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  • Füße massieren in China

    December 18, 2019 in China ⋅ ⛅ 8 °C

    Unser Aufenthalt in Xi'an begann direkt mit einem Erlebnis für sich. Unser Hostel lag nämlich mitten im muslimischen Viertel. Dieses Viertel in der Innenstadt ist ein einziger Markt, der hauptsächlich von der muslimischen Minderheit betrieben wird. An den verschiedenen Ständen wird alles feil geboten, von getrockneten Früchten und Nüssen, über Kleidung und Souvenirs, bis hin zu Gewürzen, aber hauptsächlich Streetfood. Es ist laut, es ist trubelig und von überall steigen einem andere Gerüche in die Nase. Und genau darein ging es direkt von der Metro. Schwer bepackt schlängelten wir uns durch die Menschenmengen und wichen den sich dadurch quetschenden Motorrollern, Autos und Tuc-Tucs aus. Judith war anfangs etwas überfordert davon. Jonas fühlte sich sehr in die engen kambodschanischen Gassen zurückversetzt. Teilweise hatte Judith richtige Angst um Jonas, der recht unbeeindruckt von den hupenden Motorrollern die Straße entlanglief. Es gab aber halt viel zu viel zu sehen, als dass man sich auch noch auf den Verkehr hätte konzentrieren können 😜. Am liebsten hätten wir bei einigen Ständen angehalten und uns alles näher beschaut, aber wir hatten ja noch einiges an Gepäck dabei. Das luden wir erstmal in einem kleinen typischen Backpackerhostel ab. Unser Zimmer war vollkommen ok, nur war wieder die Duschwanne beim Bau vergessen worden und die Tür war wieder so dünn, dass man alles von draußen hörte. Außerdem hatten wir ein kleines Podest mit Kissen und einem niedrigen Tisch an den wir uns hocken/setzten und essen konnten. An sich wirklich gemütlich und wir hatten sogar noch genug Platz abends ein Work-out zu machen (wir haben es nach 5 Wochen endlich mal geschafft, Sport zu machen 💪).
    Gleich nach dem Ankommen ging es wieder auf den Markt, um etwas Essen zu ergattern (siehe anderer Post). Wir waren rundum zufrieden und fühlten uns schon recht wohl in der Stadt.

    Am nächsten Tag (16.12.) ging es nochmal richtig ins muslimische Viertel. Wir schauten uns die Moschee an, die so gar nicht an typisch orientalische Moscheen erinnerte und ließen uns durch den Markt treiben. Dabei kauften wir noch ein paar Leckereien zum Mittagessen. Nachmittags fuhren wir dann zu einer, etwas außerhalb der Innenstadt gelegenen, Pagode. Der Eintritt war aber so unverschämt hoch, dass wir beschlossen, nur die darum liegende Parkanlage zu besichtigen. Vorher mussten wir jedoch noch einige Fotos mit Einheimischen machen, die unbedingt eine Erinnerung an die beiden Westler*innen brauchten, die sie gesehen hatten 😅 Wir nahmen es mit Humor, verließen dann jedoch relativ schnell den Vorplatz, um der Pagode nicht die Show zu stehlen. Von dort ging es in einen buddhistischen Steingarten, der sehr viel Ruhe ausstrahlte. Wären da nicht drei Jugendliche gewesen, die vor einer großen Buddhastatue "Karaoke" sangen. Aus einem halb kaputten Lautsprecher röhrte abgehackte Musik, welche sie mit ganz gutem Gesang untermalten und das gleich mit drei Handys filmten. Irgendwie skurril 😅.
    Auf dem weiteren Weg durch den Park entdeckten wir einen Abschnitt, in dem verschiedene Skulpturen aufgestellt waren. Die Bronzefiguren stellten verschiedene Eigenheiten der hiesigen Bevölkerung dar und waren mit sehr viel Selbstironie gespickt. Wir lernten das traditionelle Hauptgericht kennen (ihr erinnert euch - Chilis🌶🌶🌶), fanden heraus, dass man besser Glatze tragen sollte, weil das weniger Arbeit beim Reinigen macht und, dass es ganz normal ist, seinen ganzen Haushalt und die gesamte Familie auf einem Motorroller zu transportieren🛵.
    Abends ging es dann noch in ein veganes All-you-can-eat-Buffet, wo wir uns für 20 Yuan (ca. 2,5€) unbegrenzt den Bauch vollschlugen.

    Am nächsten Vormittag (17.12.) planten wir relativ viel für unsere Reise in den Nationalpark von Jiuzhaigou. Das gestaltete sich insgesamt als sehr zeitaufwändig, da das WLAN ungefähr so langsam war, wie in der Modem-Zeit oder teilweise auch gar nicht funktionierte. Deswegen kamen wir erst Nachmittags in den Tourimodus. Leider kamen wir etwas zu spät zur Stadtmauer, um noch eine Umrundung der Innenstadt zu schaffen, weswegen wir, etwas genervt von uns selbst, nur etwas durch die Innenstadt schlenderten und das Leben abseits der Touri-Orte anschauten. Danach ging es noch zum Frustshoppen bei Walmart, um uns mit allerlei Dingen einzudecken u.a. mit zwei Gesichtsmasken (die sind hier total in, daher mussten wir das natürlich probieren 😂). Nach dem abendlichen Beauty-Programm und unserem ersten Workout auf der Reise ging es dann ab ins Bett.

    Unseren letzten vollen Tag (18.12.) in Xi'an verbrachten wir fast vollständig auf der Stadtmauer. Da uns 45 Yuan (6€) pro Person nach 54 Yuan Eintritt zu viel waren, um ein Fahrrad auszuleihen, entschieden wir uns, die 14 km Stadtmauer zu Fuß zu bestreiten. Die Mauer umschließt den gesamten Innenstadtbereich und ist vollständig restauriert. Langsam werden alle alten Türme wieder aufgebaut und die Stadttore erstrahlen schon im vollen Glanz. Seit 1987 wurde die ca. 15 Meter breite Mauer wieder rekonstruiert und ist ein wirklich beeindruckender Bau. Von dort aus hatten wir einen guten Blick auf die Stadt und waren wirklich stolz auf uns, als wir nach gut 5 Stunden wieder am Ausgangspunkt ankamen. Den gleichen Weg hätte man übrigens auch mit einem Golfkart zurücklegen können. Einige betuchte Leute haben sich wirklich für 200 Yuan (26€) auf der Mauer chauffieren lassen - warum auch immer man ohne Stopps über eine Mauer gefahren werden möchte ohne viel zu sehen 🙈.
    Dann ging es ab zum Bahnhof um unsere Tickets nach Chengdu zu kaufen (3,5 h Fahrt für 800 km für schlappe 38$ - da kann sich die DB noch was abgucken).
    Nach dem zweiten Besuch beim All-you-can-eat Buffet ging es dann zu einem weiteren Highlight. Wir hatten schon den ganzen Tag darüber gescherzt, uns noch die Füße massieren zu lassen. Hier gibt es nämlich an jeder Ecke solche kleinen Massagestudios und wir hatten schon immer neidisch die Leute darin beäugt, die sich die Füße durchkneten ließen. Auf dem Rückweg kamen wir wieder direkt an einem kleinen Laden vorbei, der ein traditionelles Fußbad, Pediküre und Massage für 30 Yuan (4€) anbot. Da konnten wir nicht nein sagen und setzten uns. Nach kurzen Kommunikationsschwierigkeiten und dem Streit zwischen einem der Masseure mit seinem kleinen Sohn, ging es los. Nebenbei lief der Fernseher und der Sohn quängelte entweder vor lauter Müdigkeit rum oder schaute Videos auf voller Lautstärke auf dem Handy des Vaters, eine nicht so entspannende, dafür aber irgendwie authentische Umgebung. Der Laden war gut besucht und wir glauben, dass eine Massage hier einfach ab und zu dazugehört, ähnlich wie ein Friseurbesuch. Vollkommen entspannt ging es dann wieder zurück ins Hostel.

    Ihr wundert euch vielleicht, warum wir in Xi'an nicht die beiden Hauptsehenswürdigkeiten angeschaut haben - die Terracotta-Armee und die Hua-Shan Mountains. Das hatte verschiedene Gründe. Der erste ist auf jeden Fall der Kostenfaktor. Touristische Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten in China sind bisher extrem teuer, weswegen wir immer etwas abwägen, was wir sehen wollen und was im Kostenrahmen ist. Die wunderschöne Wanderung auf die heiligen Berge in der Nähe von Xi'an hätte uns bspw. mindesten 40€ pro Person gekostet (Anreise, Eintrittspreis, der leider unvermeidbare Lift). Gleiches bei der Terracotta-Armee. Außerdem hatten wir zunehmend das Gefühl, dass wir diese auch nur angucken würden "weil man das eben gesehen haben muss". Wir hatten ein Video von der Terrakotta-Armee gesehen und waren ziemlich abgeschreckt. Tourimassen drängeln sich in einer Halle, in der man von oben auf die Ausgrabungsstätte gucken kann. Nur um aus einiger Entfernung einen Blick auf die Steinskulpturen zu erlangen, dieses Theater und 16€ Eintritt plus Anfahrtskosten? Hätten wir unbedingt hingewollt, hätten wir es trotz des Preises gemacht, aber so war es uns das nicht wert.
    Die Entscheidung gegen diese beiden Orte fiel uns nicht leicht, aber wir haben uns dabei auch für unsere Reise in einen der schönsten Nationalparks Chinas (den bereits erwähnen Jiuzhaigou Nationalpark) entschieden, der auch sehr kostspielig ist. Für uns ist es im Nachhinein okay, aber natürlich trotzdem ein bisschen schade.

    Insgesamt hat uns Xi'an richtig gut gefallen. Die Stadt ist durch die Stadtmauer in zwei Teile geteilt. Der Teil innerhalb der Mauer beherbergt die meisten traditionellen Gebäude und Wolkenkratzer sucht man vergebens. Trotzdem ist der Innenstadtbereich modern und erinnert nicht wirklich an eine traditionelle chinesische Innenstadt. Sie hat sich aber ein bisschen von dem Charme bewahren können. Direkt außerhalb der Stadtmauer ragen dann überwiegend die Hochhäuser in den Himmel.

    Auch wenn wir nicht alles gesehen haben und etwas rumgebummelt haben, war es eine schöne Zeit im etwas kleinstädtischeren Xi'an, was so anders daherkam, als die Riesenmetropole Beijing. Nun geht es nur für einen Kurzaufenthalt nach Chengdu, von wo wir den Bus nach Jiuzhaigou nehmen werden. 🏔🌲
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