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  • Day 13

    Zwischenfazit Patagonien

    January 7, 2018 in Argentina ⋅ ☀️ -8 °C

    Zwei Wochen sind rum, sie vergingen wie im Flug und trotzdem hat man schon Erlebnisse eines gefühlten halben Jahres angehäuft! Höchste Zeit also für ein kleines Zwischenfazit zu Land, Leuten und allem drumherum.

    Anfangen möchte ich bei der Sprache: ¡Entiendo un poco, pero no hablo español! Zumindest in Chile und im Norden Argentiniens war es gut mit jemandem zu reisen, der fließend Spanisch spricht, da man selbst manchmal nur Spanisch versteht und inglés-Kenntnisse bei der einheimischen Bevölkerung so gut wie nicht vorhanden sind. ¿Comprendes? Je weiter wir jedoch gen Feuerland vorstoßen, desto touristischer wird's und desto besser kommt man mit Englisch über die Runden.

    Preislich ist Patagonien selbst im Backpackingstyle nicht günstig zu erkunden. Zudem belasten hohe Abhebegebühren zumindest in Argentinien den Geldbeutel und nicht überall lässt sich mit Kreditkarte zahlen. So wendet man hier teilweise für die Nacht im Hostel mehr auf als in Südostasien für einen ganzen Tag! Auch sonst sind die Preise eher auf europäischem Niveau. Für uns heißt das vor allem selber kochen und wenig Luxus bei der Hostelauswahl. Teils dadurch bedingt ist auch die Internetqualität eher niedrig. In abgelegeneren Regionen gibt's auch keine Standleitung, sondern nur Zugang über Satellit, was naturgemäß - Wegstrecke in den Orbit und zurück - zu Verzögerungen führt und die Reiserecherche bzw. -dokumentation ziemlich erschwert.

    Ansonsten ist dieser Teil Südamerikas aber sehr gut entwickelt. Zivilleben, Stadtbild oder Organisationspolitik sind in etwa mit den Niveaus südeuropäischer Länder zu vergleichen. Auch die Fahrkünste hiesiger Kraftfahrzeugführer erinnern an die unserer Nachbarn im Süden der EU. Die Leute sind durchwachsen gelaunt, nicht unähnlich der Stimmung in Zentraleuropa. Mal lässt man die 'blancos' mit ihrem Unwissen auflaufen (siehe Bussystem in Bariloche), öfter jedoch wird bereitwillig geholfen.

    Im Reisealltag fällt stark die Unkreativität bei der Benennung von Städten, Straßen, Plätzen, Hostels, Landmarken oder ähnlichem auf: Quasi alles ist nach Nationalhelden wie Pedro de Valdivia, Bernado O'Higgins oder Perito Moreno tituliert! Falls doch mal die Natur selbst namensgebend war, kann man getrost seine Pesos auf die Worte 'Torre', 'Condóres' oder die Farbe der Sehenswürdigkeit setzen ('azul', 'verde', 'negro', 'blanco',...) - zu 95 % ein Teffer!

    Der 'originellen' Bennenung zum Trotz muss man festhalten, dass das riesige Gebiet landschaftlich schlichtweg überwältigend und in seiner Großartigkeit kaum in Worte zu fassen ist. Ich weiß, dass ich in den Footprints scheinbar nur in Superlativen berichte, aber es ist nun mal wirklich so beeindruckend! Ich freue mich tierisch auf zwei weitere Wochen dieser rauen Weiten.

    Neben dem Naturschauspiel sind es natürlich Reisebekanntschaften die in Erinnerung bleiben: sei es ein Medizinstudent aus Rotterdam, der mit nur geringsten Spanischkenntnissen in einem Krankenhaus in Santiago Praxiserfahrung sammelte, zwei Französinnen aus Lyon, die ein komplettes Jahr durch Argentinien, Chile und Brasilien touren oder zwei Israelinnen, welche hier das Ende ihres zweijährigen (!) Wehrdienstes feiern. Weiterhin ein Sydneyer, der gerade zu einem 23-tägigen Segeltörn auf einem Dreimaster durch die Antarktis aufbricht, für den er 6500 € Tourgebühr und drei Jahre Wartezeit in Kauf nahm oder ein amerikanisches Pärchen aus LA, welches in den Flitterwochen den Gegenwert eines Mittelklassewagens verprasst - mit ihnen allen hatten wir nette Gespräche, tauschten Tipps aus oder blödelten rum.

    Außerdem möchte ich meine neuentdeckte Begeisterung für die (Landschafts-)Fotografie erwähnen. Für ein gutes Bild sitze ich des Öfteren im Dreck oder strapaziere Chris' Geduld und Nerven. Die Aussage "ich hab das falsche Objektiv drauf" sowie das anschließende Kommando zur Unterstützung beim Wechsel derselben kann er wahrscheinlich schon nicht mehr hören...an dieser Stelle schonmal ein herzliches Dankeschön für die Assistenz! Ich hoffe, dass ich durch die Knipserei wenigstens ein bisschen von der Eindrücklichkeit Patagoniens transportieren und konservieren kann.

    So, nun aber Schluss mit dem pathetischen Geschmalze! Zur Unterhaltung ein paar Impressionen, die es nicht ganz in die zugehörigen Posts geschafft haben, bzw. der Blödsinn, der einem bei zu hohen Dosen Panorama in den Sinn kommt:
    (1) Planking/Superheldenimitation am 'Mirador de las Aguillas'
    (2) ägyptische Tanzeinlage am 'Cerro Campanario'
    (3) karge Zwischenmahlzeit auf 26-Stunden-Busfahrt
    (4) typisches Picknick zur Mittagszeit, hier auf 'Ruta cuarénta' entlang der 'siete Lagos'
    (5) Kochkunst im Hostel in El Chaltén
    (6) Stativaction auf dem 'Circutio Chico'
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