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  • Day 47

    Adios, Santiago

    September 12, 2022 in Spain ⋅ ☁️ 17 °C

    Adios, Santiago. Nun konnte ich mich doch noch mit dir versöhnen.
    Nach dem Fiasko mit dem Pórtico bin ich noch durch die Stadt gelaufen. Mein Blick war fokussiert aus alles Katholische und das protzende Männliche. Das sah ich natürlich auch: Denkmäler mit alten gockelnden Männern, stolz und herrisch – „überall“! Und sowieso: die Kirche mit all dem Patriachat. Und Santiago, also Jakobus: allein in der Fassade der Kathedrale drei Mal überlebensgroß. Der Baldachin über dem Altar wird von vier – entschuldigt den Ausdruck – fetten Engeln getragen, die feist lachen und im Verhältnis zu allem andern viel zu groß sind.
    Nun, so weit. Lenke ich den Blick nur ein wenig davon ab, entdecke ich direkt daneben das andere Santiago.
    Da ist ein Lichtschein mitten in der vollen Kathedrale kurz vor der Abendmesse.
    Völlig allein thront hinter dem Chorumgang eine schwarze Madonna in einer vergitterten Kapelle.
    Der Blick nach oben offenbart die Schönheit des Gewölbes.
    Oder ein modernes Glasfenster in einer Seitenkapelle der Kathedrale: dort ist es ganz still, außer mir sind noch zwei Menschen da, die lauschen. Die große Menge ist nur wenige Schritte entfernt.
    Draußen vor einem Portal in einem Durchgang sitzt eine Frau und spielt eine getragene Melodie auf der Gaita. Das ist der galizische Dudelsack.
    Auf der Straße mitten im Gewühl nach der Siesta spielt eine mexikanische Mariachi-Kapelle flotte Melodien. Alle Menschen sind fröhlich, singen mit, einige tanzen – die Gegensätze von vorher sind weg geblasen. Ich lächle und freue mich auch.
    Auf dem Weg zurück ins Hotel finde ich ein Plakat mit sich vor Freude im Regen kugelnden Pilgerinnen. Das ist ansteckend.
    Muchas gracias Santiago y adios.
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