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  • Day 8

    Sternenweg

    August 4, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 29 °C

    Heute habe ich einen Ruhetag eingelegt, habe mir die schöne Stadt angeschaut, meine Kleider gewaschen, sogar die Schuhe geputzt und die Sohlen meiner Sandalen, die sich lösten, geklebt.
    Nun sitzte ich in einem veganen Restaurant und lasse mir die Linsensuppe schmecken.
    Estella ist eine sehr alte Stadt mit eindrucksvollen romanischen Kirchen. Estella - wie auch ihr baskischer Name: Lizarra - bedeutet Stern. Estella liegt auf einem Sternenweg.
    Karl der Große hatte einen Traum, in dem er eine Straße sah, die links und rechts von Sternen gesäumt war. Er bekam die Aufforderung, nach Spanien zu reisen und den Weg nach Santiago de Compostela zu sichern. Ich denke, dass er, als er das mit kriegerischen Mitteln ziemlich martialisch durchzusetzen versuchte, etwas grundlegend falsch verstanden hat. Mysterien lassen sich nicht stehlen und zusammenhauen!
    Es ist auffallend, dass entlang des 42. Breitengrades viele Orte nach Stern benannt sind: Estella/Lizarra - Compostela - Pic d‘étoile, ein Berg in den Pyrenäen - Les trois étoiles - und noch viele andere hundert mehr.
    Als die alte Atlantis unterging, suchten ihre Priestereingewehten neuen Siedlungsraum und folgten den Sternen in den Kontinent hinein, bis weit nach Asien in die Gegend der heutigen Mongolei. Von da aus zogen sie langsam wieder zurück und begründeten die alten Kulturen: Indien, Persien, Chaldäa, Ägypten, Griechenland und Rom.
    Die Sternenwege liegen im Abstand von 3 Breitengraden.
    Der „Jakobsweg“ liegt auf dem 42.
    Der 45. beginnt bei Bordeaux - er ist eher unbekannt.
    Weiter nördlich, der 48.: Bretagne/Carnac - Chartres - Odilienberg - über Karlsruhe, München, Salzburg, Wien, Bratislava, Budapest, die Donau entlang zum Schwarzen Meer … und weiter.
    Entlang des 51. Breitengrades liegen Stonehenge/Glastonbury in Südengland, dann um Brügge auf den Kontinent, weiter Aachen, Köln der alten Bundesstraße 1 folgend in den Ostsseraum.
    Mit der Zeit vegaßen die Menschen ihre Herkunft und sie begannen, den Weg, den ihre Vorfahren gekommen waren, zurückzugehen bis ans Meer, in der Hoffnung, ihre Wurzeln zu finden - denn ohne zu wissen, wo man herkam, konnte man nicht wissen, wer man war.
    „Wer bin ich?“ - diese Frage treibt noch heute manchen Pilger und manche Pilgerin an - so auch mich.
    Heute, als ich den zweiten Tag durch Estella lief, merkte ich, das es mir schon vertrauter war. „Ah, das kenne ich schon!“ Dabei war ich doch gerade hier, um mich auf das Unvertraute einzulassen und die Sicherheiten loszulassen. Allzu gern möchte ich mich wieder einrichten - und einschlafen.
    Aber wirklich zu mir kommen, kann ich doch erst, wenn ich ganz da bin, ohne Absicherung oder Befürchtung vermeidendes Verhalten, auch nicht, dass ich immer alles mache wie ich es immer gemacht habe.
    Wie beim Atmen: ich kann Luft holen, dann halte ich die Luft an - man kann ja nie wissen, was man noch braucht - dann atme ich schnell aus, also nicht zulange in der Unsicherheit bleiben - und dann atme ich viel zu schnell wieder ein: das nennt man Hyperventilation.
    Oder: ich lasse die Einatmung ausklingen und sie rollt hinüber ins Ausatmen. Der Atem entweicht leise und ich merke nicht einmal den Moment, wenn dann der Atem ruht. Und dann warte ich, bis der Atem wieder kommt - wie ein Ton, der von einem Stern kommt, mich berührt und dann wieder vergeht. Ich werde geatmet.

    Ganz schön schwer! In der Praxis beim Wandern habe ich so einen 4er-Rhythmus: 2 Schritte einatmen - 2 Schritte ausatmen, dann setzt der Wanderstock auf.
    Nun, ich habe ja noch über 600 km zum Üben.
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