• Land des Königsgetränks

    August 23 in France ⋅ ☁️ 21 °C

    Nordwärts geht’s also. Gut – für mein Ferienziel komme ich nicht um Frankreich herum. Aber der Reihe nach: Mehr als früh für einen dreiwöchigen Ferienbeginn werde ich vom Wecker aus dem angenehmen Tiefschlaf gerissen, auch Sonja und Skye sind schon wach. Noch die wichtigsten Sachen erledigen und dann von den Liebsten verabschieden, und schon bin ich mit unserem lieben Nachbar Marc mit einem grossen Van auf dem Weg Richtung Lyss. In Bern ist das erste Zwischenziel, dort bin ich so früh, dass ich noch Gelegenheit habe, den fleissigen Händlern auf dem Waisenhausplatz beim Aufstellen zuzusehen.

    Dann geht’s aber los: «Sit dir dr Herr Bieri?». Ehe ich mich am Abholpunkt richtig einfinden kann, bin ich schon auf dem Weg Richtung Basel in einem kleinen Bössli. Das Ziel: noch in ein grösseres Bössli umzusteigen. Ja genau, ich schliesse mich einer Reisegruppe an und lasse mich zu den angesagten Fotospots meiner Zieldestination chauffieren, wie praktisch. Auch wenn ich das Durchschnittsalter deutlich nach unten ziehe, so bin ich bald mit einer geselligen Reisegesellschaft durch die Vogesen unterwegs nach Arras, dem heutigen Etappenziel im Norden Frankreichs, unweit von Belgien.

    Der kompetente, konservative Chauffeur führt uns zielsicher quer durch die typischen hügeligen Südvogesen, ehe wir in flacheres Terrain kommen, in das Land nämlich, wo das Königgetränk angebaut wird – die Champagne. Zentrum ist Reims, wo wir für rund eine Stunde halten. Auch wenn ich gerne mal einen Schluck guten Wein oder auch Schaumwein habe, so sagt mir der Champagner aber so gar nichts. Darum – die wunderschöne, riesige Kathedrale von innen und aussen unter die Lupe nehmen und einige Bilder machen. Wow, bei so einem Sujet kann es keine wirklich schlechten Bilder geben. Während ich einem netten Herrn, der in der Kirche arbeitet, erkläre, dass ich leider gar kein Geld, auch keinen halben Euro, dabei habe, um einen Prospekt zu kaufen, so händigt dieser ihn mir kurzerhand zur Leihe aus und erklärt mir dann noch, dass die Kirche im 1. Weltkrieg doch arg getroffen wurde und gelitten hat.

    Historisch relevant ist Reims allemal: Am 7. Mai 1945 unterschrieb der Generaloberst Alfred Jodl die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Viele Reiseteilnehmer:innen nehmen dies zur Kenntnis, sind aber eher von der optionalen Degustation des Königswassers – des Champagners – angetan. Meins ist es nicht, ich verzichte und geniesse stattdessen lieber die schöne Umgebung auf dem Weg zu den Kelten.
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