Via de la Plata 2018

May 2018 - May 2024
Sevilla. Eine besondere Stadt. Auch wenn ich erst gestern ankam, aber eines wurde mir schnell klar - diese Stadt übt eine ganz besondere Faszination aus. Wahrscheinlich auf die meisten. Sicher auf Menschen, die auf der Reise sind und hier nur Halt ma Read more
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  • Day 22

    Villafranca - Torremejia 1.6.2018

    June 1, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 21 °C

    Die 400er Marke ist erreicht, aktuell liege ich bei 420 km. Und das Wetter wird besser 😎 auch wenn ich heute morgen beim Wandern nicht wirklich danach aussah. Normalerweise habe ich nach spätestens 10 Minuten marschieren volle Betriebstemperatur. Aber heute? Eher weniger. Wir liefen aus Villafranca hinaus und auch nach einer halben Stunde fror ich an den Armen. Dabei schien die Sonne, allerdings ging ständig ein reichlich frischer Wind. Das ist das etwas Unangenehme, wenn die Kondition immer besser wird - man braucht deutlich länger, bis der Körper mal so belastet ist, daß das Schwitzen beginnt. Eine Jacke anzuziehen kam aber auch nicht in Frage, da ich dann gleich zu sehr am Rücken geschwitzt hätte; macht man dann eine Pause mit nassem Rücken, sorgt der kühle Wind dafür, dass eine ausgewachsene Erkältung oder ein Zug am Rücken in greifbare Nähe rückt.

    Lisa hatte dann den Tip, daß ich meine Jacke falsch herum anziehen könnte. Also in die Arme schlüpfen, aber das Rückenteil vor dem Bauch tragen. Wenn du so auf der Strasse in einer Stadt unterwegs bist, holen sie dich ziemlich schnell. So viel ist sicher. Aber da, wo wir laufen, bekommt das niemand mit 😎 also gesagt, getan, und schon lief ich in einem etwas eigenartigen Aufzug durch die Wallachei. Half aber 😁

    Die Etappe heute hatte stramme 26 KM und sie führte im Grunde komplett durch ein Weinanbaugebiet. Weinreben, Weinreben und oh Wunder - WEINREBEN. Dazu ging der Weg nach etwa 10 KM nur noch schnurstracks geradeaus. Ein Härtetest für Mensch und Maschine. Der Untergrund der Piste war aber über jeden Zweifel erhaben, so genügte es, drei Pausen zur richtigen Zeit einzustreuen, und der Weg fand sein Ziel.

    Bei unserer letzten Pause quasselten wir wie immer bischen rum und ich meinte aus dem Zusammenhang heraus: "Dumm gelaufen". Lisa, die blond ist, schaute mich an und lachte plötzlich laut los. Ich schaute sie grinsend aber etwas verständnislos an, da erklärte sie mir, daß sie das eben auf sich bezogen hatte. Ich begriff immer noch nicht, aber da war ein neuer Blondinen-Witz schon geboren 😎 Also: Was ist eine Blondine auf dem Jakobsweg? Dumm gelaufen! 😁 Gut, daß der von ihr kam.

    Nicht viel später schlenderten wir in Torremejia ein. Hier ist echt der Hund begraben, alter Schwede. Aber gut, für den Tag geht's. Sind heute zur Abwechselung mal wieder in einem Schlafsaal mit Stand jetzt 3 Mitschnarchern. Aber meine Ohrstöpsel sind bereits scharf. Später um 6 geht es Spachteln, dann noch 1, 2 Brause für die Bettschwere und schon wird unsere Stippvisite in Torremejia Geschichte sein.

    Die nächste Etappe wartet bereits und freut sich auf uns. Ein Geschenk hat sie auch. 32 KM 😎
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  • Day 23

    Torremejia - Aljucen 2.6.2018

    June 2, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 24 °C

    Heute staunte ich nicht schlecht, als ich in Merida an einem Wegweiser mit Kilometerzahl nach Santiago vorüber kam. Lisa meinte: "Schau mal, so weit hast du es noch!" 753 km stand dort. Kam mir spanisch vor 😁 nach meiner Berechnung hätten es zu diesem Zeitpunkt ca. 780 km sein müssen. Ich rechnete hin und grübelte her, aber es blieb dabei. Da hatte ein Arbeiter den Auftrag, den Stein an die dafür vorgesehene Stelle abzusetzen, aber offensichtlich ging ihm unterwegs der Sprit aus.

    Wir starteten heute morgen voller Elan in den Tag, das Wetter setzte seine ansteigende Form weiter nahtlos fort. Wenig dominante Wolken schmückten einen ansonsten prächtig blauen Himmel bei sehr angenehmen 20 Grad. Die anstehenden 32 km hatten wir in pflegeleichte 16 km für den Vormittag und noch mal überschaubare 16 km für den Nachmittag eingeteilt. Das Höhenprofil des Tages verhieß auch nur Gutes, keine plötzlichen Anstiege in Regionen oberhalb der Baumgrenze, alles in Bereichen, die der Flachlandtiroler liebt.

    Das erste Highlight des Tages: ein spanischer Bahnübergang. Kies auf die Straße geschüttet, Gleise drüber, fertig. So einfach geht das, ihr Vögel in Brüssel! Wer braucht Warnbarken oder ein Andreaskreuz? 😁

    Ohne geschwitzt zu haben, aber auch ohne mich im Zwangsjackenstyle kleiden zu müssen, ging es also nach Merida. Dort chillten wie eine satte Stunde am Flussufer und futterten munter von unseren Vorräten im Rucksack. Anschliessend ging es weiter in die Stadt hinein, eine kurze Rast in einem Cafe nahe des Aquäduktes war auch noch drin. Samt Cola mit Eis.

    Dann ging es auf den 2. Teil des Tages. Etwa 5 Km hinter Merida führte uns der Weg an einem schönen See mit diversen Bars entlang. Zack, die nächste Rast, auf der Via de la Plata darf man da nicht wählerisch sein. Die Möglichkeiten, unterwegs einen simplen Sitzplatz sein eigen nennen zu können, sind ziemlich rar gesät. Freundlich gesagt.

    Danach ging es auf die letzten 11 km. Die sind wir im Expresstempo angegangen. Zuerst über Landstrassen, dort richtig drauf gedrückt, dann noch mal über sandige Feld- und Waldwege, auf denen dann der Gang auch mal gewechselt werden musste.

    Schliesslich erreichten wir eine Ortschaft zwei Kilometer vor unserem Ziel, in die man über einen Anstieg gelangte. Lisa sagte ich, dass das unser Ziel sei, um ihre Motivation für die letzten Meter hochzuhalten 😎 als sie oben war, habe ich sie mit der Wahrheit konfrontiert 😁

    Noch eine kurze Pause auf einer Mauer, dann ging es über die letzten 2 km. Noch ein Anstieg und dann zu der Herberge, die im Wanderführer hoch gelobt wurde. Die aber leider nicht existierte 😁 Also dann doch in eine andere, in der wir dann auch endlich ankamen.

    Hier saßen bereits ein englisches Pärchen, das auf Teneriffa lebt und ein Deutscher, der auf Mallorca lebt. Wir durften uns trotzdem dazu setzen und ich gönnte mir erst mal ein eiskaltes Bier.

    Stand heute: ca. 450 KM. Falls ich morgen nicht doch eines Besseren belehrt werde 😎
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  • Day 24

    Aljucen - Alcuescar 3.6.2018

    June 3, 2018 in Spain ⋅ ☁️ 19 °C

    Das Besondere des heutigen Tages ist sicher unsere Unterkunft - eine Herberge in einem Kloster. Wobei hier nicht viel auf Kloster hindeutet, von einem Kreuz im Zimmer abgesehen. Ansonsten geht hier der Schließer um - punkt 21.30 Uhr sind die Schotten dicht, wer später an die Pforten klopft, schläft auf der Straße.

    Die Etappe heute war schön zu gehen. 20 km auf weitgehend problemlosem Geläuf, eingebettet in schöner Landschaft bei angenehmen Temperaturen machten das Marschieren größtenteils zu einem echten Vergnügen. Ben und Nicky marschierten als erste los, und das aus gutem Grund. Beide stehen nicht im Verdacht, Geschwindigkeitsrekorde auf dem Camino aufstellen zu wollen. Ich würde es als ambitioniertes Schlendern bezeichnen. Nach kurzer Zeit überholten wir sie. Als sie eine Rast machten. York war flotter unterwegs, mal überholte er uns, dann wieder wir ihn, so ging das die ganze Zeit.

    Gegen 15 Uhr kamen wir in Alcuescar an. Wieder pries der Wanderführer eine neue Herberge in wärmsten Tönen an, also wollte ich da mal einen Blick riskieren. Ging ähnlich erfolgreich aus wie gestern. Sie existierte nicht. Ob der Autor seine Empfehlungen auf Zuruf hin veröffentlicht? Wer weiß es schon.

    Was allerdings existierte, war ein Restaurant schräg gegenüber der Herberge mit einem großen Außenbereich. Prompt saßen Lisa und ich draußen an einem Tisch und ließen uns unsere Brause schmecken. Später kam noch York dazu, dann noch Nicky und Ben, die einen weiteren Pilger im Schlepptau hatten. Einen Italiener, der offensichtlich eine Abneigung gegen Etappen unter 35 km Länge hegt. Heute war er 38 km unterwegs, morgen wieder. Damit dürfte er morgen schon wieder über alle Berge sein.

    Wir aßen gemeinsam zu Mittag, ich einen leckeren Insalata Mixta, und dann bezogen wir unsere Betten. Stand jetzt habe ich ein Einzelzimmer, falls noch ein Pilger auftauchen sollte, wird er bei mir im zweiten Bett einquartiert. Ich habe die begründete Hoffnung, daß der Fall nicht eintreten wird 😁

    Abschließend der Stand heute: ich habe ca. 470 km auf der Uhr. Gleich noch mit Lisa kurz in den Ort und Kleinigkeiten für morgen besorgen. Und mal schauen, ob wir noch eine schöne Bar finden, vor der wir bischen in der Sonne chillen können. Möglichst mit WiFi, denn damit sieht es hier in der Klosterherberge eher mau aus 😎
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  • Day 25

    Alcuescar - Valdesalor 4.6.2018

    June 4, 2018 in Spain ⋅ ☁️ 17 °C

    Zunächst einmal bringe ich eben meinen Kilometerstand in Ordnung. Habe mit spitzer Feder nachgerechnet und komme nach dem Tag heute mit 26 km auf insgesamt 502 km. 6 km blieben bei dem ganzen Abrunden mittlerweile auf der Strecke. Haben sie ja auch nicht verdient.

    Verdient hätten wir eigentlich auch besseres Wetter. Nun dachte ich, die Wetterlage entspannt sich und Sonnenmilch wird wieder Pflichtprogramm. Von wegen. Heute morgen bin ich erstmals mit meiner Jacke komplett über losgetrabt, den Reißverschluss bis unter die Futterluke hochgezogen. War einfach zu frisch. Gut; daß das nur eine begrenzte Zeit funktionieren konnte, war klar, denn SO wird einem auf jeden Fall ziemlich zügig bullewarm.

    Lisa und ich waren heute die Letzten, die sich aus der Klosterherberge verabschiedeten. Lag an Lisa, sie hat keinen Wecker gehört, wie sie reumütig eingestand 😁 Haben dann ordentlich drauf gedrückt, das Zwischenziel lag in Aldea del Cano, ca. 16 km entfernt. Dort wollten wir eine längere Pause einlegen, um dann möglichst geschmeidig in die letzten 10 km zu starten.

    Mit einer kurzen Rast nach etwa 11 km erreichten wir Aldea del Cano auch, suchten im Ort aber vergeblich eine geöffnete Bar für ein legger Käffchen. Also futterten wir auf dem Marktplatz auf einer Bank von unseren Vorräten. Einer der hiesigen Hunde bekam das spitz und schlich mit treuem Blick an, um Leckereien abzustauben. Lisa trennte sich von drei Frankfurter Würstchen, ich ließ ihn an meinen Knobi-Brotchips teilhaben. Mästen wollten wir ihn nicht, so trollte er sich auch bald wieder, nachdem es nichts mehr gab. So treu er auch schaute.

    Dann zogen wir weiter, allerdings Richtung Herberge des Ortes, da mein Wanderführer dort eine Bar verortete. Und siehe da: es stimmte! 😎 Dort einen Cafe Americano geschlürft und dann ging es endgültig wieder auf die Bahn. Mit leichtem Nieselregen. Schon war mein Wanderschirm am Rucksack installiert und wir zogen los. Dieser Cafe hatte Wunderkräfte 💪 die nächsten 6 Kilometer gingen im Expresstempo vonstatten. Unterwegs überholten wir aber niemanden. Eigenartig. Hier im Ort angekommen entschieden wir uns für die öffentliche Herberge direkt am Ortseingang. Supergepflegt alles, auch ziemlich neu. Nur ein spanischer Pilger war da. Und nun wir. Von den anderen weit und breit keine Spur.

    Lisa und ich meldeten uns dann erstmal im Ort in einer Bar für diese Herberge an und zischten einen frisch gepressten Orangensaft. Dann noch eine Brause. Mit dem Schlüssel im Gepäck trollten wir uns anschliessend wieder in die Herberge, Wäsche waschen. Und siehe da: York war plötzlich da. Als Lisa und ich den Cafe Americano schlürften, ballerte er sich im Restaurant nebenan einen Hamburger rein. Knapp verpasst. Und plötzlich standen auch Ben und Nicky im Raum. Ben etwas lädiert, Probleme mit der Schienbeinsehne. Kommt meistens nicht von der Belastung, sondern von zu wenig trinken. Sagte ich ihm, da meinte er, Nicky hätte ihm das auch schon gesagt 😎

    Jetzt geht es gleich nochmal mit Lisa und York in den Ort, ordentlich Spachteln und was leckeres schlürfen. Und den Tag hochladen, WiFi hat unsere Klause nämlich nicht 😎
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  • Day 26

    Valdesalor - Casar de Caceres 5.6.2018

    June 5, 2018 in Spain ⋅ ☁️ 18 °C

    Der Camino fordert seine Opfer. Ich sitze mit Lisa hier in einem Restaurant in Casar de Caceres. Zum letzten Mal. Bei ihr hat heute ein Fuß unmissverständlich mitgeteilt, daß ihr Camino für dieses Jahr beendet ist. Manchmal geht es sehr schnell.

    Im Grunde war es heute eine auf dem Papier einfach zu gehende Etappe. Wir starteten den Tag gut ausgeschlafen mit einem Frühstück in Valdesalor und ab ging die wilde Fahrt. Die aber völlig unspektakulär war, es waren kaum Höhenunterschiede zu meistern, der Untergrund bot kein Anlass zur Klage, aber manchmal spielt auch das keine Rolle.

    Zum Ende der Etappe hin bemerkte ich schon mehrfach, dass Lisa etwas zu kämpfen hatte, auch wenn sie das Gegenteil beteuerte. Aber was wollte sie auch sagen, klagen hilft nichts, ankommen musste sie so oder so. Als wir dann ankamen, nach 23 km laut Wanderführer, war aber schnell klar, dass Weiterlaufen für sie nicht wirklich empfehlenswert ist. Sie wollte dieses Jahr eh nur bis Salamanca und nächstes Jahr ihre Via de la Plata dort fortsetzen, nun endet sie dieses Jahr eben in Casar de Caceres und setzt nächstes Jahr hier wieder ein. Dass ich ausgerechnet hier an dem ersten Busbahnhof auf dem Weg seit Sevilla vorbei gelaufen bin, ist eine der merkwürdigen Zufälligkeiten auf dem Camino. Lisa wird dort morgen früh einen Bus nach Caceres nehmen und von dort nach Salamanca weiterfahren. Die völlig richtige Entscheidung.

    Die Etappe heute war, zumindest für mich, richtig schön zu gehen. Bis Caceres ging es unaufgeregt nach vorne. In Caceres direkt auf einen Dia-Supermarkt gestoßen, in dem wir uns beide gut für die nächsten Tage eingedeckt haben. Dann wollten wir eine ausgedehnte Mittagspause dazu nutzen, uns ein wenig in der Altstadt umzuschauen. Caceres zählt zum Weltkulturerbe, da sollte es das ein oder andere zu sehen geben.

    Der Weg in die Altstadt zum Plaza Mayor wurde uns einfach gemacht. Ein Einheimischer führte uns aus freien Stücken bis zu diesem Platz, als Lisa ihn spontan ansprach. Er war bereits im Rentenalter und läuft jeden Tag 20 km, wie er berichtete. Das war dann heute sicher auch ein Teil seines Fitnessprogramms, da es auf dem Weg in die Altstadt auch einmal sportlich bergan ging. Oben angelangt, wollten wir ihn noch auf einen Kaffee oder ähnliches einladen, er lehnte aber auch auf Nachfrage höflich ab. Ein wirklich sehr netter Mann!

    Nach einer längeren Pause bei Cola mit Eis und Cafe Americano gingen wir dann die zweiten 10 km am. Es ging zuerst unverdächtig über 3 km Landstraße. Dort hat sich Lisa wohl den finalen Riss geholt. Die letzten 7 km waren für sie dann nur noch zum Vergessen.

    Jetzt spachteln wir noch zusammen etwas, dann war es das für sie auf der Via de la Plata in diesem Jahr. Ich trabe morgen wieder an, das Wetter deutet stark darauf hin, dass ich meinen Regenschirm nicht allzu lange in der Seitentasche meines Rucksacks stecken lassen werde 😎 und die anderen? Ben hat seine Schienbeinsehne geschrottet, und York ging heute nur bis Caceres. Morgen werde ich also alleine wieder durchstarten.

    Auf der Via de la Plata 2018 🚶🍀👍😎
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  • Day 27

    Casar de Caceres - Tajo Stausee 6.6.18

    June 6, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 21 °C

    Heute bin ich in der Herberge mit dem garantierten schärfsten Ausblick des gesamten Caminos. Direkt am Hang des Tajo-Stausees 😎👍 bin gerade angekommen, und habe mich direkt auf die Terrasse zum Entspannen geknallt. Das fällt gerade extrem leicht - außer mir und dem Kollegen, der die Herberge betreibt, ist niemand hier 😁 in Summe: ein herrliches Vogelkonzert, das sanfte Summen des Windes, und sonst - nichts! 😎

    Heute morgen ging es zwar zeitig, aber dennoch gut ausgeschlafen raus. Mit Lisa noch ein Abschiedsfrühstück eingeworfen und dann ging es wieder los. Die Etappe heute lässt sich gut unterteilen.

    Die ersten ca. 14 km ging es über eine äußerst komfortable Schotterpiste, die das Laufen fast von alleine geschehen ließ. Diese endete an einer gigantischen Bausünde der Spanier. Eine Hochgeschwindigkeits-Trasse, die sich irgendwelche richtig pfiffigen Geister ausgedacht haben müssen. Sie steht jetzt wohl schon mehrere Jahre halbvollendet und entsprechend nützlich in der Landschaft herum und verschandelt diese. Sehr.

    Dieses Monster einmal umrundet folgte der 2. Teil der Etappe. Mit einem Rastplatz. Aus gutem Grund. Denn nun folgten ca. 2 Kilometer, auf denen es auf felsigem und steinigem Untergrund ständig den Hang hoch ging und dann wieder runter, Hang hoch und runter, wie eine slawische Bergziege habe ich mich gefühlt und vorwärts bewegt. Also zumindest ähnlich elegant und leichtfüßig.

    Dann endete das Drama urplötzlich an der Landstraße, auf der es dann die letzten 7 km am Tajo-Stausee längs auf der Landstraße dem Ziel entgegen ging. Laut Wanderführer fast ausgeschlossen, daß die Herberge geöffnet ist, aber er hat schließlich auch Herbergen über den grünen Klee gelobt, die gar nicht mehr existieren. Und das wohl nicht erst seit vorgestern. Ich habe übrigens die aktuelle Auflage des Buches. Nur so am Rande erwähnt. Insofern war ich schon fast wieder ziemlich optimistisch, dass der Autor erneut schief liegt und die Herberge vorhanden und geöffnet ist. So war es dann auch 😎

    Den Kilometerstand nicht vergessen, gestern abend waren es 525. Und gerade jetzt auf diesem paradiesischen Fleckchen Erde: 547 km. Nun lasse ich den Tag mal kommen und chille, was das Zeug hält. Ich schätze, mit dem Herbergsmeister kann ich frei verhandeln, wann ich spachteln werde; er macht einen sehr entspannten Eindruck und außer mir ist niemand da. Stand jetzt 😁
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  • Day 28

    Tajo Stausee - Grimaldo 7.6.2018

    June 7, 2018 in Spain ⋅ ☁️ 20 °C

    Es waren heute zwar nur 20 km, die waren dafür aber auch hübsch giftig 😎 los ging es mit dem ersten Kilometer, der steil bergauf ging, aber nicht auf schicker Piste, nein, es war alles felsig und steinig. Also bei jedem Schritt aufpassen, wo und wie man den Fuß setzt. Ging mir schön auf den Zahn.

    Als ich dann oben angekommen war, erstreckte sich vor mir zwar eine schöne Hochebene, der Untergrund blieb aber größtenteils unverändert. So zu gehen ist reichlich zermürbend, man kommt nicht wirklich in Schwung, muss immer wieder abstoppen und neu anlaufen.

    So stand die erste Pause bereits nach 90 Minuten an, in denen ich nicht viel mehr als 5 km geschafft hatte. So ging es eigentlich auch weiter bis Höhe Canaveral. Höhe deshalb, weil ich die Stadt umlaufen habe; ich hätte von dem Weg runter nach Canaveral abzweigen müssen. Dafür bestand aber keine Veranlassung, also trabte ich weiter.

    Hinter Canaveral besserte sich die Piste etwas und ich bekam mehr Zug ins Marschieren. Dennoch wechselten sich An- und Anstiege immer wieder mal ab, so daß auch das Tempo ständig wechselte. So etwas strengt mehr an, als man ahnt. Ich machte daher häufiger mal eine kurze Pause, als sonst. So ging das dann ohne größere Probleme. Ich habe hier festgestellt, dass die Spanier ihre Rastplätze nicht ganz zufällig irgendwo hinbauen. Triffst du auf eine, nutze sie, denn dahinter kommt schnell irgendetwas Fieses. Bei mir war das heute dann noch etwa 7 km vor dem Ziel ein richtig fetter Anstieg. Foto anbei.

    Hier in Grimaldo lasse ich es heute unterkunftsmäßig mal wieder etwas gediegener angehen. Das Zimmer ist vom allerfeinsten. Das Bad ebenfalls. Fotos anbei. Ist auch nicht ganz ohne Grund, denn ab morgen kommen bei mir 5 Tage mit jeweils rund 30 km und ordentlichen Steigungen. Ein massiver Zwischenspurt. Da kann es nicht schaden, wenn ich meinem Körper vorher nochmal bischen Wellness-Oase verpasse 😎

    Den Stand heute nicht vergessen. 567 km. Es läuft 😁
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  • Day 29

    Grimaldo - Carcaboso 8.6.2018

    June 8, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 20 °C

    Der erste 30er von 5 wäre geschafft. Fühle mich sogar noch relativ frisch. Was ich heute morgen nicht wirklich erwartet hätte 😎

    Denn der Tag begann mit Regen. Das ist soweit nichts Tragisches. Schirm installiert und ab geht der Peter. Unglücklich war hingegen, dass der Weg nun durch, wie es aussah, bislang von Menschen unerforschtes Gelände ging. Naja, und Weg, also das war alles, aber kein Weg mehr. Nicht einmal als Pfad würde das durchgehen. Es war schlicht alles zugewachsen, das Schilf stand kniehoch, und wohin ich trat, blieb größtenteils ein reines Glücksspiel.

    Bei dem Regen hatte das zur Folge, dass ich bis zu den Knien hoch innerhalb kürzester Zeit komplett durchnässt war. In beiden Schuhen entstand ebenso schnell jeweils ein veritabler Tümpel. Hätte es irgendwann in meinen Schuhen gequakt, gewundert hätte es mich nicht. Da wusste ich, dass man meinen Schuhen sehr viel Positives nachsagen kann - Wasserdichtigkeit wird aber nicht dazu gehören.

    Ich war zu diesem Zeitpunkt schon stramme 2 Kilometer gelaufen und hatte nur noch 28 km vor mir. Mit tratschnassen Füssen. Oha. Beste Voraussetzungen für eine Armada von Blasen. Jetzt kommt es darauf an, dachte ich so für mich, wie gut dein Sitz in den Schuhen WIRKLICH ist. Wenn es nur ein kleines bischen hin und her rutscht, sind Blasen nicht zu vermeiden. Nur keiner Schonhaltung Vorschub leisten, ganz normal weitergehen. Das war nun das Gebot der Stunde.

    So stiefelte ich also weiter, und dachte über den weiteren Wegverlauf nach. Da fiel mir etwas Großartiges ein 😎 Eigentlich sollte der Weg heute unter KEINEN Umständen über Riolobos führen, da man dann laut Wanderführer zu etwa 20 herzlosen Kilometern über Landstraße verdammt sei und dort übelst geknechtet werden würde. LANDSTRASSE! Bei dem Gedanken fing ich laut an zu kichern, und wusste, DAS ist die Lösung! Schön über Landstrassen traben, gerader Boden, keine Sichtbehinderungen nach unten und ich könnte richtig Strecke machen! Perfekt! 😁

    So bog ich also nach etwa 7 km, für die ich etwa 2,5 Stunden gebraucht hatte, an einer Weggabelung nach links ab, Richtung Riolobos. Auf eine Teerpiste 😁 Dann begann der schöne Teil des Tages. Zum einen hörte der Regen auf und zum anderen zeigten meine Schuhe und meine Socken, was in ihnen stecken. Im wahrsten Sinn des Wortes 😁 Die Tümpel wurden immer kleiner, und schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit merkte ich, wie es in den Schuhen kaum noch schwappte. Die Socken leiteten tatsächlich durch die feinen Lüftungsöffnungen unten im Schuh die Feuchtigkeit ab, durch die sie eingetreten war. Und zwar richtig schnell.

    In Riolobos ca. 4 km weiter war das schon ein riesiger Unterschied. Dort verpasste ich mir einen Cafe Americano und schnaufte etwas durch. Dann wieder auf die Landstraße und drauf gedrückt. Es wurde immer besser in den Schuhen und ich merkte auch nichts von etwaigen Blasen. Nach weiteren 10 km die nächste Rast in Galisteo und da waren meine Füsse fast schon wieder trocken. Die Schuhe ebenfalls. Ohne Folgeschäden. Dann die letzten 8 km und jetzt sitze ich hier in einer Bar neben meiner Herberge und es fühlt sich an, als ob niemals Wasser in meine Schuhe eingedrungen wäre. Cool 😎

    Morgen dann die nächsten 30 km. Trotzdem hoffentlich ohne Regen. Jetzt aber erstmal ein Cerveza auf den Tag. Und 597 km 😁
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  • Day 30

    Carcaboso - Hostal Asturias 9.6.2018

    June 9, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 26 °C

    Halbzeit! 😎

    Heute war der 27. von insgesamt 54 geplanten Wandertagen. Und der zweite von den fünf 30ern. Hatte es in sich 😁

    Heute morgen um 7.30 Uhr die Stallungen verlassen und ab auf die Bahn. Ohne Schirm in Aktion. Schon mal gut. Sehr gut sogar, wenn ich an den Untergrund denke. Es ging über Feldwege und -pfade, und so richtig eben waren sie eher selten. Eher steinig. Hoch und runter. So war stetes Ausschreiten mehr ein frommer Wunsch. Alles was stetig war, war der ständige Rhythmuswechsel beim Marschieren. Die helle Freude 😎

    Obendrein kam, dass heute keinerlei Ortschaften auf meinem Weg lagen. Kein Cafe Americano als Booster für zwischendurch. Auch mein Hostal für heute Nacht, vor dem ich gerade sitze, liegt in keinem Ort, sondern direkt an der Bundesstraße N630. Ist gerade ein Teil der Via, der durchaus anspruchsvoll ist. Heute war häufiges Pausieren Trumpf, auch wenn die Pausen jeweils kurz waren. Sonst wäre ich bei Mondschein angekommen. Bloß keinen Moos ansetzen.

    Nach 18 langen Kilometern kam ich beim Torbogen von Caparra an. Fast 5 Stunden nach Aufbruch. Wieder eine kurze Rast und weiter ging es. Ich wurde heute wieder mal nur von Radfahrern überholt. Wanderer? Fehlanzeige. Ich scheine gerade ziemlich alleine unterwegs zu sein. Der Herbergsmeister in Grimaldo bestätigte mir das vorgestern. Sehr ungewöhnlich dieses Jahr auf der Via. Das Wetter sowieso. Normal wären jetzt Temperaturen um die 30 Grad meinte er, und normalerweise hat er um diese Zeit alle drei Zimmer immer voll belegt. Aber jetzt? Am Tag vorher war auch nur ein Wanderer da, und die Tage davor sah es ähnlich bei ihm aus. Ist so ein kleiner Wermutstropfen in einem ansonsten wirklich superschönen Camino. Aber nur ein klitzekleiner 😁

    So ging es weiter über Stock und Stein, bis ich ca. 5 km vor dem Ziel die Gelegenheit hatte, auf eine Landstraße zu wechseln 😁 ich musste nicht lange überlegen.

    Morgen werde ich die Extremadura verlassen und die Region Kastilien und Leon betreten. Extrem war sie ja. Die Extremadura. Nur leider kalt statt warm. Mein Zielort Puerto de Bejar ist der erste Ort in der Region Kastilien und Leon. Und er macht es mir richtig leicht, ihn zu erreichen. Nach 24 hoffentlich nicht zu nervigen KM geht's dann noch mal 3 KM steil in die Berge, um dort hin zu gelangen. Meine Freude ist grenzenlos 😎 Einen ersten Eindruck von den Bergen in Kastilien und Leon habe ich bereits. Ich schaue gerade direkt drauf 🤤😁

    Stand heute: 626 km 🚶🍀
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  • Day 31

    Hostal Asturias - Calzada de Bejar 10.6.

    June 10, 2018 in Spain ⋅ 🌧 13 °C

    Was für ein Tag! 😁

    Der Camino ist doch immer wieder für Überraschungen gut. Auch wenn es nicht immer die sind, die man sich wirklich wünscht 😎

    Heute morgen sehr gut erholt erwacht und natürlich erst einmal das Wichtigste gecheckt - das Wetter. Hier wartete schon mal keine Überraschung auf mich. Regen war angekündigt, und die Extremadura hält ihre Versprechen.

    Spielte mir aber insoweit in die Karten, als daß ich beim Studium des Weges mit Freude feststellte, dass die N630 heute mein treuer Begleiter sein kann. Die Etappe führte von meinem Hostal zunächst über 12 km nach Aldeanueva del Camino, anschliessend über 9 km nach Banos de Montemayor und zuguterletzt über 4 km nach Puerto de Bejar. 12 + 9 + 4 = 30? So schlecht war ich in Mathe nie. Aber der Etappenbeschreibungen zufolge hätten es heute mehr sein müssen.

    Aber gut, ich beschwerte mich nicht und gab Gas. Die ersten 12 km feuerte ich in 2 Stunden über die Bahn, dann einen Cafe-Booster samt Pause in Aldeanueva. Dann noch mal 9 KM nach Banos de Montemayor in 90 Minuten und dort dasselbe Spiel. Booster und durchschnaufen. Dann wurde es allerdings spaßig 😁

    Ich startete gegen 12.30 Uhr wieder durch, jetzt stand der garstige Aufstieg am Berg an. War aber nicht so garstig wie befürchtet, ich reduzierte einfach das Tempo auf Minimalgeschwindigkeit und schlich den Hang hoch. Die Piste war zwar sehr felsig, aber breit und nicht zugewachsen. Das änderte sich plötzlich.

    Der Weg wechselte die Seite nach einer Straßenüberquerung und verschwand grußlos im Unterholz. Aber so richtig. Da ahnte ich, was mir blüht. Und so kam es auch. Wieder durch einen zugewachsenen Pfad samt der dazu gehörigen Geschenke. Klitschnasse Hose und Schuhe. "Egal" dachte ich, für die 4 Kilometer spielt das jetzt auch keine Geige mehr.

    So kam ich also nach Puerto de Bejar und stiefelte zur Herberge. Die Werbung an der Landstraße hing noch, war aber ebenfalls schon zugewachsen. Als ich in den Weg zur Herberge einbog, sagte mir ein zweites Schild, dass die Herberge nun unter einem anderen Namen firmiert. Ich weiter getrabt und die Herberge gesucht. Aber weit und breit keine in Sicht. Dann bei einem Haus geklingelt, das bewohnt aussah, und ein netter älterer Herr eröffnete mir, dass die Herberge bereits seit letztem September dicht sei. Prima! 😁

    Ich bat ihn, ein Taxi zu rufen, das mich wieder runter nach Banos de Montemayor bringt. Er wieder rein und telefonierte. Ich hörte, wie es drinnen irgendwie etwas lauter am Telefon wurde. Dann stand er wieder vor der Tür und erklärte gestenreich: "Impossible!" Und wiederholte ständig "Madrid, Madrid" 😁 Keine Ahnung, was er mir sagen wollte. Aber ich musste nun eine Entscheidung treffen.

    Wieder runter ins Kaff wollte ich nicht, also blieb nur die Flucht nach vorne. Auf weitere 9 km. In der Hoffnung, dass da eine Albergue geöffnet ist. Ich fühlte mich gut, gerade mal 25 km in den Socken, also: ATTACKE! 😎

    Der Weg dann war richtig gut zu gehen. Die N630 war zwar keine Option mehr, da sie sich nun in eine andere Richtung verabschiedet hatte, aber dafür ging es erstmal 4 km durch den Wald und zwar kontinuierlich bergab 😁 sehr brav. Da rauschte ich durch und fand am Ende der 4 km einen super Rastplatz am Fluss Cuerpo del Hombre. Einen Felsen, herrlich mit Moos bewachsen in idealer Sitzhöhe. Formschön und komfortabel. Foto anbei.

    Dort 15 Minuten gechillt und dann ging es weiter. Durch ein wunderschönes Tal. Hier noch mal die Ausblicke genossen, Foto anbei, und dann ging es auf den letzten 2 KM nochmal richtig steil bergan. Wieder auf einem Meer von Felsen. Aber auch das war bald geschafft und nun sitze ich hier in Calzada de Bejar. Das hübsche Nest hat 84 Einwohner 😊 ein Bergdorf, wie es im Buche steht. Und die Herberge hat Internet. Alleine bin ich natürlich auch, hier ist weit und breit kein anderer Wanderer zu sichten. Hat auch seine Vorteile: Die Uhrzeit fürs Abendessen konnte ich mir bei Manuela, der sehr netten Inhaberin der Herberge, frei aussuchen. Nichts mit Spachteln erst um 20 Uhr 😎 heute werde ich schon um 19 Uhr schlemmen 🍜😊

    Und morgen sind es dann nur 21 statt 30 km. Ich will nicht maulen 😎

    Stand heute: 660 km 🚶☘
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