• Dag 197

      Land unter

      21. oktober 2024, Georgien ⋅ 🌧 9 °C

      Mit Regen sind wir eingeschlafen und am Morgen aufgewacht. Die Fahrt nach Batumi über ungefähr 130 Kilometer zeigte uns auf, wieviel Nass wirklich vom Himmel gefallen ist. Und immer noch fällt. Ganze Dörfer standen unter Wasser. Je näher wir uns der Küste näherten, desto mehr Grundstücke und Häuser lagen im Wasser. Es gab kaum Menschen in den Strassen. Sogar die Kühe versuchten in die Häuser zu gelangen. Den freilaufenden, glücklichen Schweinen schien das Wetter nichts auszumachen. Genüsslich tummelten sie sich am Strassenrand und suchten nach Futter. In Poti, das direkt an der Schwarzmeerküste liegt, waren für heute die Schulen und Kindergärten aus Sicherheitsgründen geschlossen. Zu den Regenmassen hinzu rechneten die Meterologen mit einem Sturm.
      Für uns hatte Natia einen aussergewöhnlichen Stellplatz mitten im Botanischen Garten von Batumi ausgesucht. Nachdem wir uns zwischen wunderschönen Bäumen hingestellt hatten, wurden wir ebenfalls aus Sicherheitsgründen auf den offiziellen Parkplatz des Gartens verwiesen. Die Verantwortlichen hatten wegen der drohenden Gefahr von umstürzenden Bäumen Bedenken.
      Der Botanische Garten in Batumi wurde 1912 von dem russischen Botaniker Andrei Krasnow gegründet und ist einer der grössten botanischen Gärten der Region. Er erstreckt sich über 108 Hektar und liegt an der Schwarzmeerküste, 9 Kilometer nördlich von Batumi. Der Garten ist in neun klimatische Zonen unterteilt, die Pflanzen aus verschiedenen Teilen der Welt, darunter Asien, Nord- und Südamerika sowie den Himalaya, zeigen. Er dient nicht nur als touristisches Ziel, sondern auch als Forschungszentrum für botanische Studien im Kaukasus. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Garten zu einem wichtigen Zentrum für die Akklimatisierung von Pflanzenarten. Seit 2006 ist der Botanische Garten Mitglied des Weltnetzwerkes botanischer Gärten. Jährlich zieht er Tausende von Besuchern an, die die Pflanzenvielfalt und die spektakuläre Küstenlandschaft geniessen.
      Mit einem Elektrobus wurden wir durch den Garten chauffiert. Etwas Bewegung brauchten wir trotz des Schlechtwetters. Für den Rückweg durch den Park bevorzugten wir unsere Beine und spazierten gut gelaunt durch den Regen und das gesunde, erfrischende Grün.
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    • Dag 196

      Dauerregen

      20. oktober 2024, Georgien ⋅ 🌧 9 °C

      Dauerregen begleitet uns nun bereits seit einigen Tagen. Die Schwarzmeerküste liegt nicht sehr weit entfernt, was das nasse Wetter eher noch fördert. Langsam müssen wir weiter in diese Richtung ziehen. Schon bald gibts den letzten gemeinsam geführten Grenzübertritt. Von Batumi aus in die Türkei. So weit wollten wir aber noch nicht weiter ziehen. Rund 107 Kilometer entfernt lag das heutige Tagesziel.
      Zuerst liessen wir mit Hilfe von Gerd in Kutaisi unseren Gasvorrat auffüllen. Es brauchte einen dreifachen Anlauf, bis wir eine Tankstelle fanden, wo ein Mitarbeiter gewillt war diese heikle Aufgabe zu übernehmen. Da wir nicht wissen, was für Wetter uns noch erwartet, möchten wir genügend Gas mitführen. Die Heizung verbraucht viel Gas.
      Was an Kühen und Schafen uns auf den bisherigen Landstrassen in Georgien begegnet sind, waren es heute immer wieder frei herumlaufende Schweine. Die vielen Strassenhunde hielten sich heute eher vor dem Regen geschützt unter Dächern auf. Mir wäre dies auch recht gewesen...doch Natia hatte für uns eine Besichtigung des Dadiani Palastes in Zugdidi geplant.
      Zugdidi ist die Hauptstadt der Region Mingrelien-Swanetien im Westen Georgiens und liegt etwa 30 Kilometer von der Küste des Schwarzen Meeres entfernt. Die Stadt wurde im 19. Jahrhundert unter dem Fürstentum Mingrelien ein wichtiges kulturelles und politisches Zentrum. Zugdidi spielte eine wichtige Rolle während des georgischen Bürgerkrieges in den 1990er Jahren und war ein zentraler Punkt für Flüchtlinge aus dem benachbarten Abchasien. Eines der bedeutendsten Wahrzeichen ist der "Dadiani-Palast", der im 19. Jahrhundert erbaut wurde und heute als Museum dient, in dem unter anderem eine der 3 angeblichen Totenmasken Napoleons ausgestellt ist. Fürstin Salome Dadiani war mit Achille Murat, einem Enkel von Napoleon Bonapartes Schwester verheiratet und beide haben für mehrere Jahre in der Dadiani Residenz gelebt.
      Die Führung durch das eher bescheidene Museum wurde von einer älteren Dame sehr lebhaft auf georgisch vorgenommen. Natia übernahm die Übersetzung, was nicht immer eine einfache Aufgabe war.
      Bei einem Spaziergang durch den Palastpark atmeten wir noch etwas frische Luft ein, bevor wir uns ins Innere der Wohnmobile zurück zogen. In eine Wolldecke gewickelt und einer Tasse warmen Kaffee in den Händen kam etwas Gemütlichkeit auf. Der Regen begleitete uns als Hintergrundmusik.
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    • Dag 195

      Ein "geschenkter" Tag in Kutaisi

      19. oktober 2024, Georgien ⋅ ☁️ 11 °C

      Den " geschenkten" Tag in Kutaisi wollten wir für einen Stadtbummel nutzen. Mit Ruth und Jean-Claude zusammen setzen wir uns ins bestellte Taxi und stiegen im Zentrum der Stadt beim Kolchisbrunnen aus. Peter und mich zogs in den "grünen Basar". Ruth und Jean-Claude bevorzugten etwas gestiltere Geschäfte.
      Die vielen Stände boten frisches Obst und Gemüse, Churchkhela (das georgische Konfekt aus Wal- oder Haselnüssen mit einer Fruchtsaft-Kuvertüre), getrocknete Früchte, Nüsse, verschiedene Gewürze und Käseräder an. Alles Bioprodukte aus der Region.
      Wir kauften getrocknete Kakifrüchte und eine Churchkhela mit Granatapfelsaft Kuvertüre.
      Zurück auf der Strasse entdeckten wir ein kleines Kaffeegeschäft in dem diverse verschieden stark geröstete Kaffeesorten offen verkauft wurden. Wir liessen uns 250 Gramm gemischte Bohnen mahlen. Hoffentlich wird der Kaffee so gut sein, wie er frisch gemahlen duftete.
      Noch hatten wir etwas Zeit um ein paar Schritte am Fluss Rioni zu gehen, bevor wir uns zum Mittagessen wieder mit Ruth und Jean-Claude trafen.
      Das Zentrum der Stadt hebt sich von der trostlosen Vorstadt ab. Die Stadt verleiht ihrem Kleinstadtcharme kosmopolitische Lebendigkeit, indem sie über Billigfluggesellschaften wie Wizz Air, Flydubai, Ryanair usw. als Verkehrsknotenpunkt für Inlands- und transeuropäische Flugreisen dient.
      Gute Lage, Bergbau, Herstellung von Maschinen, Lastwagen, Pumpen, Textilien und anderen Konsumgütern haben das moderne Kutaisi zu einem wichtigen Industriezentrum gemacht.
      Hoch über der Stadt steht die Kathedrale von Bagrati (975-1014). Sie ist eines der bekanntesten Beispiele mittelalterlicher Architektur, die als Symbol für das vereinte Georgien gilt.
      Den Eindruck grosser Armut wurden wir aber leider auch in der Innenstadt nicht los. Vielleicht verstärkte das trübe, kalte und graue Wetter dieses Bild.
      Gegen 17.00 Uhr wurden wir mit einer warmen, feingewürzten Gulaschsuppe aus Gerds Kochtopf verwöhnt. Ingrid und Christof lieferten zur Suppe einen wärmenden Glühwein, und Ruth reichte zur Abrundung des gemütlichen Mahles den Cognac.
      Die angeregten Gespräche übertönten den prasselnden Regen.
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    • Dag 194

      Eine Märchenwelt

      18. oktober 2024, Georgien ⋅ 🌧 10 °C

      Die Wolken leerten sich während der ganzen Nacht über uns aus und schienen noch nicht fertig gearbeitet zu haben. Gut geschützt mit Regenschirm und warmer Kleidung stiegen wir pünktlich um 9.00 Uhr in den Bus ein. Wohin wollte uns Natia bei diesem Schmuddelwetter entführen? Wer sich in der Region um Kutaisi aufhält, besucht mit Sicherheit die Top Attraktion "Prometheus Cave", nahe der Ortschaft Kumistavi, 22 Kilometer von Kutaisi entfernt. Ein wetterunabhängiger Ausflug im Karstgebiet von Imeretien. Das Gebiet ist für zahlreiche, weitläufige Höhlensysteme bekannt, die noch immer nicht vollständig erforscht sind. Ihr Potential als Schutzraum im Falle eines Atomkrieges wurde zu Sowjetzeiten erkannt und umfangreiche, geheime Expeditionen durchgeführt. Geologen aus Tiflis entdeckten im Jahr 1984 die Prometheus-Höhle und erhielten dafür eine Prämie von 100 Rubel.
      Im Sommer 2012 wurde der moderne Zugang zur Prometheus Höhle für die Öffentlichkeit fertiggestellt. In der Höhle befinden sich 22 Hallen, von denen für Touristen nur 6 geöffnet sind. Das gesamte Höhlensystem wird auf 15 Kilometer geschätzt. Wir tauchten mit einer anderen Gruppe zusammen, über 800 Treppenstufen und insgesamt 1.420 Metern Länge, in eine märchenhafte Umgebung ein und wurden durch sechs Hallen geführt. Dieses einmalige Naturdenkmal ist etwa 60-70 Millionen Jahre alt. Die wunderschön geformte Karsthöhle mit den atemberaubenden Stalaktiten und Stalagmiten liess uns einmal mehr über die enormen Kräfte der Natur staunen.
      Zurück in Kutaisi machten wir im Zentrum der Stadt Mittagspause. In Anbetracht, dass wir morgen einen zusätzlichen Tag in Kutaisi verbringen werden, sahen wir von einem Bummel durch die Geschäfte und Markthalle ab und genossen in einem sehr ansprechenden, gemütlichen am Fluss Kura gelegenen Restaurant unser Mittagessen.
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    • Dag 193

      Der Winter liegt in der Luft

      17. oktober 2024, Georgien ⋅ ☁️ 8 °C

      Die Wolken hingen tief, meine Kopfschmerzen und Schwindel waren aufgelöst. Das nennt man Wetterfühligkeit.... Heute stand uns ein Fahrtag bevor nach Kutaisi, zu einer der ältesten Städte Georgiens.
      Ausser uns waren vorerst nur Hirten mit ihren Herden unterwegs. Der Winter scheint in der Luft zu hängen. Die Tiere kommen langsam ins Tal hinunter.
      In Achalziche wollten wir einen Zwischenhalt einfügen. Die Stadt stammt aus dem 12. Jahrhundert. Stolz steht eine Festung über der Stadt. In früheren Jahrhunderten war Achalziche ein zentraler Marktplatz für Menschenhandel. Heute ist die Stadt landwirtschaftlich geprägt. Da inzwischen der Regen eingesetzt hatte, konnte mich Peter nicht zu einer Festungsbesichtigung aus dem warmen, trockenen Giotti locken.
      So zogen wir weiter, an Borjomi, ein Kurort und dem Eingang zum Borjomi-Kharagauli-Nationalpark. Das einstige Naturschutzgebiet ist berühmt für seine unberührten Wälder, die blühenden Almwiesen und seine lebhafte Tierwelt. ...aber lieber bei trockenem Wetter...
      Am frühen Nachmittag stellten wir auf einem parkähnlichen Gelände vor dem Hotel Imeri, etwas ausserhalb der Stadt in Kutaisi, unser Fahrzeug für geplante zwei Nächte hin.
      Mit Regenschirm bewaffnet zogen Peter und ich zu Fuss in Richtung Stadt. Trostlose Plattenbauten erwarteten uns. Ob diese Wohnsilos bei schönem Wetter einladender wirken, mag ich bezweifeln. Da musste es sicher noch eine interessante Ecke geben. Wir lassen uns morgen von Natia überraschen.
      Beim Meeting mussten wir die " bittere Pille" schlucken: Wegen dem schlechten Wetter bleiben wir eine Nacht länger hier. Ouchgouli und Mestia erleben gerade den Wintereinbruch. Die beiden Orte liegen im Nordwesten von Georgien im Grossen Kaukasus. Schade! Vielleicht fahren wir alleine wieder mal nach Georgien und holen diese Besichtigungen nach. Georgien ist von Europa aus gut erreichbar und ein wunderbares Wanderland.
      Den Abend verkürzten wir zusammen mit der Gruppe in einem Hotelsaal, wo uns eine schöne Doku über Georgien gezeigt wurde.
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    • Dag 192

      Sagenhaft schöne Natur

      16. oktober 2024, Georgien ⋅ ⛅ 9 °C

      Georgiens Natur bietet sagenhaft schöne Landschaften. So zogen wir vom Daschbaschi-Canyon weiter in den Süden nach Wardsia, wo uns unterwegs und am Tagesziel ebenfalls die Natur in ihren Bann zog. Wir liessen den Parawan und Sagamo See hinter uns und machten einen Stop in Achalkalaki um Lebensmittel einzukaufen. Der Duft von frischem Brot hat uns in eine Bäckerei gelockt, wo bereits einige Mitreisende vor uns sich hintreiben liessen. Die einfachen Geschäfte stellen einen krassen Unterschied zu den Supermärkten in Tiflis dar. Um an Milch zu gelangen, klapperten wir vier Läden ab. Vielleicht besitzen hier alle Landbewohner eigene Kühe....jedenfalls mussten wir unterwegs immer wieder vorsichtig fahren, um nicht ein Rindvieh anzufahren. In Khertvisi erblickten wir hoch über dem Tal eine Festung. Grund genug, um hier einen Kaffeehalt einzuläuten. Zuerst gings über eine primitive Hängebrücke....um Fotos von der Festung Khertvisi zu machen. Die Festung gilt als eine der ältesten in ganz Georgien und war während der gesamten georgischen Feudalzeit in Betrieb. Sie wurde erstmals im 10.-11. Jahrhundert erwähnt.
      Gegen 14.00 Uhr erreichten wir das Tagesziel.
      Wardsia ist ein beeindruckendes Höhlenkloster im Süden Georgiens, das im 12. Jahrhundert unter der Herrschaft von Königin Tamar erbaut wurde. Die Anlage diente ursprünglich als Festung und Zufluchtsort während der Kriege gegen die Seldschuken und umfasst rund 6.000 Räume, die in die steilen Felswände des Erusheli-Berges gehauen wurden. Ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte Wardsias war das Erdbeben von 1283, das grosse Teile der Höhlenstadt zerstörte und viele der Räume unzugänglich machte. Trotz der Zerstörungen blieb Wardsia ein religiöses Zentrum, und die im Fels versteckte Mariä-Entschlafens-Kirche, mit ihren gut erhaltenen Fresken, zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Das Kloster war über Jahrhunderte ein Zentrum georgischer Kultur und Spiritualität und beherbergte eine grosse Anzahl von Mönchen. Heute leben noch elf Mönche in diesem Kloster.
      Peter und die Mitreisenden wurden von Natia durch das Höhlenkloster geführt. Wegen Kopfschmerzen und Schwindel blieb ich in Giotti zurück. Peter erzählte mir nach der Führung von den faszinierenden Höhlen und dem Panoramablick über das Tal. Wardsia ist eines der eindruckvollsten Monumente Georgiens.
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    • Dag 191

      Kein Hund würde dies machen

      15. oktober 2024, Georgien ⋅ 🌫 10 °C

      Der Herbst und somit die nasse Jahreszeit schien definitiv Einzug in Georgien gemacht zu haben. Mit viel Nebel im Schlepptau zogen wir heute weiter, zu einer weiteren georgischen Sehenswürdigkeit. Schade, dass wir während der Fahrt die bergige Landschaft kaum zu Gesicht bekamen. Der Nebel zog seinen Vorhang über die Wälder, Flüsse, Dörfer und Felsen. Ob die "Diamond Brücke" über dem Daschbaschi-Canyon trotz dem schlechten Wetter wohl geöffnet ist, fragten wir uns zwischendurch.
      Das Naturschutzgebiet Tsalka mit seinem Canyon liegt ungefähr zwei Autostunden von der Hauptstadt Tiflis entfernt und ist bekannt für seine beeindruckenden Felsformationen und Wasserfälle. Der Canyon erstreckt sich über 8 Kilometer und bietet atemberaubende Aussichten sowie eine unberührte Natur, die ideal für Wanderungen und Naturerkundungen ist. Einer der Höhepunkte des Canyons ist der kristallklare Wasserfall, der aus den steilen Felswänden herabstürzt und eine idyllische Kulisse bildet. Die Region um den Canyon hat eine lange Geschichte, mit archäologischen Funden, die auf menschliche Besiedlung in der Antike hinweisen.
      Bei einem Spaziergang kamen wir in ein Dorf, das sicherlich nicht aus der Antike stammte, doch der morbide Charme erinnerte fest an Sowjetzeiten.
      Seit Juni 2022 gibt es eine schwindelerregende Brückenkonstruktion, die die Daschbaschi-Schlucht überspannt. Die Diamantbrücke ist 240 Meter lang und verläuft 280 Meter über der Schlucht, die sie verbindet. Für meine Nerven eine Herausforderung, weil die Brücke abwechselnd mit Glas- und zum Glück Holzboden versehen ist. Der Wind blies und der Regen fiel...die Brücke schwankte zwischendurch während wir quasi über der Schlucht schwebten.
      Hoch erhobenen Hauptes mit Blick geradeaus überwand ich das mulmige Gefühl. In der Mitte der Brücke gibt es einen Aussichtsbereich, mit dem "Diamond 360° Café". Ein Glasdiamant mit Bistrobetrieb und ein "Sous-Terrain" im Spitz des gläsernen Gebildes. Angespannt wagte ich mich dort hinunter...nur wegen den Fotos... kein Hund würde sich hierhin verirren!
      Bei prasselndem Regen zogen wir uns früh ins Hüttli zurück.
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    • Dag 190

      Geistliches und Weltliches

      14. oktober 2024, Georgien ⋅ ☁️ 15 °C

      Bereits um 9.00 Uhr wurden wir per Bus vor den Wohnmobilen abgeholt.
      Die 20 Kilometer weite Fahrt durch die Stadt hinauf in die Berge brauchte ihre Zeit. Der starke Morgenverkehr verstopfte die Strassen von Tiflis.
      Den ersten Halt machten wir beim Jvari-Kloster : Ein Juwel mit Panoramablick. Wie bereits einmal erwähnt, gilt Georgien als hippes Reiseziel. Heute waren es vorallem viele Inder, die ebenfalls das Kloster besichtigen wollten.
      Das Jvari-Kloster liegt auf einem Hügel mit Blick auf den Zusammenfluss der Flüsse Aragvi und Mtkwari (Kura) und ist eines der Wahrzeichen Georgiens. Dieses georgisch-orthodoxe Kloster aus dem 6. Jahrhundert ist ein Meisterwerk frühmittelalterlicher Architektur. Sein Name "Jvari" bedeutet auf Georgisch "Kreuz" und spiegelt die Bedeutung der Stätte für Verbreitung des Christentums in der Region wider. Die architektonische Schönheit des Klosters wird durch seine strategische Lage ergänzt, die einen Panoramablick auf Mzcheta und die umliegende Landschaft bietet.
      Ein garstiger Wind blies uns um die Ohren und die vielen Besucher raubten dem heiligen Ort die Mystik.
      Wir zogen weiter hinunter ins Tal nach Mzcheta. Etwas erstaunt war ich, als Natia erwähnte, wir hätten für den Bus eine Erlaubnis erhalten, um in den Ort hinein fahren zu können. Ein Grossaufgebot an Polizei und viele teure, schwarze Limousinen, Fernsehübertragungsbusse und Menschenmassen erwarteten uns. Das alljährliche Swetizchoweli-Fest gilt in Georgien als kirchlicher und staatlicher Feiertag.
      In der malerischen Kulisse von Mzcheta erhebt sich die imposante Kathedrale Swetizchoweli umgeben von hohen Steinmauern. Der architektonische Mittelpunkt von Mzcheta ist UNESCO Weltkulturerbe.
      König Milan III. erbaute an der Stelle, wo im 4. Jahrhundert die erste christliche Kirche stand, die heutige Kathedrale aus gelbem Sandstein. Die Swetizchoweli-Kathedrale, oft als " lebensspendende Säule" bezeichnet, ist eine der am meisten verehrten Stätten in Georgien. Sie wurde im 11. Jahrhundert erbaut und steht an der Stelle, wo vermutlich das Gewand Christi begraben liegt. Diese Kathedrale ist ein Paradebeispiel mittelalterlicher georgianischer Kirchenarchitektur und bekannt für ihre Grösse und exquisite Handwerkskunst.
      Natia wollte uns durch die Kathedrale führen. Ein Gottesdienst mit Fernsehübertragung fand gerade statt. Hunderte Menschen drängten zum Eingang. Nachdem Frauen hinter uns bündelweise Kerzen anzündeten verliessen wir die Warteschlange und entschlossen, eine Stunde später einen neuen Versuch zu starten.
      Eine Stunde später erreichten wir zwar das Innere der Kathedrale, aber das Gedränge veranlasste uns beim nächsten Ausgang wieder die Kathedrale zu verlassen. Wir staunten nicht schlecht, als eine Horde Journalisten mit Kameras und Mikrofonen vor dem Ausgang standen... sie erwarteten die höchsten kirchlichen Vertreter Georgiens und hohe georgianische Parlamentarier, die sich für die kommenden Präsidentschaftswahlen vom 23.10.24 zur Verfügung gestellt haben. Wir wurden Zeugen eines eindrücklichen Szenarios unterwürfiger Menschen gegenüber den Patriarchen und Parlamentariern.
      Ein bleibendes Erlebnis.
      Nach so viel " geistlichem" gings nun weiter zu eher" weltlichem" : Eine Weindegustation wartete auf uns. Bei einem Sänger eines ehemaligen bekannten Gesangstrios durften wir diverse Weine und Chacha (Grappa) aus seinem Weinbau degustieren. Besonders der Chacha, welcher im Eichenfass gereift ist mundete mir.
      Nach der Weinprobe gab uns der Hausherr noch ein Lied zum Besten.
      Die Verabschiedung fiel besonders herzlich aus....einige Flaschen Chacha wechselten den Keller. 😉
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    • Dag 189

      Ein gelungener Tag

      13. oktober 2024, Georgien ⋅ ☁️ 17 °C

      Ein freier Tag...beinahe...., aber nach dem Umparken auf einen neuen Stellplatz beim Schildkrötensee in Tiflis, waren wir frei. Keine Führungen und Meetings. Mit einer alten, aber anscheinend noch sicheren Seilbahn aus Sowjetzeiten liessen wir uns hinunter in die Stadt transportieren. Per öffentlichen Bus gings noch weiter zum Freedom Square. Es war gut, dass wir am Tag zuvor durch die Stadt geführt wurden und so einigermassen eine Ahnung hatten, was uns erwartete. In einem riesigen Einkauszenter zog es mich als erstes zu einem Coiffeur. Den Luxus, mir die Haare waschen und brushen zu lassen, wollte ich mir leisten...für umgerechnet Sfr. 10.-- ! Auch Peter liess den Figaro an seinen Kopf und war mit dem Resultat und Preis sehr zufrieden. 😉
      Wir schlenderten an vertrauten Plätzen vorbei und assen typisch georgisch zu Mittag. Gestern hatte ich ein Lederwarengeschäft entdeckt, das handgefertigte Artikel mit Gratisgravur anbot. Da wollte ich nochmals hin. Eine kleine Lederhandtasche spukte seit dem ersten Besuch immer noch in meinem Kopf herum. Mit einem speziellen Lasergerät brannte die nette Verkäuferin meinen Namen in den Henkel. Nun besitze ich eine persönlich auf mich benannte und von Hand gefertigte Ledertasche aus Tiflis. 😊
      Gegen 17.00 Uhr trafen wir uns wie abgemacht, mit Ruth und Jean-Claude. Ein geselliger Abend mit Apéro, Nachtessen mit Livemusik, Nachtspaziergang durch die Altstadt und ein Schlummertrunk gleich neben dem Puppentheater rundete einen gelungenen Tag ab.
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    • Dag 188

      Ort der warmen Quellen

      12. oktober 2024, Georgien ⋅ ☁️ 17 °C

      Die Nacht über hatte es geregnet und den natürlichen Pfad vor den Wohnmobilen ziemlich aufgeweicht. Beide sauber geputzten Minibusse für die Stadtbesichtigung von Tiflis oder Tbilissi standen bereit. Meine Schuhsohlen waren gefühlte 10 Zentimeter höher...ein Reinigungsversuch nur halbwegs erfolgreich. Nicht nur bei mir. 🫣
      Behütet vom Berg Mtazminda im Westen und der Hügelkette Machata im Osten, wiegt sich seit dem 5. Jahrhundert Tiflis - Georgiens Hauptstadt. Auf Felsen gebaut und von den Bergketten des Kaukasus beschattet, erstreckt sich die Grossstadt entlang dem gelb schäumenden Fluss Kura. (Georgisch: Mtkwari). Mit mehr als eine Million Einwohner ist Tiflis die bevölkerungsreichste Stadt des Landes, mit orientalischen Baudenkmälern, Moscheen und christlich-orthodoxen Kirchen. Wobei die orthodoxen Christen in Georgien mit 80% Bevölkerungsanteil die meist vertretene Glaubensgemeinschaft sind.
      Tiflis gilt als das politische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Einer der bedeutendsten Momente in der Geschichte der Stadt
      war das Jahr 1122, als König David der Erbauer Tiflis von den Seldschuken zurückeroberte und sie zur Hauptstadt des geeinten georgischen Königreichs machte. Im 19. Jahrhundert, nach der Annexion durch das Russische Reich, wurde Tiflis zum Verwaltungszentrum des Kaukasus und erlebte ein wirtschaftliches und kulturelles Wachstum. 1921, während des russisch-georgischen Krieges, fiel Tiflis in die Hände der Roten Armee, was zur Eingliederung Georgiens in die Sowjetunion führte. Am 9. April 1989 kam es in Tiflis zu einer blutigen Niederschlagung von Protesten gegen die sowjetische Herrschaft, die den Weg zur Unabhängigkeit Georgiens 1991 ebnete. Nach der Rosenrevolution 2003, die in Tiflis ihren Höhepunkt fand, kam es zu tiefgreifenden politischen und wirtschaftlichen Reformen im Land. Die Stadt ist bekannt für ihre kulturelle Vielfalt, da sie historisch Heimat vieler ethnischer Gruppen war, darunter Georgier, Armenier, Russen und Juden. Heute ist Tiflis eine pulsierende Metropole mit einer Mischung aus historischer Architektur und modernen Entwicklungen, die sowohl Touristen und Geschäftsleute anzieht.
      Vor dem Parlamentsgebäude trafen wir auf einige Hungerstreikende, die sich seit dem 11. September 24 dort niedergelassen haben. Beim Hungerstreik protestieren die Einwohner aus Chiatura (Westgeorgien) gegen die systematischen Arbeitsrechtsverletzungen und tödlichen Arbeitsbedingungen in den Manganminen. In den späten 1800er Jahren wurden reiche Manganvorkommen in den Schluchtwänden entdeckt, die Chiatura umschliessen. Während der Status Georgiens als hippes neues Reiseziel für Westeuropäer*innen zu einem Tourismusboom geführt hat, stagniert der Bergbausektor des Landes. Wilde, verzweifelte Streiks sind zu einem Merkmal des Überlebenskampfes geworden. Die Minen werden heute von einem in Miami ansässigen Unternehmen betrieben.
      Unsere Stadttour ging am Freiheitsplatz vorbei. Er ist einer der ältesten, zentralen Plätze von Tiflis. In der Mitte steht die 44 Meter hohe goldene Statue des Heiligen Georg. Weiter gings in die Altstadt. Wir trafen auf wunderschöne Quartiere, saubere Strassen und gut erhaltene Häuser mit prachtvoll verzierten Balkonen.
      Vor dem Marionetten Theater von Gabriadze machten wir einen kleinen Halt. Der Theater- und Filmregisseur Revaz Gabriadze ist ein Mensch mit vielen Talenten. Er schreibt seine Theaterstücke, bastelt die Puppen zusammen und erweckt sie auf der Bühne zum Leben. Das Theater wurde 1981 eröffnet. 2010 hat Herr Gabriadze einen aussergewöhnlichen Uhrturm neben seinem Theater gebaut. Der Turm ist schief und wird von einem massiven Metall-Pfeiler gestützt. Der Turm selber wurde aus Flusssteinen und Ziegeln von verfallenen Häusern in Tiflis gebaut. Sehenswert ist der Turm auch, wegen der zweimal täglich stattfindenden Aufführung:
      Jeden Tag um 12 und um 19 Uhr kommt aus dem schön bemalten Türchen ein kleiner Engel heraus und läutet die Glocken. Leider hatten wir nicht genügend Geduld und verpassten nach den Glockenschlägen die anschliessende zweiminütige Aufführung " Der Kreislauf des Lebens".
      Als Bindeglied der Altstadt mit neuen Vierteln spannt sich die 156 Meter lange Friedensbrücke über den Fluss Kura. Die Brücke wurde 2010 errichtet und soll wie eine sanfte Welle aussehen.
      Bevor es in die Mittagspause ging, besuchten wir das orientalische Bäderviertel in Tiflis.
      Tiflis oder eben auch Tbilissi, wie die Georgier ihre Hauptstadt nennen, bedeutet: " Ort der warmen Quellen" und wird aus dem georgischen Wort "tibli" (warm) abgeleitet. Grund für diese Bezeichnung sind die kohlensäurehaltigen Schwefelwasser Quellen, die wegen ihrer heilenden Wirkung seit Jahrhunderten für die luxuriösen Badehäuser genutzt werden. Hinter dem Bäderviertel verläuft die Feigenbaumschlucht.
      Als Abschluss der Stadtführung besuchten wir noch kurz die Dreifaltigkeitskathedrale oder Sameba-Kathedrale auf dem Elias Hügel. Sie wurde zwischen 1996 bis 2004 errichtet und ist das grösste Kirchengebäude in Transkaukasien.
      Wie in einem Bienenstock ging es hier zu und her... Es wurde in verschiedenen Ecken der Kathedrale gleichzeitig geheiratet, getauft, gebetet, Souvenirs und Kerzen verkauft, fotografiert und Führungen vorgenommen.
      Inzwischen waren unsere Schuhe sauber gelaufen und wir ziemlich müde von den vielen Eindrücken.
      Zurück bei unseren Hüttlis genossen wir die letzten Sonnenstrahlen in den Liegestühlen, bevor es nach dem Eindunkeln ins warme Stübli ging.
      Die Tage werden merklich immer kürzer.
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