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  • Weihnachten

    December 24, 2019 in China ⋅ ☀️ 0 °C

    Am 24.12. kamen wir uns ein bisschen so vor, wie in einem der schlechten Weihnachtsfilme, in denen alles schief läuft, was so schief laufen kann, aber am Ende passiert irgendein Weihnachtswunder und alles wird doch noch ganz toll. Der Teil mit dem Wunder ist leider nicht eingetreten, aber wir haben trotzdem das Beste draus gemacht und verbuchen es mal unter 'Erfahrungen'. Aber von Vorn.
    Vor Ewigkeiten, als wir die Reise noch nicht genau geplant hatten, dachten wir immer, dass wir Weihnachten während der Reise irgendwo an einem Strand in Südostasien verbringen würden. Mit der genaueren Planung wurde dann klar, dass es eher auf China hinauslaufen würde, wo leider im Dezember kein Sommerwetter ist. Als wir dann in China angekommen waren und die genaue Route planten, wurde klar, dass wir Weihnachten in Chengdu verbringen würden. Nur wurde unser Plan ja dann durch die Lebensmittelvergiftung verschoben und wir dachten, wir würden am 24. im Nationalpark wandern gehen. Auch nicht schlecht. Überhaupt nicht gerechnet hatten wir aber damit, dass wir an Heiligabend in einem komplett ausgestorbenen kleinen Dorf stranden würden, in dem es absolut gar nichts zu tun und nichts zu sehen gibt. Und wir konnten den Ort noch nicht mal zu Fuß verlassen, denn in beiden Richtungen endet einige Meter hinter dem letzten Gebäude der Fußweg und es gibt nur noch eine Straße, die an beiden Seiten durch Felswände begrenzt wird - man kann also nicht neben der Straße laufen.
    Wir hatten die Frau aus unserm Hostel gefragt, aber auch sie hatte keine Ideen, was wir sonst noch tun könnten, ohne uns wieder in Unkosten zu stürzen für einen Ausflug weiter weg. Also saßen wir mehr oder weniger in unserem kleinen Hostelzimmer fest, was zu allem Überfluss auch noch super kalt war. Die Gebäude in China haben in der Regel keine Heizung, sondern nur Klimaanlagen, die auch heiße Luft produzieren können. In unserem Fall hat diese aber nicht ausgereicht, um unser recht großes Zimmer im Erdgeschoss zu heizen. Wir verkrochen uns also in unsere Betten, die Heizdecken auf der Matratze hatten und daher angenehm warm waren. Gegen Mittag wagten wir uns vor die Tür und liefen ein wenig durch die leeren Straßen, aber ein entspannter Spaziergang war das auch nicht, da wir uns als auffällig westlich aussehende Personen immer so beobachtet vorkommen. Wir versuchten noch kurz, einen kleinen Pfad zu finden, der auf maps.me eingezeichnet war, in der Hoffnung, doch noch ein bisschen aus dem Ort rauslaufen zu können, aber dieser endete nach ein paar Metern vor einem Zaun. Der hatte zwar ein Loch, aber wir waren uns nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee wäre, dort durchzuklettern, da es dahinter auch sehr steil nach oben ging. Also kehrten wir wieder um. Auf dem Rückweg liefen wir an einem der wenigen Lokale vorbei, das offen hatte und der geschäftstüchtige Koch winkte uns auch gleich herein. Da das Ganze auch ein bisschen netter aussah, als die lieblos eingerichteten, heruntergekommen Imbisse, in denen wir an den zwei Abenden davor unser bisher schlechtestes Essen in China gegessen hatten, ließen wir uns überzeugen. Natürlich waren wir auch hier die einzigen Gäste und der Raum war eiskalt. Aber das Gemüsegericht hatte ein sehr leckere Soße und das andere Gemüse mit Tofu war auch viel leckerer als der Teller mit (nur) Sprossen und Öl mit Gemüsestreifen, das wir am Vortag serviert bekommen hatten. Wir waren also froh, doch noch ein ganz okayes Essen zu bekommen.
    Für den Nachmittag hatten wir uns eine kleine Challenge überlegt, um uns die Langeweile zu vertreiben. Wir bekamen beide 38 Yuan (was ungefähr 5 Euro sind) und eine Stunde Zeit, um uns gegenseitig in den kleinen Mini-Supermärkten Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Die Bedingung war aber, das es nichts völlig unnützes sein durfte, was danach nur weggeworfen werden würde. Wieder zurück im Hostel, packten wir die "Geschenke" in Handtücher und Kleidung ein, machten Weihnachtsmusik und einen Adventskranz-Video auf dem iPad an. So richtig weihnachtlich fühlten wir uns zwar trotzdem nicht, aber lustig wars. Jonas hat übrigens ein tibetisches Bier, eine Cola, Kaugummis und Taschentücher bekommen und Judith einen chinesischen Eistee, Oreo-Kekse, ebenfalls Taschentücher, einen Schwamm und einen kleinen Stoff-Anhänger mit einem Pferd und Glöckchen dran. Viel Spannenderes haben die kleinen Lädchen nicht hergegeben.
    Danach skypten wir noch nacheinander mit Judiths und Jonas Eltern.

    Am 25. stiegen wir früh morgens wieder in den Bus nach Chengdu, wo wir abends nur noch die Zugtickets für den nächsten Tag und ein paar Lebensmittel kaufen gingen. Dann ging es schon wieder ins Bett und wieder früh raus denn gerade befinden wir uns wieder im High-Speed-Train nach Kunming. 900km in schlappen 6h. Wir wissen noch nicht genau, wie lange wir dort bleiben, weil wir dort das vietnamesische Visum beantragen werden und dann darauf warten müssen. Wir hoffen aber, dass es nicht allzu lange dauert, denn wir wollen gerne bald weiter. Langsam sind wir ein bisschen genervt davon, dass alle Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten in China so verhältnismäßig teuer sind und dann auch noch immer so touristisch überlaufen.
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