• Wie ein rollender Stein

    August 24 in England ⋅ ☀️ 20 °C

    "You’ve never heard about Bob or listened to him?" fragte mich Frau Patching im Sommer 1999, als ich mit viel Interesse ihre Bob-Dylan-CD-Sammlung durchwühlte und sie gleich in Beschlag nahm. Es war die Zeit, als "Like a rolling Stone für mich zu einem meiener Top 10 wurde und es bis heute geblieben ist. Es war das letzte Jahrtausend und die Welt war noch ein ganzes Stück anders: am Piccadilly Circus in London gab es noch riesige Spielhallen mit Flipperkästen und Rennsimulatoren. Ich ass das erste Mal Häaegen Dazs Glace mit Bailies und liebte es. Dies war die Zeit meines ersten Besuchs in England, an der Südküste in Brighton, in Saltdean um genau zu sein. Mein erstes Mal alleine im Ausland und im Sprachaustausch an der englischen Südküste. Wunderbare zwei Wochen mit guter neuer Musik, viel neuer Sprache, die ich dank der Gastfamilie aufsaugen konnte – und – die wunderbaren, windigen und hohen Steinklippen, die sich nur fünf Minuten entfernt von der Gastfamilie befanden und die ich oft aufsuchte.

    Schon damals mochte ich England unbestritten gerne. Und so fühlt es sich sehr speziell und wunderbar an, als wir uns nach ca. 70 Minuten Fahrt die White Cliffs of Dover mit der grossen Fähre nähern und ich diese bei bestem Wetter fotografieren kann. 26 Jahre nachdem ich das letzte mal diese wunderbaren, anmutigen Steine bewusst wahrgenommen habe. Die Cliffs of Dover bestehen aus hellem Kreidegestein, das sich vor rund 90 Millionen Jahren aus den Überresten winziger Meeresorganismen bildete. Historisch waren sie ein bedeutendes Symbol britischer Verteidigung, besonders während des Zweiten Weltkriegs.

    Die Felsen gibt es an der Südküste vielerorts, in Dover sind sie allerdings ganz intensiv und die Strasse von Dover ist imposant, grösser als ich gedacht hatte. Sie trennt den Ärmelkanal vom europäischen Festland. England soll’s also werden. Nicht Schottland, nicht Grossbritannien, nur England dieses Mal. Ein gutes Gefühl, als die Fähre im Hafen von Dover anlegt und wir voller Eindrücke von der Überfahrt losrollen, in das Land hinein, das mich bereits schon oft begeistert hat. Und dennoch habe ich noch nicht alles gesehen. Vielleicht kommen wir auch noch in Brighton vorbei, zuerst aber einmal ist dieser Post meinen Eltern gewidmet, die mir diese Sprachferien ermöglicht haben und der Familie Patching, die mich in England wunderbar aufgenommen hat und der es hoffentlich gut geht und ihr rollt immer noch so gut wie Bob Dylan.

    Liebe Grüsse aus Rye, more to come
    Read more