlossen! Nun gut, über GoogleMaps ist schnell eine nahegelegene Alternative gefunden und diese erweist sich als Glücksgriff. Zu einem moderaten Preis checken wir im schicken Van Life Hotel ein. Unsere Räder finden im Aufzug zur Parkgarage Unterschlupf, wir beziehen ein sehr helles und großes Zimmer im sechsten Stock. Wir duschen und belegen sämtliche Steckdosen des Zimmer, um Ladevorgänge zu starten, dann steht der letzte Programmpunkt des Tages an: Essen. In unmittelbarer Nähe zum Hotel finden wir ein ansprechendes Restaurant, wo wir uns leckere Pide und Köfte schmecken lassen. Satt und müde fallen wir in die Hotelbetten, von denen vor allem Heiko restlos begeistert ist. Morgen wird kein Wecker klingeln, Ruhetag ist angesagt.Les mer