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- Tuesday, July 1, 2025 at 1:41 PM
- ☀️ 23 °C
- Altitude: 1,655 m
TurkeyGevaş38°20’6” N 42°57’34” E
Wenn ich den See seh‘...

Wir sind zwar früh wach, vetrödeln aber noch recht viel Zeit an unserem Zeltplatz, so dass wir erst ziemlich spät auf den Rädern sitzen. Mit einer steilen Abfahrt vom Berg starten wir in die heutige Etappe. Zu unserem Leidwesen müssen wir uns die Straße erneut mit dem Rest des Verkehrs teilen - der Tunnel ist heute in der Frühe wieder gesperrt worden. Die Berge zur Rechten und einen wunderbaren Seeblick zur Linken fahren wir unter blauem Himmel gen Osten. Irgendwann bleibt ein Kleinbus stehen, zwei Frauen und ein Mann steigen aus. Eine Frau hat einen Wanderrucksack nebst Isomatte auf dem Rücken und trägt ein Mikro am T-Shirt. Die Aufklärung erhalten wir postwendend: Es handelt sich bei den Dreien um ein Fernsehteam des Senders WAAR, die in uns ihre nächsten Opfer, äääh, Interviewpartner gefunden haben. Auf türkisch steht Heiko Rede und Antwort, so gut es ihm möglich ist. Eine kurze Radel-Szene mit uns wird noch gedreht, dann ist das Schauspiel-Engagement auch schon wieder vorbei. Als Gage erhalten wir eine Tüte voll mit frischen Früchten. Hätten wir besser verhandeln sollen?
Es ist noch nicht spät am Tag und wir haben auch noch nicht viele Kilometer in den Beinen, dennoch ruft der Feierabend. Wir wollen einen kleinen Campingplatz am See ansteuern, der laut Internet einen sehr netten Eindruck macht. Über kleine Straßen und einen Schotterweg erreichen wir das Ziel "Bienya Camping & Beach". Das erste Mal seit 2021 rollen wir auf einen richtigen Campingplatz und wir werden nicht enttäuscht. Die kleine Anlage ist tatsächlich sehr hübsch und wir werden freundlich empfangen. Der junge Platzbetreiber fragt, woher wir kommen und will uns sicherlich einen Gefallen damit tun, dass er uns sofort den Platz neben einem riesigen Camper mit deutschem Kennzeichen zuweist. Klaus und Nic (Nicole?) stellen sich vor, die anfangs einen schrägen Eindruck auf uns machen. Mal sehen, was das wird. Erstmal stellen wir das Zelt auf, richten uns ein, platzieren unsere Stühle mit Blick auf das Wasser und genießen die Ruhe und die schöne Aussicht. Wie heißt es so schön: "Wenn ich den See seh‘, brauch ich kein Meer mehr." Tatsächlich könnte man den Van-See mit einem Meer verwechseln. Das gegenüberliegende Ufer ist nicht zu sehen, kleine Wellen rollen heran, Möwen segeln über dem Wasser. Herrlich!
Das Thema Ruhe erledigt sich leider im weiteren Verlauf, da zum Zwecke der Testung einer Bewässerungsanlage regelmäßig ein nervtötender Generator angeschmissen wird. Eigentlich wollten wir heute noch einen kleinen Ausflug auf eine nahegelegene Insel machen. Nach eher halbherzigen Bemühungen vertagen wir diese Aktion aber auf morgen und beschränken uns heute auf Faulsein. Da wir gar nicht mehr wirklich Proviant in den Packtaschen haben, lassen wir uns aus der Campingplatz-Küche ein mittelprächtes, aber auch kostengünstiges belegtes Toast ans Zelt liefern. So richtig satt werden wir nicht und da zögern wir nicht lang, als Klaus und Nic uns zum Essen einladen. Im gusseisernen Topf haben sie ein Gericht aus Möhren und Datteln zubereitet, dazu gibt es Gemüse und Fleisch vom Grill. Zu viert sitzen wir vor dem großen Auto, wo ein Essbereich auf einem Teppich platziert ist. Obwohl wir beim ersten Kennenlernen etwas skeptisch waren, wird es ein sehr netter, leckerer und unterhaltsamer Abend, der vom Austausch unserer vielen Reiseerfahrungen lebt. Klaus und Nic sind bereits seit September unterwegs und haben bereits den Oman, Saudi-Arabien, den Irak, den Iran und die Türkei bereist. Über Georgien und Armenien werden sie weiterfahren und voraussichtlich im März zurück in die Heimat in Deutschland kommen. Als uns alle vier so langsam die Müdigkeit überkommt, ziehen wir uns zur Nachtruhe zurück - die einen ins große Auto, die anderen ins kleine Zelt.Read more