• Mont Sainte Odile

    14 September, Perancis ⋅ ☁️ 16 °C

    Schirmeck 2025, ein Jahr später. Zurück auf meinen HexaTrek Sections Hikes!

    Heute verlasse ich am Bahnhof Schirmeck den Zug, welchen ich dort vor einem knappen Jahr zur Rückreise bestiegen habe. Damals war das Wetter sonnig und warm, heute regnerisch und ungemütlich. Bananagirl, meine Wanderbegleitung, navigiert uns zielgerichtet zur angemieteten Unterkunft und schon stehen wir vor einem aus der Zeit gefallenen Reihenhaus. Egal, eine Nacht und morgen ruft der Trail.
    Am nächsten Morgen verheißt der Blick aus dem Fenster nichts Gutes, Regen, graue Wolken und eine ziemlich trostlose Stimmung spiegeln sich auf der Straße wider.
    Wir packen unsere Rucksäcke, trinken Kaffee und machen uns auf den Weg.
    Etwas oberhalb von Schirmeck besuchen wir die erste Burgruine. Erst Fotoshooting, dann Raingear überziehen.
    Es regnet und windet von allen Seiten, dann tauchen wir in den Wald, wo wir für die nächsten acht Stunden von der Bildfläche verschwinden. Der Trail ist wild, dreckig und ungemütlich. Schließlich mündet er auf einem Teersträßchen, welches uns an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte heranführt. Hier, mitten im idyllschen Grün, steht das Konzentrationslager Struthof, ein KZ welches über alle widerwärtigen Einrichtungen einer durchstrukturierten Massenvernichtungs-maschinerie verfügte. Kommandatur für die feisten Wurst und Schweinefleisch fressenden Nazischergen, ein Krematorium für die zig Opfer der SS Mörderbande, Baracken für unschuldige Kinder, Frauen und Männer, Galgen…

    „GASTHOF STRUTHOF
    Der Flurame Struthof gehört zu einem Flecken in 750 m Höhe in der Gemarkung Natzwiller (Natzweiler auf Deutsch). Bis zum Ende des 19. Jh. war die Gegend hauptsächlich von Landwirtschaft geprägt, bis eine Ski- und Rodelpiste und Wanderwege angelegt wurden. Der Ort avancierte so zu einem bellebten Ausflugsziel für alle, die die Betätigung an der frischen Luft liebten. Das Hotel wurde in seiner jetzigen Konfiguration zwischen 1905 und 1906 erbaut.
    1941 wurde es von den Nazis beschlagnahmt und zum Sitz der Generalkommandantur des etwas oberhalb im Bau befindlichen Konzentrationslagers bestimmt.
    In der Nähe des Hotels ziehen die Nazis ein Dutzend Baracken hoch, die als provisorische Unterkunft für die ersten Deportierten dienten. Von diesem Basislager aus müssen sie die Straße bauen, die Terrassen anlegen und die Lagerbaracken hochziehen. Bei dem Gasthof gibt es auch Garagen und eine Wäscherei für die SS-Leute. Um den Gasthof herum wird später Stacheldraht gezogen, und es werden Wachtürme errichtet.
    Dort kommt es am 4.
    August 1942 zum einzigen geglückten Ausbruch aus dem KL Natzweiler.
    Am nächsten Morgen ging ich mit dem Kommando* hinunter. Wir kamen von der Abzweigung und gingen an einem seltsamen, verschlossenen Gebäude vorbei.
    Aus der Mauer ragte ein Ofenrohr heraus. Auf der anderen Seite des kleinen Platzes stand die berühmte Gasthof. Es war noch sehr früh. Um einen Tisch im Speisesaal saßen
    SS-Leute bei Kaffee, Butterbroten und Wurst und lachten. Man führte mich mit vier weiteren Genossen in die Küche. Da sie wussten, was sie zu tun hatten, gingen sie auf Ihre Plätze. Der Kapo* erklärte mir dass ich Gemüse schneiden und nach dem Frühstück die Tische abräumen und Geschirr spülen sollte.“
    * Kommando: Arbeitstrupp von Häftlingen
    * Kapo: Häftling, dem von der SS Aufsichtsfunktionen zugewiesen wurden.
    „Robert Sheppard, britischer Deportierter“
    -Auszug aus einer der Infotafeln-

    Wer noch immer die Geschichte leugnet, komme her und überzeuge sich selbst!

    Nachdem wir, atmosphärisch bedrückt, wieder Waldboden unter den Sohlen haben, regnet es der Stimmung entsprechend unaufhörlich weiter. Nichts desto trotz laufen wir, Schritt für Schritt, unsere 35 Kilometer Etappe bis zum Odilienberg, der Dauerregen ist dabei zwar ein Wermutstropfen, aber kein Hindernis.
    Der Weg besticht durch kilometerlange Singletrails und Waldeinsamkeit. Um 17.00 Uhr erreichen wir komplett durchnässt unsere Unterkunft im Kloster von Saint-Odile auf dem Odilienberg.
    Nach Dusche und Dinner ist endlich chillen angesagt. Gute Nacht…
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