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  • Day 2

    Zu Anfang ein sehr dickes Ende

    January 23, 2023 in Costa Rica ⋅ ⛅ 28 °C

    Der Flieger ist gelandet, unsere Reisetaschen haben ihre Besitzer wieder gefunden, wir den Flughafen-Ausgang und den Shuttle, der uns zum CarRental bringt. Alles passiert fast mit Lichtgeschwindigkeit und kann so weitergehen.
    Geht aber nicht. Wir haben die Autoschlüssel unseres Mietwagens quasi schon in der Hand, da präsentiert uns der nette Mitarbeiter von Hertz das Sine qua non in Form der Kaution über 1500 Euro, die zusätzlich zu den bereits entrichteten satten 2500 Euro Mietwagen-Kosten auch noch hinterlegt werden muss - und zwar ausschließlich per Kreditkarte. Jedoch, wat'n Pech - keine unserer Karten funktioniert, vermutlich aufgrund zu geringen Kreditrahmens. Alle Versuche, die Kaution bar zu hinterlegen, fruchten nicht. Der Mitarbeiter kennt kein Pardon, beteuert, dass er heute Abend nichts mehr für uns tun kann, außer uns mit dem Shuttle zu unserem Hotel nach Alajuela, einer Kleinstadt in Flughafen-Nähe, bringen zu lassen. Morgen früh sehe die Welt schon wieder anders aus, wir sollen ein Glas Wein trinken und mit unserer Bank sprechen. Der letzte Satz lässt alle Hoffnung in uns fahren, denn schaffe es mal, in einem überschaubaren temporären Zeitraum ein Gespräch mit deiner Bank auf die Beine zu stellen und das auch noch über 9000 Kilometer hinweg aus Costa Rica.
    Gegen 22 Uhr Ortszeit sitzen wir im Besitz unserer Gehwerkzeuge und ansonsten unmotorisiert im menschenleeren Stadtpark von Alajuela. Vor der skurrilen Geräuschkulisse zweier eingesperrter Papageien auf einer Veranda, die einen Lärm machen wie die gesamte Arapopulation vom Corcovado, verzehren wir unsere Vesperreste aus Deutschland und trinken Samos aus einer mitgebrachten Flasche. Einem Bettler, der bei uns vorbeikommt, die Hand aufhält und nicht lockerlassen will, zeigen wir unsere leeren Brotdosen und sagen, wir seien ebenso "poor" wie er, wohl bereits jetzt die fetteste Lüge unseres Urlaubs, aber er lacht und verzieht sich.
    Später schlafen wir schlecht, sind um halb fünf schon wieder wach und warten verzweifelt darauf, dass es hell wird. Inzwischen sind wir telefonisch im Gespräch mit Endlosschleifen, reden mit Mietwagen- und Bank-Hotlines in halb Europa, die alle nichts für uns tun können. Der von R abends geänderte Kreditrahmen ist noch nicht hochgeladen, und unsere Zuversicht, im Lauf des neuen Tages noch zu einem Auto und mit diesem nach Puerto Viejo an der Karibik zu kommen, auf dem Nullpunkt. Zurück im CarRental treten wir die Flucht nach vorne an. Die Drohung, unseren Vertrag zu stornieren, wirkt, und nachdem wir für die Kaution fast unsere gesamte Barschaft in Euro und Colones losgeworden sind, können wir es kaum glauben, als wir endlich unsere "Kutsche" besteigen und losfahren. Costa Rica, wir kommen!
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