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  • Der Frühling unserer Reise

    January 1, 2020 in China ⋅ 🌙 8 °C

    Es sind dann 5 Tage geworden. Am Ankunftstag haben wir nur kurz unsere Sachen ins Airbnb gebracht und sind dann gleich noch schnell losgezogen, um uns um das Visum zu kümmern. Dazu schreibt Jonas aber noch einen separaten Post, denn das war schon eine unterhaltsame Angelegenheit. So wussten wir dann schonmal, dass wir am 31.12. unser Visum bekommen würden und am 01.01. nach Vietnam einreisen könnten.
    Danach hatten wir bei happycow gleich bei uns um die Ecke eine süße Pizzaria entdeckt, und da wir beide schon echt Lust hatten, auch mal wieder etwas ohne Reis zu essen, sind wir dort gelandet. Außerdem waren wir neugierig, ob man gute Pizza auch in China bekommt. Wir wurden mehr als überzeugt. Die Pizza könnte fast mit der von Augusto mithalten! (Falls ihr Augusto nicht kennt - es würde sich durchaus lohnen, nur für Pizza bei Augusto mal nach Chemnitz zu fahren 😋 ).
    Die folgenden Tage verbrachten wir damit, zunächst unsere Nachbarschaft und nach und nach andere Ecken der Stadt zu erkunden. Unser Airbnb hätte besser nicht liegen können. Die Nachbarschaft war eine entspannte Wohngegend direkt an einem der schönsten Parks der Stadt. Kunming ist wirklich eine schöne Stadt. Es ist grün, das Klima ist das ganze Jahr über mild und die Menschen sind wunderbar entspannt. Der Green Lake Park bei uns um die Ecke war das beste Beispiel dafür. Eigentlich ist der Park eher ein See, auf dem sich viele kleine und größere Inseln befinden, mit Brücken und Pavilions, Bambuswäldchen, Palmen, Bänken, ein paar Lädchen und Ständen. Dazwischen steht ein bisschen die Zeit still. Alle schlendern entschleunigt am Wassen entlang, Vögel zwitschern, ein paar Opis üben Geige spielen, auf einem Platz tanzen Menschen zu Musik aus einem großen Lautsprecher, andere sitzen irgendwo in der Sonne. Auf den Brücken stehen Menschen und werfen den Möwen Brot zu. Denn unzählige Möwen kommen jedes Jahr vor dem Winter aus Sibirien hierher um den kalten Temperaturen zu entfliehen - wir haben uns ihnen sehr verbunden gefühlt und uns gefragt, wer wohl für den Weg länger gebraucht hat (wir vermuten mal, wir verlieren😬). Das Ganze ist wirklich eine Attraktion, wir glauben beide nicht, dass wir jemals zuvor so viele Möwen auf einem Fleck gesehen haben.
    Zu unserer Freude wurde es am zweiten Tag auch schon richtig warm und spätestens danach war für uns der Frühling angebrochen. Nicht umsonst trägt Kunming auch den Beinamen City of Eternal Spring. Wir haben beide zum ersten Mal unsere Wintermäntel gegen leichtere Jacken ausgetauscht.
    Am zweiten Tag haben wir außerdem einen wunderschönes buddhistisches Kloster entdeckt. Die Yuantong-Tempelanlage hat zur Abwechslung auch gerade mal einen umgerechneten Euro Eintritt gekostet. Wir waren schon einige Meter hinter dem Eingang, da lief uns eine freundliche Frau hinterher und bedeutete uns mit Händen und Füßen, dass wir doch auch jeder zwei Kerzen und Räucherstäbchen kostenlos bekommen, ob wir nicht welche haben wollten? Natürlich wollten wir und mussten uns danach erstmal bei anderen Menschen abgucken, was man denn dann damit macht. Es stellte sich heraus, man klebt die Kerzen mit etwas Wachs auf eine Art Altar und zündet dann die Räucherstäbchen an. Einige Menschen verbeugten sich dann nochmal mit diesen vor dem Haupttempel in alle Himmelsrichtung, bevor auch diese in einem Altar in Sand gesteckt wurden. Die Stimmung in der Tempelanlage war so friedlich und entspannt, auch hier war es wieder so schön grün.
    Judith hatte außerdem in der Nachbarschaft einige Frisörsalons erspäht, die ein bisschen professioneller aussahen, als die kleinen Shops, an denen wir sonst so vorbeigekommen waren. Und so beschloss sie kurzerhand, ihre Haare nochmal ein ganzes Stück kürzen zu lassen. Natürlich waren wir wieder die Attraktion in dem Laden. China ist definitiv nichts für introvertierte weiße Personen, man kann einfach nicht keine Aufmerksamkeit erregen. Die Frisur ist übrigens ganz gut geworden, auch wenn die Kommunikation wieder sehr schwer fiel. Mit ein paar Bildern ging es aber. Und die 45 min Arbeit haben gerade mal 5€ gekostet.
    Leider kein Highlight in Kunming waren unsere lowbudget-Unterkünfte. So schön die Lage und der Preis des Airbnbs auch waren, der Rest war eher eine kleine Katastrophe. Die Vermieterin, die eigentlich ganz gut Englisch konnte, hatte uns bei der Anreise einfach keine Informationen gegeben, wie wir in die Wohnung kommen würden und uns dann auch noch die falsche Apartmentnummer geschickt (weswegen wir kurzfristig in einer fremden Wohnung standen). Hätten wir keine chinesische SIM-Karte gehabt, wären wir aufgeschmissen gewesen. Die Toilette war ab Tag 2 dauernd verstopft, sodass wir irgendwann immer 10 min zum Park laufen mussten, um dort auf die öffentliche Toilette zu gehen. (Öffentliche Toiletten gibt es in China übrigens wirklich an jeder Ecke und sie sind immer kostenlos und meistens auch in völlig okayem Zustand, mega gut👍). Außerdem hatte unser Bett einfach keine Matratze, sondern nur ein paar Schichten Wolldecken unter dem Laken und es war nachts recht kalt und es gab keine Klimaanlage zum heizen, wie sonst in China. Wir hatten am Anfang nur drei Nächte gebucht und dann beschlossen, nochmal umzuziehen, obwohl wir dazu beide keine Lust hatten - aber die Toilettensituation war einfach nicht mehr cool.
    Das günstigste Hostel mit eigentlich ganz guten Bewertungen befand sich am anderen Ende der Stadt. Dort angekommen, wurden wir aber böse überrascht. Das ganze Hostel war quasi eine Baustelle. Wir haben schon öfter erlebt, dass die Fotos auf Booking.com ziemlich beschönigt sind, aber das war wirklich noch eine Stufe heftiger. In unserem Zimmer fehlte nämlich an einer Längsseite die obere Hälfte der Wand. Diese war einfach nur mit einem Vorhang abgedeckt. Da auch der Rest des Gebäudes offen war, konnte man die sehr laute Straße von unten komplett hören und Wind und Wetter kamen herein. Zunächst wollten wir uns eigentlich nur beschweren, dass wir eindeutig nicht das Zimmer bekommen hatten, dass wir auf Booking.com gebucht hatten und fragen, ob wir ein anderes bekommen könnten. Die zunächst sehr affektiert freundliche Besitzerin quasselte aber nur unzusammenhängenden Kauderwelsch und wurde dann schlagartig richtig aggressiv, als sie merkte, dass wir uns damit nicht zufrieden gaben. Sie konnte recht gut Englisch und warf uns wüste Beleidigungen an den Kopf und verlangte dann, dass wir ihr Hostel verließen. Also saßen wir 10 Minuten später völlig überrumpelt und ziemlich wütend auf der Straße.
    Nachdem wir uns von dem Schock erholt hatten, buchten wir also nochmal ein neues Guesthouse und waren diesmal extra kritisch. Wir zahlten dann zwar deutlich mehr, aber bekamen auch eins der schönsten Zimmer, das wir auf der Reise bisher hatten. Dazu eine sehr bemühte Gastgeberin, die uns auch half, noch einen kleinen Ausflug für den Tag zu planen. Es war nämlich wieder wunderschönes, frühlingshaftes Wetter und wir wollten uns die Laune nicht vermiesen lassen. Wir fuhren also mit dem Bus etwas raus aus der Stadt zu einem riesigen See mit einer sehr schönen Uferpromenade. Da Wochenende war, waren viele Kunminger*innen unterwegs um Möwen zu füttern oder sich an einem der vielen Stände einen Blumenkranz zu kaufen um damit dann das perfekte Foto von sich zu schießen 🙈.
    Am nächsten Tag machten wir noch eine kleine Wanderung auf einen kleinen Berg auf der andern Seite des Sees und hatten eine schöne Aussicht über Kunming.
    Dann war auch schon der 31.12. und damit Silvester und gleichzeitig unser letzter Tag in Kunming. Vormittags holten wir unser Visum ab und schlenderten dann noch mit einem Kaffee durch den schönen Park. Ausnahmsweise hatten wir uns mal einen richtig guten Kaffee aus einem Café gegönnt, die hier üblicherweise nämlich deutsche Preise haben. Und selbst im Supermarkt ist Kaffee so unfassbar teuer, dass wir seit Wochen keinen mehr getrunken hatten. China ist eben eher eine Teenation. Den Rest das Tages schlenderten wir einfach noch ein bisschen durch andere Stadtteile, aßen wieder mal in Öl ertränktes Mittagessen in einem kleinen Straßenimbiss und am Abends gönnten wir uns zur Feier des Tages Sushi in einem veganen japanischen Restaurant, was wirklich sehr lecker war.
    Wir waren vor Mitternacht zu Hause und fühlten uns sehr uncool. In China ist aber an Silvester auch nicht so viel los. Einige jüngere Leute feiern es wohl und der 01.01. ist auch Feiertag, aber das ist nicht zu vergleichen mit den Feiern in anderen Teilen der Welt. Richtig riesig gefeiert wird in China und auch z.B. in Vietnam dieses Jahr erst am 25.01. zum New Year nach dem Mondkalender, welches jedes Jahr auf ein anderes Datum fällt.
    Wir blieben zwar noch bis Mitternacht auf, gingen dann aber schnell schlafen. Am nächsten morgen klingelte um 5.45 der Wecker, weil wir unseren Zug um 8 Uhr nach Hekou erwischen mussten. Wir können uns nicht erinnern, wann wir das letzte Mal an Neujahr so früh aufgestanden sind. 😅 Lustigerweise war es bei euch in Deutschland zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal Mitternacht.

    Wir wünschen euch allen ein frohes neues Jahr! 🥂 wir hoffen, eure Wünsche und Vorhaben für 2020 gehen in Erfüllung.
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