• Noch 1 paar Nudeln zu deinem Chiliöl?

    18 декабря 2019 г., Китай ⋅ ☀️ 1 °C

    Essen in China Teil 1 - Beijing und Xi‘an

    Chinesische Essen? Das kennt man ja in Deutschland, Pekingente und Hühnchen Süßsauer, vielleicht noch ein paar Wan-Tans und irgendwas mit Erdnusssauce. Doch weit gefehlt, denn wir durften chinesisches Essen in den letzten eineinhalb Wochen von einer so vielseitigen und tollen Seite wie nie zuvor kennenlernen.
    Schon allein die Tischkultur unterscheidet sich hier deutlich von der in Deutschland. Die individuell ausgesuchten Gerichte gibt es hier eigentlich nicht und auch keine Vor - und Nachspeisen. Die Gerichte unterscheiden sich meist nur in der Größe. Pro Person werden dann 1-2 Gerichte bestellt, die gleichzeitig gebracht und in der Mitte des Tisches platziert werden. Es essen dann alle von allen Tellern. Im Prinzip muss man so quasi immer mit anderen Leuten zusammen essen gehen, weil man sonst sehr einseitig essen würde.
    Auch Süßspeisen werden nicht zum Schluss, sondern direkt mit allem anderen zusammen gebracht. Außerdem gibt es manchmal kostenlosen Tee zum Essen und wenn es den nicht gibt, zumindest immer heißes (🥵) Wasser.
    Wie es die Küche quasi jedes größeren Landes an sich hat, ist auch die chinesische regional sehr unterschiedlich. Bereits zwischen Beijing und Xi‘an bestehen schon einige Unterschiede (sind ja auch 1.100 km dazwischen). Jede Region hat eigene Spezialitäten und Einflüsse. So unterscheidet sich z.B. die Art der Beilage. Im Norden wird weniger Reis, sondern eher Nudeln und Dumplings gegessen. Je weiter südlich es geht, desto höher steht der Reis im Kurs. Die Küche in Xi’an wird darüber hinaus von den verschieden Religionen geprägt. Muslimisch/zentralasiatische und buddhistische Einflüsse spielen eine große Rolle. Dank des Buddhismus, zu dem sich 18% der Chines*innen zugehörig fühlen, gibt es in ganz China auch sehr viel für uns zu probieren. Je nach Auslegung essen Buddhist*innen zu bestimmten Zeiten keine tierischen Produkten, manche auch die ganze Zeit. Dadurch gibt es einen Markt für allerlei Ersatzprodukte auf Basis von Tofu, Soyaprotein oder auch Pilzen. Von kleinen Snacks bis hin zu ganzen Fischen aus Tofu. In jeder großen Stadt gibt es mindestens einen Tempel mit veganem Restaurant und in Beijing und Xi’an gab es eine Vielzahl an veganen/vegetarischen Restaurants, die meist sehr gut besucht waren und wir konnten uns nach Lust und Laune durchschlemmen. Auch was die Zubereitung von Gemüse angeht, haben wir hier Meisterleistungen erlebt. Viele der Gemüsesorten kennen wir, aber es kommen auch einige Dinge auf den Tisch, die wir noch nie gegessen haben. Besonders die Vielzahl an verschiedenen Pilzen ist unglaublich. Wir hätten nicht gedacht, dass Pilze so unterschiedlich aussehen und schmecken könnten. Sogar Judith, die eigentlich kein großer Fan von Pilzen ist, hat hier schon einige leckere Sorten entdeckt.

    Bereits am zweiten Tag in Beijing fanden wir den „Vegetarian Tiger“, ein sehr bekanntes Restaurant mit mehreren Filialen in Beijing, das kulinarisch ganz weit oben mitspielt (wobei aber trotzdem auch für uns bezahlbar) . Wir probierten uns durch einen Eintopf aus Kohl und Tofu, eine Art Spareribs aus Soya und Auberginen mit Paprika und Chilis. Besonders das letzte hatte es uns angetan und wir essen dieses Gericht seit dem ständig. Auch an den weiteren Tagen kamen Gerichte auf den Tisch, die wirklich lecker schmeckten, mit Zutaten, die wir kannten, aber noch nie in der Form zubereitet hatten. Beispielsweise werden Bohnen hier sehr verschieden eingesetzt und häufig sogar für Süßspeisen verwendet. Auch die Dumplings, die uns quasi schon die ganze Reise als Mahlzeit begleiten, gibt es hier. Mit unterschiedlichen Füllungen und Zubereitungsweisen werden sie überall verkauft. Ob gedämpft oder frittiert, ob mit Chinakohl und Tofu oder mit Bohnen gefüllt oder direkt mit Öffnung zum Selbstbefüllen. Leider finden wir die Dumplings aber häufig etwas zu lasch gewürzt und etwas fade. Und im Gegensatz zu chinesischen Lokalen in Deutschland findet man hier auch nicht die Sojasoße auf jedem Tisch stehen zum selber nachwürzen - das scheint eher ein Klischee zu sein.

    Angekommen in Xi‘an ging es direkt über den muslimischen Markt zu unserem Hostel (wir erzählen darüber sicher nochmal was im Post über Xi‘an). Allerlei Leckereien werden dort in kleinen Straßenimbissen verkauft, die dicht an dicht gedrängt das komplette Viertel einnehmen. Und auch für uns war etwas dabei (Wobei wir die, direkt neben den Essenständen an den Hinterbeinen aufgehängten, toten Tiere ausblenden mussten, um etwas herunterzubekommen).
    Jonas schrieb einen Zettel mit den chinesischen Zeichen für Ei und Milch und den gängigen Fleischarten (Meat, Chicken, Fish, Seafood). Damit bewaffnet funktioniert die Essensuche hier wirklich gut. Am ersten Tag probierten wir scharf angebratenen Tofu mit Chili und Lauchzwiebeln, ähnlich zubereitete Kartoffeln und deftige Reiskuchenstücke. Zum Abschluss gab es einen gedämpften Reiskuchen mit Heidelbeeren (yummy!) und Judith gönnte sich, wie danach jeden Tag, einen frisch gepressten Granatapfelsaft, den dort jeder dritte Stand verkauft.
    Auch an den folgenden Tagen wurden wir fündig: Was wir als Reispfannekuchen ausgemacht hatten entpuppte sich als Reisnudeln, die gedämpft und dann zerschnitten wurden. So in essbare Stücke zerkleinert gab es dazu Koriander, Knoblauch, Chillis, Frühlingszwiebeln, Gurke und Erdnüsse und noch mehr Chiliöl. Außerdem probierten wir eine hiesige Spezialität: kalte Nudeln mit Sprossen, cremiger Sesamsauce und Chilliöl.

    Chilli und Öl - diese zwei Komponenten sind hier recht präsent und prägend für die Küche. In einen Park in Xi’an sahen wir eine Statue deren Titel war: „Die Einheimischen essen Chilis als Hauptgericht“. Diese Beschreibung passt sehr gut um sich vorzustellen, wie viel Chilis an manchen Gerichten dran ist. Einige Läden verkaufen nur verschiedene Sorten gehackte Chilis und einige unserer Teller bestanden gerne mal zur Hälfte aus Chilischoten. Allerdings sind diese nur leicht scharf, sodass das Essen dadurch trotzdem noch wirklich okay zu genießen ist. Auch das Öl darf nicht fehlen. Wir hatten vorher gelesen, dass wir uns auf öliges Essen einstellen müssten. Aber auf die vielen frittierten Gerichte und das Ausmaß an Öl was zum anbraten, oder in Form von Chiliöl zum würzen verwendet wird, waren wir nicht vorbereitet. Manchmal war es schon etwas heftig und wir konnten einfach nicht alles aufessen, weil es zu ölig war. Dementsprechend wird das Öl im Supermarkt auch direkt in praktischen 5 Liter-Kanistern verkauft 👌😂

    Trotz des Ausmaßes an öligen Kalorien, die wir zu uns nehmen, sind wir essentechnisch wirklich gut bedient. Auch das Gebäck und die Süßigkeiten haben es vor allem Judith angetan. So essen wir momentan auch recht viel kleine Teilchen aus einer Art Blätterteig mit verschiedenen Füllungen drin (meist auf Basis von leicht gesüßter Bohnenpaste oder Nüssen). Die traditionelle chinesische Konditorei nutzt glücklicherweise keine Milchprodukte und auch keine Eier. Auch gibt es Süßspeisen häufig aus Reis in verschiedener Form, ob frittiert, gedämpft oder gebacken, alles mit Zucker und verschieden Füllungen.

    So schlemmen wir uns auch etwas in Richtung Foodie-Himmel, denn in Südostasien wird es wahrscheinlich noch viel viel tolleres Essen geben. Hoffentlich dann mit etwas weniger Öl 😅

    Anbei gibt es noch ein paar Schnappschüsse unserer kulinarischen Highlights.
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