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  • Day 35

    Eisenerz hinter unserem Schlafgemach

    May 30, 2023 in Norway ⋅ 🌧 6 °C

    Ziemlich enttäuscht über die garstigen Wetterbedingungen, welchen wir auf den Lofoten ausgesetzt sind verlassen wir diese ansonsten so traumhaft schöne Inselwelt. Die Lofoten sind ein versunkenes Gebirge, dessen Spitzen aus der See ragen. Auf Austvågøy, der grössten Insel (527 km2), erreichen die Gipfel im Higravtinden (1161 Meter) ihre höchste Erhebung. Aus der Ferne wirkt dieses Inselgebirge im Nordmeer wie eine einzige, bizarr gezackte Felswand, deren Abwechslungsreichtum sich erst vor Ort enthüllt, sofern es Petrus genehm ist: Schneeweisse Strände, smaragdgrünes Wasser, tosende Wasserfälle und grüne Täler, vom Eis ausgeschliffene Kare ( kesselförmige Eintiefung an einem Berghang mit flachem Boden und steilen Rückwänden) und Taltröge. Uns bleibt diese Märchenwelt in mystisch verschleierter, nebliger, stürmischer, kalter und nasser Erinnerung. Kurze Aufhellungen haben uns einen kurzen Blick ins Paradies erlaubt...
    Die Hålogalandsbrua führt uns über den Rombaksfjorden in die Gemeinde Narvik. Diese Brücke gilt als Norwegens zweitlängste Hängebrücke und hat eine Gesamtlänge von 1.533 m. Wir werden von einer Videokamera erfasst, damit uns die erforderliche Maut von umgerechnet ca Chf 18.20 in Rechnung gestellt werden kann.
    Zu Beginn der Brücke wird die Windgeschwindigkeit von 18 m/s angezeigt, was 64,8 Kilometern pro Stunde entspricht. Die Windsäcke stehen dementsprechend waagrecht im Wind.
    In Narvik steuern wir einen Stellplatz in der Nähe des Zentrums an.
    Vom ständig eisfreien Hafen am Ofotenfjord wird das schwedische Eisenerz aus Kiruna in alle Welt verschifft.
    Die Ofotenbahn wurde von der Marine gebaut, um Eisen von Lappland in Schweden nach Narvik zu transportieren, damit es von dort exportiert werden konnte. Soweit noch harmlos.
    Im zweiten Weltkrieg war Narvik einer der Orte in Norwegen, den die Nationalsozialisten erobern wollten. Einer der Gründe dafür war die Ofotenbahn und die damit verbundene Kontrolle über das transportierte Eisen. Der Einfall in die Region begann am 9. April 1940. Die darauffolgende Schlacht dauerte zwei Monate an. Zu dieser Zeit war Narvik ein sehr abgelegener Ort. Den Truppen machte nicht nur der Kampf zu schaffen, sondern auch die rauen Wetterbedingungen, die steilen Berge und der Mangel an Proviant.
    Vor Ende des zweiten Weltkrieges, nach 5 Jahren Besetzung verliessen die Deutschen nach bekannter Manier, "verbrannter Erde", die Stadt.
    Peter besucht das beeindruckende "Narvik Krigsmuseum". Mich beelendet dieses Thema. Lieber erkundschafte ich das hiesige Einkaufszentrum und richte mein Augenmerk auf ein friedlicheres Thema. Für unser Hüttli besorge ich bei Søstrene Grene Kerzen, Tischsets und Papierservietten.
    Bei diesem Schmuddelwetter lassen wir es uns in einem Fischrestaurant gut gehen. Ein kleiner Rundgang durch die eher fade Stadt bringt uns noch etwas Bewegung.
    Die Nacht verbringen wir direkt an der Ofotenbahnlinie. Zwischendurch rattert ein Zug mit Eisenerz beladenen Wagen hinter unseren Betten vorbei.
    Das rollende Eisenerz wird mit lauten akustischen Signalen angekündigt.
    Gute Nacht!
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