Via de la Plata 2018

May 2018 - April 2024
Sevilla. Eine besondere Stadt. Auch wenn ich erst gestern ankam, aber eines wurde mir schnell klar - diese Stadt übt eine ganz besondere Faszination aus. Wahrscheinlich auf die meisten. Sicher auf Menschen, die auf der Reise sind und hier nur Halt ma Read more
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    Las Cabezas - Los Palacios 22.5.2018

    May 22, 2018 in Spain ⋅ ☀️ 25 °C

    Heute das war ein 1a-Training in Sachen Asphalt kloppen. 25 Kilometer und alle auf Asphalt. Mein bisheriger "Rekord" waren 24 km, auf der 2. oder 3. Etappe letztes Jahr in Portugal. Danach hätte ich meine Füße am liebsten abgeschraubt und fachmännisch entsorgt. Heute ging es im Vergleich zum letzten Jahr sogar, ich war positiv überrascht. Nachdem ein gewisser Schmerzpegel erreicht war, wurde es im Gegensatz zum letzten Jahr nicht noch schlimmer. Mich beschleicht das dumpfe Gefühl, daß ich in schlechterer Verfassung sein könnte.

    Heute morgen gab es eine Premiere. Als ich nach dem Aufwachen einen Wetterprüfblick durchs Fenster warf, musste ich mir nochmal die Augen reiben. Am ansonsten stets blauen Himmel war eine einzige graue Suppe auszumachen. Keine Sonne, wohin man auch blickte. Das stürzte mich nicht wirklich in tiefere Depressionen, Sonne hatte ich bislang reichlich, und ist auch mal schön, morgens auf die 50er-Sonnenmilch verzichten zu können.

    Noch rasch die Einkäufe für den Tag erledigt, Bude geräumt, Schlüssel in der Tanke abgegeben und los ging's. Auf Asphalt. Meine Hoffnung, dass sich das noch ändern würde, blieb eine Hoffnung. Nach einer Weile wiesen mir die Pfeile an einem Kanal den Weg nach rechts. Rechts? Hatte ich anders im Gedächtnis. Das Navi befragt und es stimmte, meine Route führte mich genau in die entgegengesetzte Richtung. An diesem Punkt verließ ich also die Via Augusta.

    Hintergrund ist, dass ich mir bei der Planung auch den Weg nach rechts angeschaut hatte. Der hätte mich aber heute zu einem Ort geführt, von dem aus ich morgen Sevilla hätte direkt ansteuern müssen. Das hätte knapp 40 km bedeutet, davon dann an die 8 km über den heißen Asphalt Sevillas. Wer schon mal eine so lange Etappe gelaufen ist und sich dann am Ende mit eh schon ziemlich platt gelaufenen Füßen die Freude gemacht hat, sich noch mal 1-2 Stunden durch eine Stadt zu geißeln, der weiß, was das Wort "Höchststrafe" bedeutet.

    Hier von Los Palacios y Villafranca aus sind es dagegen zwar auch noch 37 km bis Sevilla, auf dieser Route komme ich morgen aber nach knuffigen 14 😁 km in Dos Hermanas vorbei, wo ich dann bleibe und übernachte und am nächsten Tag mit nur noch 22 km nach Sevilla einen entspannten Abschluss meines ersten Teiles der Via de la Plata genießen kann.

    Ansonsten passierte nicht viel Erwähnenswertes. Ach doch, nach etwa 2 Stunden hatten sich alle Wolken verzogen und ich musste unterwegs doch noch meine Sonnenmilch zücken. Irgendwie zog die aber nicht wirklich ein, weil ich natürlich schon Betriebstemperatur hatte und gut am Ölen war. Das hatte einen eigenartigen Nebeneffekt: ich stellte später auf meinen Armen, dort wo die Sonne am heftigsten drauf briet, beim Drüberstreichen mehrere Verkrustungen fest. Beim näheren Betrachten war ich echt erstaunt. Da waren einige glasklare Blasen auf meinen Armen! Also keine Brandblasen, die Haut darunter war unversehrt. Einfach nur Blasen aus Sonnenmilch, die nicht schnell genug in der Sonne einziehen konnte und die dann anscheinend durch die Sonne so erhitzt wurde, dass Luftblasen entstanden, die dann hart wurden und die man einfach wegkratzen konnte. Habe ich so auch noch nicht gesehen.

    Dann wieder das Übliche. Mein Internet meldete sich wie erwartet kurz vor Ankunft ab, so dass wieder die Frage anstand: Wie finde ich jetzt ohne Google Maps zum Hostal? Die Frage hatte sich aber in dem Moment erledigt, als ich die Ortsgrenze überquerte. Bereits am ersten Haus war an der Fassade ein riesiges Schild befestigt, auf dem die Wegbeschreibung zu finden war. 100 Meter geradeaus, 100 Meter links, dann 100 Meter rechts, et voila - das Hostal stand da. Schwein gehabt 😎

    Mit diesem Problem werde ich mich sowieso morgen das letzte Mal rumschlagen müssen, wenn überhaupt; denn ich hege die Hoffnung, dass nach 14 km und entsprechend kürzerer Laufzeit mir noch etwas Internet verbleibt. Wenn nicht, dann sind dunkle Mächte im Spiel.

    In Sevilla kenne ich mich nun eh aus, ich habe auch wieder das Hotel von vor 2 Wochen. Und danach, auf der offiziellen Via de la Plata liegt jede Albuerge eh mehr oder minder direkt am Weg oder der Weg dorthin ist in meinem Outdoor-Wanderführer detailliert beschrieben. Also nur noch morgen einmal das Beste hoffen. Die Route von heute selber hatte ich mir gestern Abend sicherheitshalber nochmal runtergeladen und offline gespeichert, und heute gab es keine Probleme, auch nachdem kein Internet mehr verfügbar war. Was gestern das Problem war - keine Ahnung, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.

    Man könnte fast schon ein kleines Zwischenfazit ziehen. Auf meiner Strecke von Tarifa nach Sevilla habe ich wie erwartet nicht einen anderen Wanderer getroffen. Nicht weiter tragisch, beim Wandern selbst komme ich alleine sehr gut zurecht, kann mein Tempo und Pausen machen, wie ich will. Diese etwa 230 km bis Sevilla waren eine erstklassige Vorbereitung auf die 1000 km, die bis Santiago nun noch folgen werden. Ich bin jetzt RICHTIG gut eingelaufen und muss mich nicht erst noch in die Via de la Plata konditionell einfinden. Dass der Start mit dem Zaun-Desaster und dem wirklich ärgerlichen Sturz etwas holprig war - geschenkt. Ganz ohne Mühe geht es eben nicht, wenn man sich gewisse Dinge vornimmt. Nirgends.

    In diesem Sinne - Sevilla, ich komme! 😁😎🚶🌵🌴🍀☉
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  • Day 13

    Los Palacios - Dos Hermanas 23.5.2018

    May 23, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 24 °C

    Ich habe vor einigen Wochen im TV einen Bericht über die Natur in der Gegend südlich von Sevilla gesehen. Aufmerksam wurde ich auf den Film, da in der Ankündigung von Wölfen die Rede war, die dort heimisch sein sollen. Nicht viele, aber es soll sie dort geben. Ich glaube, ich habe heute einen gesehen! 😊 So etwa auf halber Wegstrecke, als sich die Piste von der Schnellstraße, neben der sie größtenteils herlief, etwas ins Hinterland verlegte. So etwa 100 Meter vor mir stand einer plötzlich mitten auf der Piste. War noch nicht ganz ausgewachsen hatte ich den Eindruck, stand da, schaute in meine Richtung und lief dann auf der Piste davon, bis er hinter einer Biegung verschwunden war. Scheu war er allemal, sagt man Wölfen wohl auch allgemein hin nach. Oder es war ein wilder Schäferhund, was ich aber nicht glaube, da ich unterwegs mitten im Nirgendwo noch nicht einen wilden Hund auf den bislang gut 200 km gesehen habe. Die Kläffer von neulich gehörten auch beide zu den landwirtschaftlichen Betrieben, die sie bewachten. War das Highlight des Tages 😎

    Ansonsten verlief der Tag nämlich ausgesprochen ereignislos. Es ging 2 km aus der Stadt heraus und dann begann die Piste entlang der Schnellstaße und führte direkt bis Dos Hermanas. Viele Fotos gab es da nicht zu schießen, sah alles ziemlich gleich aus. Also einfach marschieren und Kilometer abreißen.

    Auf morgen bin ich sehr gespannt. Es ist so gut wie unmöglich, zu Fuss von Süden nach Sevilla zu gelangen. Ein dichtes Autobahnnetz umspannt Sevilla dort. Ich habe im Vorfeld Google-Maps fast bis auf Kieselgröße strapaziert, um einen Weg in die Stadt zu finden, der zu Fuß irgendwie durchführbar ist. Mit meinem Ergebnis werde ich morgen in der Realität konfrontiert. Falls ich da irgendwelche garstigen Zäune oder ähnliches Ungemach übersehen haben sollte, werde ich das morgen besser früher als später mitbekommen. Die Spannung steigt 😎

    Ach ja, das Hotel, in dem ich heute übernachte, ist gleichzeitig Restaurant und Bar. Viel laufen werde ich heute also nicht mehr 😁😎
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  • Day 14

    Dos Hermanas - Sevilla 24.5.2018

    May 24, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 21 °C

    Back to Sevilla! 😁

    Das war vorhin ein wirklich königliches Gefühl, als ich die Stadtgrenze zu Sevilla überschritt. Ich war wieder da! Herrlich.

    Die Route, die ich mir ausgeheckt hatte, hat bis aufs I-Tüpfelchen gepasst. Aus Dos Hermanas raus ging es zunächst durch das etwas edlere Wohnviertel La Motilla und dann direkt ins weite Feld. Keine Zäune versperrten mir den Weg und auch sonst lauerten keine unliebsamen Überraschungen auf mich. Es ging dann durch Industriegebiete vor Sevilla, unter Autobahnbrücken hindurch, dann wieder über Felder und Wiesen, dann die nächste Unterquerung einer Autobahnbrücke, dann wieder in Industriegebiete, und plötzlich war ich an dem einen letzten Kreisel unter einer Autobahnbrücke, von dem aus ich es nur noch etwa 500 Meter bis zur Stadtgrenze von Sevilla hatte. Und dann stand ich vor dem Ortsschild 😁 Geschafft!

    Mir war schnell klar, wo ich nun als erstes hinwackeln würde. Zum Busbahnhof San Sebastian, von dem aus ich vor 10 Tagen nach Tarifa gestartet bin. Hier sitze ich nun, auf dem selben Stuhl wie vor 10 Tagen, und schaue auf die Busse, die heute aber ohne mich abfahren werden. So hat sich dieser Kreis geschlossen. Ein ziemlich cooles Gefühl 😎

    Jetzt werde ich gleich zu meinem Hotel traben und erstmal für die eine Nacht einchecken und dann sicher noch bei dem Irish Pub meines Vertrauens vorstellig werden. Ich habe Nic schließlich versprochen, hier noch ein Pils auf ihn zu trinken 🍺 und was man verspricht, muss man auch halten 😎 Später, wenn ich zurück im Hotel bin, werde ich vielleicht noch was schreiben. Stand jetzt 😁

    Hier in Sevilla ist es gerade eher ungemütlich, es stürmt ordentlich und auch Regen ist mit von der Partie. Wenn das morgen früh immer noch so ist, freue ich mich sogar ein wenig - bei dem Wetter ist Wandern vielleicht nicht ganz so nett, aber umso ursprünglicher. Die Natur zeigt sich dann eben auch von ihrer anderen Seite. Wer das nicht ab kann - naja, der hat sich dann eben vielleicht die falsche Freizeitbeschäftigung ausgesucht. Bin gespannt auf morgen. Und was sich auf der ersten offiziellen Etappe der Via de la Plata so zuträgt.

    Ich werde berichten 😎

    Eben noch mit Michael aus dem Irish Pub ein Erinnerungsfoto geschossen, er hat sich sofort an Nic und mich erinnert und wird den Blog jetzt auch weiter verfolgen, super! 😊
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  • Day 15

    Sevilla - Guillena 25.5.2018

    May 25, 2018 in Spain ⋅ ☀️ 21 °C

    Es gibt sie noch. Andere Pilger 🚶😁 wobei mir heute auffiel, dass mein "Starttermin" in Sevilla heute mit einem Freitag auch nicht wirklich dazu angetan ist, auf ganze Horden anderer Wanderer zu stoßen. Freitag! Wer kommt schon auf die Idee, seinen Urlaub an einem Donnerstag zu beginnen und nach Sevilla zu fliegen, dort zu übernachten, um dann Freitag morgens loszumarschieren? Sicher nicht die Masse. Die rückt eher am Wochenende an, macht Sevilla unsicher und startet dann am Montag, bestenfalls am Sonntag. Aber Freitag? 😁

    Aber: es gibt sie trotzdem. Einen habe ich unterwegs getroffen. Peter aus der Schweiz. Wir haben uns dann in der Herberge wiedergetroffen, er hat zufällig die gleiche wie ich gewählt. Haben uns vorhin zum nächsten Cafe aufgemacht, um in der Sonne bischen zu relaxen. Die Sonne hat leider etwas geschwächelt, nach 10 Minuten fing es an zu regnen, also haben wir uns wieder in die Herberge getrollt.

    Das Wetter heute war eh etwas durchwachsen. Was sich gestern Abend in Sevilla bereits angekündigt hatte, setzte sich heute weiter fort. Sonnige Phasen wurden von einem netten Landregen abgewechselt. Schon hatte ich meinen Regenschirm im Einsatz, und so prasselte es gemütlich auf mein Dach, während ich so vor mich hin marschierte. Ist sehr entspannend übrigens.

    Der Weg selber heute war wenig spektakulär. Insgesamt rund 22 km, wovon die ersten 12 durch verschiedene Vororte Sevillas raus aus der Stadt führte, und dann noch nach etwa 10 km, die auf schöner Strecke kerzengerade auf Guillena zuliefen. Wir waren die ersten in der Herberge, mittlerweile scheinen noch mehr Wanderer angekommen zu sein. Nachher werde ich mit Peter noch was Spachteln gehen, das Restaurant ist keine 50 Meter die Straße runter entfernt. Hoffentlich macht es nicht zu spät auf, habe jetzt schon einen Mörderhunger. Ach ja, den Supermarkt habe ich auch schon entdeckt, dem werde ich später auch noch meine Aufwartung machen und die Dinge für morgen auf der Piste besorgen. Die Wäsche wird gleich mit der Maschine gewaschen, hoffentlich ist die bis morgen trocken, einen Trockner gibt es hier nämlich leider nicht 😳

    Jetzt könnte ich eigentlich mal kurz ein Nickerchen machen, ist jetzt Siesta, und man muss sich schließlich den landestypischen Gepflogenheiten auch ein Stück weit anpassen 😎
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  • Day 16

    Guillena - Castilblanco de los Arroyos

    May 26, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 19 °C

    Hola - ich dachte eigentlich, heute steht eine Chiller-Etappe an 😎 aber weit gefehlt 😁 Auf dem Papier klang es zumindest danach. Knappe 18 km durch ein reines Naturreservat. Was sollte da schon anstrengen?

    Als ich gegen 8 die Herberge verließ, als einer der ersten übrigens, die anderen frühstückten noch munter vor sich hin, stellte ich als erstes fest, dass es regnet. Nicht weiter tragisch, meinen Schirm installiert, und schon ging es mit akustisch ansprechendem Geprassel auf meinem Dach los.

    Der Weg führte mich zunächst runter zu einem Bach, der aber ansonsten wohl nicht da ist, da die Pfeile den Weg durch ihn hindurch wiesen. Also Planänderung, wieder hoch zur Strasse und die nächste Brücke links angesteuert. So den Bach überquert und anschliessend auf einer Landstraße Fahrt aufgenommen. Nach ca. 2 Kilometer ging der Weg links in die Botanik und dann wurde es...sagen wir mal anspruchsvoll.

    Der Regen der letzten Zeit hatte den ansonsten wohl gut begehbaren weil knochentrockenen Lehmweg ziemlich aufgeweicht. Und dann wurde es anstrengend. Man sackte bei jedem Schritt ordentlich weg und dieser Lehm saugt dich dann regelrecht ein. Und denkt nicht daran, deinen Schuh inklusive Fuß so ohne weiteres wieder rauszurücken. Das entwickelte sich dann zu einem regelmäßigen und regelrechten Kampf, zumal auch die Sohlen dann nach allen Regeln der Kunst zugeklumpt waren und man so auch nicht mehr wirklich gut laufen konnte. Alle paar Meter die Sohlen wieder halbwegs freigekloppt, schon waren sie wieder zugedreckt. Sehr mühsam das Ganze.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit besserte sich der Untergrund etwas und es ging flotter voran. Aber auch nicht lange, da dann Hohlwege gemeistert werden wollten, sehr felsig und auch immer mal steil hoch und wieder runter. Ein Zuckerschlecken ist was anderes. Plötzlich standen Kühe auf meinem Weg, naja die Kühe standen etwas abseits, aber ein Ochse mit fetten Hörnern stand mitten im Weg und starrte mich an.

    Da fiel mir ein, dass ich ja noch meinen knallroten Schirm an und auf hatte und überlegte, ob die Farbe den Ochsen wohl aggressiv machen könnte. Ich wollte es nicht testen und nahm den Schirm ab und schloss ihn wieder. Das war mein Passierschein, denn nach 10 Sekunden angestrengten Nachdenkens trabte der Ochse ganz gemächlich zur Seite und ich konnte weiter.

    So ging es noch einige Kilometer und nach insgesamt 12 oder 13 km dort kam ich wieder zu einer Landstraße, auf der es dann noch ca. 3 Kilometer bis zum Etappenziel ging. Dort habe ich in einer privaten Herberge ein Einzelzimmer für 14 😁 Euro geschossen, habe geduscht und sitze jetzt hier auf der Hauptplaza von Castilblanco de los Arroyos, auf dem schon gut was los ist. Heute findet hier wohl irgendein Fest statt, außerdem ist Samstag und die Leute im Ort sind offensichtlich in Feierlaune 🎉🥂🍺

    Von den anderen Wanderern habe ich noch nichts gesehen, vielleicht geniessen die gerade noch die Freuden des Lehmwanderns 😎
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  • Day 17

    Castilblanco - Almaden de la Plata 27.5.

    May 27, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 29 °C

    Heute stand wieder ein gepflegter 30km-Marsch auf der Tagesordnung. Das Besondere an der Etappe: die ersten 18 km finden geschlossen auf der Landstraße statt 😎 finden viele ganz gruselig und im Wanderführer wird auch eigens die Telefonnummer eines Juan Jose erwähnt, der sich mit Taxifahrten für dieses Teilstück offenbar ein regelmäßiges Einkommen erwirbt.

    Auf meine Dollars musste er jedoch verzichten, da ich mittlerweile fast schon so etwas wie Sympathie für Landstraßen gewinnen kann, sofern sie über einen ausreichend großen Standstreifen verfügen. Ich komme auf ihnen wunderbar voran und meine Füße scheinen mittlerweile eine gewisse Asphaltresistenz erworben zu haben.

    So auch heute: um 7.45 Uhr gestartet flog ich in 3 Stunden über die Piste - um 10.45 Uhr war ich 18 km weiter und betrat den Naturpark El Berrocal. Dort führte eine breite und sehr gepflegte Piste auf den nächsten 10 km durch eine bemerkenswert schöne Naturlandschaft. Zwischendrin mal ein Päuschen eingelegt und dann ging es weiter dem Ende der Etappe zu. Das hatte es nochmal in sich 😁

    Am Ende des Naturparks ging es innerhalb von etwa 800 Metern ca. 200 Meter hoch. Im Wanderführer wurde es mit "sehr heftig bergauf" umschrieben. Zutreffend. Und nach 28 km genau das, wonach sich Körper und Füße sehnen. Mit kleineren Pausen während des Hochkraxelns zum Durchschnaufen war aber auch das kein Hexenwerk und ich erreichte bald den Bergkamm.

    Dort wurde ich mit einem tatsächlich spektakulären Rundumausblick für jeden Schweißtropfen entschädigt, der dafür fließen musste. Auf der anderen Seite lag direkt Almaden, also hurtig an den Abstieg gemacht, der teilweise etwas felsig war, aber in kurzer Zeit hinter mir lag. Nach einer Cola mit Eis in der nächstbesten Bar steuerte ich dann meine Unterkunft für heute an; die Casa Concha - sie ist sowohl Hostal als auch Restaurant. Und eine Bar fehlt auch nicht. Ich habe ein Doppelzimmer zum Preis von einem Einzelzimmer ergattert (20 Tacken). Da der Ort selber eher verschnarcht ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass sich meine Aktivitäten heute auf die Casa Concha beschränken werden 😎
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  • Day 18

    Almaden de la Plata - Monesterio 28.5.

    May 28, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 17 °C

    Dreierlei habe ich heute überschritten.

    Erstens die 300km-Marke. Nicht, dass das von besonderer Bedeutung wäre, das nicht. Ist für mich nur so zur Orientierung. Man verliert sonst so ein bischen das Gefühl für die Entfernung, die man bereits gelaufen ist. Oder noch vor einem liegt. Ich stehe aktuell bei 330 km.

    Zweitens die Grenze zwischen Andalusien und der Extremadura. Der Grenzübergang bestand in drei Schritten über ein seichtes Bächlein.

    Drittens die Tageslaufleistung: Ich hatte sie mit 28 km angesetzt. Daraus wurden 34 km. Ungewollt 😎

    Der Tag heute bestand ursprünglich aus 2 Etappen. Die erste führte von Almaden über 14 km nach El Real de la Jara. Kam mir im Vorfeld etwas dürftig vor für einen ganzen Tag, deshalb wollte ich da heute nicht enden. Dass diese Etappe aber durchaus das Zeug zu einer vollwertigen Etappe hatte, spürte ich dann unterwegs 😁

    Es ging zum großen Teil wieder durch ein Naturschutzgebiet, und zu einem ebenso großen Teil ging es entweder stramm bergauf oder bergab. Auf felsigen Pfaden, die ein entspanntes Marschieren eher behinderten. War aber wirklich traumhaft schön.

    Unterwegs hatte ich viele Begegnungen mit diversen 4-Beinern. Die erste, als ich auf eine Herde Ziegen stieß, die mitten auf dem Weg waren. Die Hirtenhunde nicht fern und stürzten sich auch gleich in meine Richtung, als ich mich näherte. Hier bewährte sich wieder die Strategie, mit erhobenen Stöcken paar schnelle Schritte auf sie zuzugehen, und schon konnten sie nicht schnell genug kehrt machen.

    Ich marschierte weiter und stellte gleich fest, dass eine vorwitzige Ziege mir auf dem Fuß folgte und mich ständig anblökte. Ich grinste und ging weiter. Die Ziege aber auch. Und blökte und blökte. Ich dachte, will die mit nach Santiago? Aber auf dem Camino passieren die seltsamsten Dinge. Das ging bestimmt 5 Minuten so, die Ziege blieb hinter mir und blökte. Ungewöhnlich. Da dachte ich, will sie dir etwas sagen? Ich zog mein Handy, um schauen, ob ich noch auf dem richtigen Weg war, und siehe da: just dort, wo ich auf die Ziegenherde getroffen war, hätte ich links abbiegen müssen! Wäre mir die Ziege nicht hinterhergelaufen, ich wäre noch länger in die falsche Richtung gelaufen. Danke schön, liebe Ziege! 🤗

    Angekommen in El Real de la Jara habe ich mich im Supermarkt mit Fressalien und Getränken eingedeckt und kurz die Füße erholt. Dann ging es auf den zweiten Teil des Tages, der mich auf einen Campingplatz 14 km weiter und 6 km VOR Monesterio führen sollte. Der Campingplatz wurde in den höchsten Tönen im Wanderführer gelobt, mit Waschmaschine, Trockner und allerlei Annehmlichkeiten für kleine Münze mehr, also wollte ich da hin. Der Weg dorthin war eigentlich sehr komfortabel von der Piste her, aber ich spürte dann doch das Vormittagsprogramm mit dem ganzen Gekraxel deutlich.

    So kam ich dann irgendwann mit glühenden Füßen bei der Campinganlage an und siehe da: sie war geschlossen 🤤 ein Schlag ins Kontor. Da steuerte ein Campingbus aus Heidelberg vor die Anlage, an Bord ein deutsches Ehepaar mit kleinem Baby, die dort ebenfalls übernachten wollten. Er sprach glücklicherweise Spanisch, und als irgendwann ein Einheimischer vorbei fuhr, erfuhren wir, dass die Campinganlage geschlossen ist. So wie es darin aussah, war die meiner Meinung nach auch schon länger dicht.

    Aber egal, es half nix, ich wieder den Rucksack auf und den Gang nach Canossa, hier Monesterio, angetreten. Viel Spaß hatte ich auf den 6 km nicht. Im Ort im ersten Hotel eingecheckt, und siehe da, wer stand da in der Tür? Die Camperfamilie aus Heidelberg 😎 Wir mussten alle lachen.

    Jetzt sitze ich hier vor einer Bar in der Sonne, vor mir eine Cola mit Eis. Und habe meinen Blog geschrieben 🤓 Ausblick für morgen? Weniger Kilometer 😎
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  • Day 19

    Monesterio - Fuente de Cantos 29.5.

    May 29, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach dem unerwartet verlaufenen Tag gestern war das heute mal wieder Wohlfühlwandern. Ohne irgendwelche Überraschungen. Heute morgen um 9 auf dem Weg aus der Stadt noch schnell beim Supermercado das Übliche besorgt und schon war ich wieder auf der Piste.

    Es ging zunächst durch schöne Korkeichen-Felder, auf denen einige der schwarzen Schweine entspannt am Futtern waren. Ihre schwarze Farbe erhalten sie durch die schwarzen Eicheln, die sie unentwegt in sich hineinschaufeln. Man sieht sie wirklich nur fressen, beobachtet man sie einen Moment.

    So ging es 10 km teils bergauf, teils bergab auf teils unbefestigten aber gut begehbaren Wegen, bis man an dem höchsten Punkt des Tages in der Ferne bereits Fuente de Cantos sehen konnte.

    Die Ausblicke heute waren gigantisch, das einzige, was man bischen bemäkeln könnte, ist das Wetter, das wir nun schon seit einigen Tage hier haben. Die 20 Grad werden selten überschritten und das ganze wird von einem frischen Wind garniert. Auch die Einheimischen sagen, es wäre für diese Jahreszeit wirklich ungewöhnlich kalt. Heute morgen waren es beispielsweise stramme 9 Grad 🤤 und vielmehr als 15 Grad werden das heute auch nicht. Meine Tempos sind schon fast alle, muss da mal nachlegen.

    Das Hostal, in dem ich heute bin, ist wirklich schön, hat sogar einen Pool! Für Eisschwimmer wäre das heute sicher eine Überlegung wert. Jetzt die Jacke über, dann schleiche ich mal in den Ort. Statt Cola mit Eis heute Cafe Americano mit derbe Zucker drin 😎
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  • Day 20

    Fuente de Cantos - Zafra 30.5.2018

    May 30, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 21 °C

    Der morgendliche Wetterprüfblick ließ die Sonnenmilch für die heutigen 25 KM ein weiteres Mal nicht zum Einsatz kommen. Gut, es hat auch seine Vorteile, bei diesen Temperaturen zu marschieren; man schwitzt nicht wie blöd. Hmmm. Naja, aber das war's dann eigentlich auch schon.

    Aber der Tag war trotzdem sehr schön, vor mir breitete sich die Extremadura mit all dem aus, was ihr so nachgesagt wird. Viiiel weites und offenes Land, Felder, wohin man blickt. Sucht man einen Baum, dann findet man ihn sofort. Etwa 3 KM entfernt. Auf Schatten braucht hier niemand zu hoffen. Ich kann mir lebhaft vorstellen, was hier vor sich geht, wenn die Sonne richtig auf den Planeten brennt. Ein bischen wünsche ich es mir fast 😎

    So schlich ich meines Weges, immer schön in Bewegung bleiben, da der Wind noch reichlich frisch war und meine Nase gelegentlich nach Tempos verlangte. Die ersten 10 km waren schnell absolviert, da kam, oh Wunder, eine echte Raststelle! Und dort machte es sich gerade eine Mitwanderin bequem, die ich vorher noch nicht getroffen habe. Elisabeth, 70, sehr nett und topfit. Wir plauderten dort ein wenig und setzten dann unseren Weg gemeinsam fort. Es stellte sich heraus, dass sie auch leidenschaftlich gerne wandert, und was ihre Laufgeschwindigkeit angeht - alter Schwede! 💪👍 Um noch schneller zu sein, müsste ich wirklich richtig draufdrücken.

    Wir unterhielten uns nett und lachten viel, und so vergingen die Zeit und die verbliebenen ca. 10 KM wie im Flug. Die erste Herberge, die wir uns als Ziel ausgeheckt hatten, war leider geschlossen, da der Betreiber erkrankt war. Flugs entschieden wir uns für ein sehr günstiges Hotel direkt in der Altstadt um, in dem wir beide Doppelzimmer zum Preis eines Einzelzimmers schnappten. Ich will nicht maulen 😁

    Jetzt heisst es erst mal duschen und frisch machen, später treffen wir uns wieder, um dann hier in der Altstadt den Abend noch gemütlich mit leckerem Happi und Brause ausklingen zu lassen. Die Altstadt soll hier insbesondere abends sehr schön beleuchtet und einen Rundgang wert sein, meldet mein Reiseführer. Mal schauen, ob wir das vielleicht auch noch einer näheren Prüfung unterziehen werden. Meine Füße melden zumindest keinen Protest an 😎
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  • Day 21

    Zafra - Villafranca de los Barros 31.5.

    May 31, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 27 °C

    Heute standen fußfreundliche 20 km auf dem Plan, die sich auch als solche herausstellten. Gut ausgeschlafen starteten Lisa (Elisabeth, aber ich nenne sie Lisa, passt besser) und ich in den Tag.

    Es ging die ganze Zeit durch schöne Feldlandschaften. Die Sonne zeigte sich wieder häufiger, wollte ich ihr auch geraten haben. Garstige Anstiege blieben heute da, wo sie hingehören. Wir quasselten über dies und das, und plötzlich waren wir schon 3 Kilometer vor dem Etappenziel, als links zwei Sitzgruppen zum Verweilen einluden. Zack saßen wir mit langen Beinen. Wir hätten auch durchlaufen können, 20 km am Stück bei halbwegs guter Piste sind mittlerweile nichts Furchterregendes mehr.

    Wir haben uns hier in einer netten Albergue am Ortsausgang 2 schöne Einzelzimmer gekrallt. Zu einem pilgerfreundlichen Tarif versteht sich 😎

    Der Ort selber ist nicht gerade New York, aber ein paar Cafes habe ich auf dem Weg hier her doch gesehen. Geöffnet. Da werden wir wohl gleich mal hinschlendern und nach dem Rechten sehen. Und nach einem Duschgel. Meins habe ich in Zafra schön in der Dusche stehen lassen. Immerhin: So lange hat es auf meinen bisherigen Caminos noch nie gedauert, bis ich das erste Mal etwas stehen lasse. Kann zufrieden sein 😎
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