• hänsu
august 2025

Fotoreise im Norden

Et 8-dagers eventyr av hänsu Les mer
  • Reisens start
    23. august 2025

    Prolog - von den Kelten zu den Kelten

    22. august, Sveits ⋅ ⛅ 16 °C

    "Skäääi", rufe ich früh morgens unserem Border Collie zu, als wir zu seiner grossen Freude endlich losgehen - in den Wald, spazieren, schnüffeln, vielleicht Artgenossen treffen? Skye hält mich auch heute wieder ganz schön auf Trab. Schön, innerhalb der paar Tage als ich etwas gezwungenermassen viele der täglichen Spaziergänge von Skye übernommen habe, hat sich meine Kondition schon merklich verbessert, cool. Wir geniessen den schönen Walduft am morgen und Skye folgt mit seiner Nase den unsichtbaren Spuren auf den Jäissberg.

    Mehrere Quellen geben an, dass dort schon im 1.Jh n. Chr. Kelten hausten. Spannend, allerdings sind viele Spuren davon heute verschwunden. Ich versuche zu erahnen, wie das Leben damals gewesen sein muss - rau, hart, barbarisch? Heute reicht es zumindest, um tolle Schnappschüsse von Skye zu machen und meine Vorfreude zu gewinnen auf meine anstehende Fotoreise - auch in eine Gegend, die keltisch geprägt war, was aber allgemein nicht unbedingt bekannt ist. Eine Woche eine neue Gegend entdecken, die ich bisher immer nur grob gestreift habe auf meinen Reisen.

    Die neuen Objektive ausprobieren, vielleicht ein paar neue Bekanntschaften schliessen. Schliesslich bin ich dieses Mal ohne das "Rudel" unterwegs, Sonja bleibt mit Skye zu Hause zur Regeneration. Ich freue mich auf raue Küsten, typisches Essen, malerische Gärten, Schlösser und Küsten. Dank der guten Leinenführigkeit von Skye bleibt mir sehr viel Zeit abzutauchen und mir zu überlegen, welche Objektive ich mitnehme und was ich sonst noch einpacke. Toll, morgen gehts los, ich bin gespannt und bereit.
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  • Land des Königsgetränks

    23. august, Frankrike ⋅ ☁️ 21 °C

    Nordwärts geht’s also. Gut – für mein Ferienziel komme ich nicht um Frankreich herum. Aber der Reihe nach: Mehr als früh für einen dreiwöchigen Ferienbeginn werde ich vom Wecker aus dem angenehmen Tiefschlaf gerissen, auch Sonja und Skye sind schon wach. Noch die wichtigsten Sachen erledigen und dann von den Liebsten verabschieden, und schon bin ich mit unserem lieben Nachbar Marc mit einem grossen Van auf dem Weg Richtung Lyss. In Bern ist das erste Zwischenziel, dort bin ich so früh, dass ich noch Gelegenheit habe, den fleissigen Händlern auf dem Waisenhausplatz beim Aufstellen zuzusehen.

    Dann geht’s aber los: «Sit dir dr Herr Bieri?». Ehe ich mich am Abholpunkt richtig einfinden kann, bin ich schon auf dem Weg Richtung Basel in einem kleinen Bössli. Das Ziel: noch in ein grösseres Bössli umzusteigen. Ja genau, ich schliesse mich einer Reisegruppe an und lasse mich zu den angesagten Fotospots meiner Zieldestination chauffieren, wie praktisch. Auch wenn ich das Durchschnittsalter deutlich nach unten ziehe, so bin ich bald mit einer geselligen Reisegesellschaft durch die Vogesen unterwegs nach Arras, dem heutigen Etappenziel im Norden Frankreichs, unweit von Belgien.

    Der kompetente, konservative Chauffeur führt uns zielsicher quer durch die typischen hügeligen Südvogesen, ehe wir in flacheres Terrain kommen, in das Land nämlich, wo das Königgetränk angebaut wird – die Champagne. Zentrum ist Reims, wo wir für rund eine Stunde halten. Auch wenn ich gerne mal einen Schluck guten Wein oder auch Schaumwein habe, so sagt mir der Champagner aber so gar nichts. Darum – die wunderschöne, riesige Kathedrale von innen und aussen unter die Lupe nehmen und einige Bilder machen. Wow, bei so einem Sujet kann es keine wirklich schlechten Bilder geben. Während ich einem netten Herrn, der in der Kirche arbeitet, erkläre, dass ich leider gar kein Geld, auch keinen halben Euro, dabei habe, um einen Prospekt zu kaufen, so händigt dieser ihn mir kurzerhand zur Leihe aus und erklärt mir dann noch, dass die Kirche im 1. Weltkrieg doch arg getroffen wurde und gelitten hat.

    Historisch relevant ist Reims allemal: Am 7. Mai 1945 unterschrieb der Generaloberst Alfred Jodl die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Viele Reiseteilnehmer:innen nehmen dies zur Kenntnis, sind aber eher von der optionalen Degustation des Königswassers – des Champagners – angetan. Meins ist es nicht, ich verzichte und geniesse stattdessen lieber die schöne Umgebung auf dem Weg zu den Kelten.
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  • Wie ein rollender Stein

    24. august, England ⋅ ☀️ 20 °C

    "You’ve never heard about Bob or listened to him?" fragte mich Frau Patching im Sommer 1999, als ich mit viel Interesse ihre Bob-Dylan-CD-Sammlung durchwühlte und sie gleich in Beschlag nahm. Es war die Zeit, als "Like a rolling Stone für mich zu einem meiener Top 10 wurde und es bis heute geblieben ist. Es war das letzte Jahrtausend und die Welt war noch ein ganzes Stück anders: am Piccadilly Circus in London gab es noch riesige Spielhallen mit Flipperkästen und Rennsimulatoren. Ich ass das erste Mal Häaegen Dazs Glace mit Bailies und liebte es. Dies war die Zeit meines ersten Besuchs in England, an der Südküste in Brighton, in Saltdean um genau zu sein. Mein erstes Mal alleine im Ausland und im Sprachaustausch an der englischen Südküste. Wunderbare zwei Wochen mit guter neuer Musik, viel neuer Sprache, die ich dank der Gastfamilie aufsaugen konnte – und – die wunderbaren, windigen und hohen Steinklippen, die sich nur fünf Minuten entfernt von der Gastfamilie befanden und die ich oft aufsuchte.

    Schon damals mochte ich England unbestritten gerne. Und so fühlt es sich sehr speziell und wunderbar an, als wir uns nach ca. 70 Minuten Fahrt die White Cliffs of Dover mit der grossen Fähre nähern und ich diese bei bestem Wetter fotografieren kann. 26 Jahre nachdem ich das letzte mal diese wunderbaren, anmutigen Steine bewusst wahrgenommen habe. Die Cliffs of Dover bestehen aus hellem Kreidegestein, das sich vor rund 90 Millionen Jahren aus den Überresten winziger Meeresorganismen bildete. Historisch waren sie ein bedeutendes Symbol britischer Verteidigung, besonders während des Zweiten Weltkriegs.

    Die Felsen gibt es an der Südküste vielerorts, in Dover sind sie allerdings ganz intensiv und die Strasse von Dover ist imposant, grösser als ich gedacht hatte. Sie trennt den Ärmelkanal vom europäischen Festland. England soll’s also werden. Nicht Schottland, nicht Grossbritannien, nur England dieses Mal. Ein gutes Gefühl, als die Fähre im Hafen von Dover anlegt und wir voller Eindrücke von der Überfahrt losrollen, in das Land hinein, das mich bereits schon oft begeistert hat. Und dennoch habe ich noch nicht alles gesehen. Vielleicht kommen wir auch noch in Brighton vorbei, zuerst aber einmal ist dieser Post meinen Eltern gewidmet, die mir diese Sprachferien ermöglicht haben und der Familie Patching, die mich in England wunderbar aufgenommen hat und der es hoffentlich gut geht und ihr rollt immer noch so gut wie Bob Dylan.

    Liebe Grüsse aus Rye, more to come
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  • Die Schafe von Stonehenge

    25. august, England ⋅ ☀️ 21 °C

    Circa 16 Jahre ist mein zweitletzter Besuch in Großbritannien her. Fährt man über die Insel, so übersieht man auf keinen Fall die landschaftsprägenden englischen Schafe, die sich über die hunderten von Feldern von Land’s End (dazu kommen wir noch) bis nach John o’Groats und weiter auf die Hebriden, die Orkneys und die Shetlands tummeln. Auch wenn die Wollindustrie ihre besten Tage in England schon lange hinter sich hat und durch Alternativen aus Fernost abgelöst wurde, so ist die Zucht der Schafe und deren Verwendung in der Fleischindustrie immer noch hoch im Kurs auf der Insel.

    Etwas nordwestlich von Salisbury, unserem Stopp für zwei Nächte, gibt es diese Schafe ebenfalls – genauso prächtig wie anderswo. Nun, warum gerade dort halten? Diese Schafe haben noch das Privileg, dass sie neben einer 5000 Jahre alten Sehenswürdigkeit grasen und beste Aussicht auf das Monument und die tausenden Besucher gewähren, die jeden Tag hierherkommen, um zu staunen. Die Rede ist natürlich von den Schafen von Stonehenge. Diese sind liebevoll und gehen einem aus dem Weg, wenn man auf den schön eingerichteten Trampelpfaden durch ihre Weiden läuft. Wunderbar.

    Und Stonehenge selber?
    Stonehenge ist eines der bekanntesten prähistorischen Monumente der Welt und liegt in der malerischen Landschaft von Wiltshire. Die geheimnisvollen Steinkreise, deren Ursprung bis etwa 3000 v. Chr. zurückreicht, geben bis heute Rätsel über ihre genaue Bedeutung und Funktion auf. Spannend ist auch, dass die bis zu 25 Tonnen schweren Steine aus über 200 Kilometern Entfernung hierher transportiert wurden. Wie, weiss niemand – auch nicht unser Reiseleiter.

    Lohnt sich ein Besuch? Jein. Mein Tipp: Wenn ihr mal hier seid, kommt vor 8 Uhr oder nach 5 Uhr (je nach Licht/Sonne), lauft die 2 km nach hinten und fotografiert die Anlage ganz ohne Leute. Ein Zoomobjektiv ist da sicher von Vorteil. Ansonsten – einmal gesehen ist gut, und dann ist gut. :-)

    Grüsse von dem Schafen
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  • Auf der Spur unserer Grundrechte

    25. august, England ⋅ ☀️ 25 °C

    Woher kommen eigentlich unsere Grundrechte? 1789 war die Französische Revolution, welche einen wichtigen Beitrag zur Gewaltenteilung des Staates regelte, so habe ich in der Schule gelernt. Einige Spuren reichen jedoch nochmals 550 Jahre weiter zurück nach Südengland.

    Wir sind immer noch in Salisbury und Umgebung. Mal abgesehen von allen schönen Sehenswürdigkeiten, die man in dieser Gegend entdecken kann, gehört die Stadt Salisbury selber auch dazu. Da sie auf einem "freien Land" errichtet wurde, besticht sie durch die grosszügige Bauweise – breite Strassen, grosse Parks, riesige Parkanlage neben der Kathedrale.

    Bevor wir uns aber der Stadt widmeten, galt es, ein Schmuckkästchen ganz in der Nähe zu besichtigen – Wilton House.

    Besagtes Haus ist ein prachtvolles Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert und bekannt für seine eindrucksvollen Innenräume, darunter die legendären State Rooms. Die weitläufigen Gärten mit Fluss, Brücken und Skulpturen laden zu entspannten Spaziergängen ein. Zudem diente das Anwesen oft als Kulisse für Filme und Serien wie The Crown oder Bridgerton. Wilton House gehört seit fast 500 Jahren der Familie Herbert, den Earls of Pembroke. Heute ist es der Sitz von William Herbert, 18th Earl of Pembroke, der mit seiner Familie dort lebt und das Anwesen der Öffentlichkeit teilweise zugänglich macht. (Dies macht er, da er dadurch erheblich weniger Steuern zahlt). Nein, wir sind weit weg vom Grundrecht in diesem Moment – denn wer Originale von Rembrandt und Rubens in seiner Sammlung hat und diese auf der rund stündigen Führung auch ausstellt, der ist in einer anderen Liga. Es ist aber explizit zu erwähnen, dass die Pembrokes sehr viel Öffentlichkeitsarbeit machen und sich fürs Allgemeinwohl interessieren und engagieren. Die Parkanlage ist dabei auch sehr sehenswert.

    Aber jetzt zurück zu den Grundrechten:
    Die Magna Carta von 1215 gilt als eines der wichtigsten Dokumente der Weltgeschichte und legte erstmals die Rechte des Individuums gegenüber der königlichen Macht fest. Sie wurde von König Johann Ohneland unterzeichnet und gilt als Grundstein moderner Verfassungen. Ein besonders gut erhaltenes Original befindet sich heute in der Kathedrale von Salisbury, wo es Besucher aus aller Welt anzieht.

    Mit der ortskundigen Katy machen wir eine Salisbury Tour, die in der Kathedrale startet und dabei anschliessend auch noch die Stadt selber thematisiert. Auch wenn die Führung äusserst spannend ist, so enthält sie für mich etwas zu wenig zeitgenössische Geschichte. Hier noch zwei eindrucksvolle Punkte zur Magna Carta, für alle, die sich die Zeit genommen haben, bis hier zu lesen.

    Einige Punkte dieses Vertrags sind überholt, andere bestehen:

    Heute noch relevant: Der Grundsatz, dass niemand ohne ein faires Gerichtsverfahren bestraft oder eingesperrt werden darf („due process of law“). Das ist ein Kernprinzip, das bis heute viele Rechtssysteme weltweit prägt.

    Niemand ist über dem Gesetz, auch kein König oder Adel. Keiner kann sich also z.B. einer Strafe entziehen bzw. diese ignorieren.

    Überholt: Eine Bestimmung regelte die Rechte der Barone bei der Nutzung von königlichen Wäldern und Jagdgebieten – ein stark zeitgebundener Punkt, der in der modernen Gesellschaft keine Bedeutung mehr hat.

    Nach viel Kunst und Geschichte entschliesse ich mich, für das individuelle Abendessen etwas ausserhalb zu laufen und ein koreanisches Restaurant aufzusuchen. Da in Salisbury 5 (fünf) Flüsse zusammenkommen, entdecke ich wieder neue Brückchen und Nischen – ganz wunderbar. Wenn jemand mal in Salisbury vorbeikommt, unbedingt eine Nacht bleiben. So kann man abends, wenn alle Reisebusse abgefahren sind, auch noch ganz ungestört und frei von Menschen vor der Linse die Kathedrale fotografieren. Bis bald aus Südengland, es geht westwärts.

    Viele Grüsse aus dem wunderbaren Salisbury.
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  • Sein

    26. august, England ⋅ ⛅ 18 °C

    Was macht einen guten Blog eigentlich aus und wie erhole ich mich am besten auf meiner Reise? Dies erfragend flaniere ich durch die grosse Gartenanlage von Stourhead Garden. Die Antworten auf die Frage ist also noch ausstehend.

    That's it. Seele baumeln lassen und Ruhe geniessen.
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  • Déjà-vu auf der Westpassage

    26. august, England ⋅ ☁️ 18 °C

    Wie schon in vorherigen Posts erwähnt, reise ich nun doch schon mehrere Jahre regelmässig nach Grossbritannien. Die Backsteinhäuser in Edinburgh, die schönen Gärten vor diesen Häusern, das lebendige (und zu 90 % gute) Wetter, die charmanten Pubs, die engen Strassen mit ihren teilweise links und rechts beschränkten Bäumen und Büschen, die britische Gastfreundschaft, die geschätzten Traditionen und die sehr liebevolle Weigerung, Sachen unnötigerweise zu modernisieren – all dies (Liste natürlich nicht abschliessend) sind Ausdrücke meiner Verbundenheit zum Vereinigten Königreich.

    Wo mir aber noch etwas mehr das Herz aufgeht, ist der Moment, wenn die Landschaften hügliger und rauer werden, wenn die violetten Disteln an den Hängen zu sehen sind, wenn sich riesige Täler mit gigantischen Waldflächen vor einem auftun, wenn der Ginster sonnenfarbig von den Hängen strahlt – dann ist es ein bisschen wie zu Hause sein, irgendwo sein, wo es mystisch, schön, wild und wunderbar ist. Dies macht für mich Schottland aus und ist direkt immer damit verknüpft.

    Umso mehr bin ich doch erstaunt, als unser kompetenter Reiseführer Urs die Einzigartigkeit des Dartmoors anpreist, als wir nach einer mittelspannenden Mittagspause nach Exeter in das rund 950 km² grosse Moor gelangen (grösser als der Kanton Jura). Klar, für Südengland sicher einzigartig – die typische Moorlandschaft mit den Patchwork-Weiden (durch Steinmauern eingezäunte Weiden), der gelb leuchtende Ginster, die vielen Hunde, Schafe und Pferde, die engen Strassen sind einzigartig und begleiten uns ca. 2 Stunden auf unserer Reise. Am Halt mitten im Moor gibt es die Clapper Bridges (siehe Fotos), die ganz und gar nicht klapprig sind und sich wunderbar für ein Fotosujet eignen. Alles in allem ein tolles Erlebnis, für mich mit einem sehr positiv behafteten Déjà-vu. Als mir dann noch ein Schäfer aus der Region erklärt, dies sei Sheepdog-Land und sein Nachbar sei lokaler Champion mit seinen Sheepdogs, da weckt das doch meine Sehnsucht weiter nach Schottland, aber auch zu meinen Lieben in die Schweiz!

    Liebe Grüsse
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  • Penn an Wlas

    27. august, England ⋅ 🌬 18 °C

    Nein, ich bin nicht betrunken, was man anhand des Titels meinen könnte. Der Titel ist nämlich Kornisch – eine keltische Sprache, eng verwandt mit Bretonisch und Walisisch. Sie war im 18. Jahrhundert fast ausgestorben, wurde aber im 20. Jahrhundert wiederbelebt. Heute sprechen ein paar Tausend Leute sie wieder, vor allem in Cornwall. Unter anderem auch unsere lokale Reiseführerin Rachel, die uns 2 Tage durch Cornwall begleitet.

    Cornwall fasziniert seit Jahrhunderten mit seiner rauen Schönheit und seiner tief verwurzelten Kultur. Die Region war einst ein Zentrum des Zinn- und Kupferbergbaus, wo Männer, Frauen und sogar Kinder unter extrem harten Bedingungen in engen, dunklen Stollen schufteten. Die Arbeit unter Tage war lebensgefährlich, die Luft stickig, und die Löhne kaum genug, um eine Familie zu ernähren. Viele dieser verlassenen Minenschächte prägen bis heute die Landschaft und sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

    Neben seiner industriellen Vergangenheit ist Cornwall aber auch berühmt für seine wilde Küste, Schmugglergeschichten und mystische Orte wie Tintagel Castle, das oft mit König Artus in Verbindung gebracht wird. Kulinarisch steht die Cornish Pasty ganz oben – jene herzhafte Teigtasche, die ursprünglich den Bergleuten als praktisches Mittagessen diente.

    Auch die Geschichte des Duke of Cornwall gehört untrennbar zur Region. Dieser Titel wird traditionell vom ältesten Sohn des britischen Monarchen getragen, aktuell von Prinz William. Er erinnert daran, wie eng Cornwall mit der Krone verbunden ist, und prägt bis heute das Selbstverständnis der Region.

    Im deutschsprachigen Raum wurde Cornwall durch die Bücher und spätere Verfilmungen von Rosamunde Pilcher bekannt.

    Nun sind wir auch dort, wo genau, verrät der Titel:

    penn = Ende / Spitze
    an = der/das
    wlas = Land

    Land’s End ist der westlichste Punkt von Grossbritannien, zu dem streng formalistisch Nordirland nicht gehört (die gehören „nur“ zum United Kingdom).

    Die Aussicht ist traumhaft, die Natur mit ihren hohen Klippen und tosenden Wellen, die dagegen schlagen, ein Spektakel. Entlang des Wegs ins sehr touristische St. Ives gibt es neben einer vielfältigen Tierwelt noch Überreste der lukrativen Minenbau-Zeit zu sehen. Dies alles auf einer der 10 schönsten Autostrecken Grossbritanniens, wie Rachel uns sagt (könnte stimmen, eine Fahrt von Land’s End nach St. Ives lohnt sich allemal, auch wenn die Strassen etwas schmal sind für unseren Reisebus). Bis bald.
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  • Eintauchen in Kernow

    28. august, England ⋅ 🌧 16 °C

    Kernow heisst nichts anderes als Cornwall auf Cornish, die Sprache der in Cornwall lebenden Leute – zumindest war sie einmal dominierend. Heute kann man sich gut mit normalem Englisch verständigen (phu, Glück gehabt).

    Nebst Land’s End (vorheriger Post) gibt es in Cornwall noch andere spektakuläre Natur und Orte zu bewundern. Ich bin ganz froh, dass der Reisebus, resp. der Chauffeur und Reiseleiter einige Stopps eingeplant hat, die mich diese wunderbare Gegend auch gebührend einfangen lassen.

    Erwähnenswerte Landmarke ist der St. Michael’s Mount – eine kleine Gezeiteninsel, die bei Ebbe zu Fuss über einen Damm erreichbar ist und ein mittelalterliches Schloss mit Gartenanlagen beherbergt. Die Insel gilt als mystischer Ort mit langer Geschichte, die von Legenden, Klosterleben und späterer Adelsresidenz geprägt ist.

    Dann wäre da das sehr malerische Küstenstädtchen St. Ives, das auch durch die Rosamunde-Pilcher-Filme im deutschsprachigen Raum grosse Berühmtheit erlangte. Rosamunde ist dort auch aufgewachsen. Da in England noch grosse Ferien sind, ist der Ort aber auch nach der Mittagszeit noch überlaufen. Immerhin kann ich vier wunderbar zarte Austern vom nahe gelegenen Hafen zum Mittag probieren – herrlich.

    Auch der Prideaux Place bei Padstow ist ein Besuch wert, wenn man sich für schöne, grosse Häuser im englischen Stil interessiert. Es ist ein elisabethanisches Herrenhaus, das seit über 400 Jahren von derselben Familie bewohnt wird. Neben der beeindruckenden Architektur und den kunstvollen Räumen sind die weitläufigen Gärten Heimat von Damhirschen, die dort seit Jahrhunderten gepflegt werden.

    Nebst diesen „Hotspots“, die alle ihren Charme haben, bleibt mir von Cornwall vor allem das milde Wetter (durch den Golfstrom), welches auch exotische Pflanzen und Früchte gut gedeihen lässt. Die Weiden und weiten Horizonte, wie es sie auch in Mittelengland und Schottland gibt, sind wie gewohnt schön. Das Essen ist durchaus international, hat aber doch einen britischen Fokus (z. B. viele Kartoffelgerichte). Ja, so macht es Spass, in die Region richtig einzutauchen und sich auf diesen schönen Landstreifen einzulassen und zu geniessen. Auch die anderen Reiseteilnehmer:innen sind angetan, auch wenn es doch ein straffes Programm ist. Da kommt etwas Gesellschaft untereinander bei einem guten Glas Wein oder Bier gelegen.

    Nun beginnt die Rückreise auf der Nordroute Richtung Osten.
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  • Just in time und autofrei

    28. aug.–2. sep., England ⋅ 🌧 16 °C

    Bevor wir Richtung Bristol, unser Reiseziel am Ende des Tages, fahren, machen wir noch einen Abstecher in den Norden des County Devon, genauer gesagt nach Clovelly.

    Das beschauliche Dorf liegt an der Nordküste von Devon in England und gehört zu den bekanntesten historischen Fischerdörfern der Region. Es ist für seine engen, kopfsteingepflasterten Gassen und die weiss getünchten Häuser mit farbenfrohem Blumenschmuck bekannt. Besonders sehenswert ist der kleine Hafen, an dem bis heute Fischerboote anlegen. Es gibt hier kleine Läden, Cafés und auch ein Museum, das die maritime Geschichte des Ortes erzählt. Clovelly ist ein privates Dorf (der Eintritt kostet 10 Pfund), wodurch es sehr gepflegt wirkt und seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hat.

    Und Clovelly ist steil am Hang – nichts für Leute, die keine guten Schuhe haben oder nicht einigermassen trittsicher sind. Es gibt ein Shuttle, das für diese Leute Abhilfe schafft und einen bis unten in den Hafen buxiert. Was man dann allerdings dabei nicht sieht, sind die Gässchen, Türen, Closes und all die weiteren feinen Details, die das Dörfchen noch zu bieten hat.

    Heute Mittag haben wir zudem viel Glück: Wie man sich vorstellen kann, sind wir nicht die Einzigen, die dieses kleine Schmuckkästchen besuchen wollen. Wenn es aber gerade bei der Ankunft in Strömen regnet wie verrückt und man das Ende aller Tage vermutet, so ist da niemand auf den Wegen – und man hat die Chance, gute Fotos zu machen. Und dies natürlich bei fantastischem Sonnenschein, der sofort nach 10 Minuten sturzflugartigem Regen wieder die Landschaft erhellte.

    LG aus dem malerischen Clovelly.
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  • Royaler Abschluss in England

    29. august, England ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach einem frühen Tagwach (heute gilt es für einige, Flugzeuge, für andere, die Fähre rechtzeitig zu erreichen) verlassen wir kurzerhand das beschauliche Bristol und fahren in das nicht weit entfernte Bath.

    Letzteres ist bekannt für seine römischen Bäder, die um eine heisse Quelle herum entstanden und der Stadt ihren Namen gaben. Im 18. Jahrhundert wurde Bath zu einem mondänen Kurort und erhielt mit den eleganten georgianischen Bauten wie dem Royal Crescent (siehe Bilder, hier wurden u. a. Szenen von Bridgerton gedreht) und dem Circus ihr heutiges Stadtbild. Besonders eindrücklich sind die gut erhaltenen römischen Bäder, die Einblick in die damalige Badekultur geben. Die Bäder habe ich 2014 schon einmal besucht und bin daher nicht traurig, dass wir diese auf unserer 90-minütigen Führung mit einem lokalen Guide auslassen. Ebenfalls sehenswert ist die Abtei von Bath, eine gotische Kirche mit eindrucksvollen Buntglasfenstern. Heute gehört Bath zum UNESCO-Weltkulturerbe und zieht Besucherinnen und Besucher mit seiner Mischung aus Geschichte, Architektur und Kultur an. Viele Bauten unterliegen dem Denkmalschutz, so z. B. die Hausfassaden, die alle mit Bath-Stone gestaltet sein müssen.

    Bath war im 18. Jahrhundert auch ein beliebter Aufenthaltsort des englischen Adels, und auch Mitglieder der königlichen Familie nutzten die Stadt als eleganten Rückzugsort. König Georg III. förderte den Aufstieg Baths zum mondänen Kurzentrum, was den Glanz und die Bedeutung der Stadt zusätzlich verstärkte.

    Nach der interessanten Führung und etwas Freizeit, in der ich noch den zentralen Stadtpark besichtige, geht’s nun langsam, aber sicher wieder Richtung Süden zur Küste. Sollte man in Bath Halt machen? Meine Meinung: Ja unbedingt, Bath ist sicher etwas touristisch, aber in der Zwischensaison doch für mein Befinden "unaufgeregt".

    Viele Grüsse
    Les mer

  • Schottisches Wetter in Dover

    29. august, England ⋅ 🌬 19 °C

    Ja ich weiss, Ursula, Sonja und Beat werden jetzt dann behaupten, dass sie das britische Wetter gar nicht so in Erinnerung haben, ich habs kapiert 😀
    Jedenfalls, 90 Minuten bevor wir Grossbritanien verlassen zeigt sich doch noch nach einer Woche warten das, wofür die Insel berühmt berüchtigt ist - Wind, und zwar nicht zu knapp, WIND. Und dann Rutsch, 15 Minuten Regen von der hefigeren Sorte.
    Der Himmel entlädt sich über Dover und die meisten die auf die Fähre nach Calais warten gefällt das nicht so sehr, eher verkriecht man sich in die Läden wo man noch eine Stärkung zu sich nimmt.

    Ich fühle mich etwas gesegnet und kann zwei, drei Fotos machen, die den abrupten Wetterwechsel dokumentieren. Dann ist alles vorbei und auf der Fähre herrscht eine sonnige Abendstimmung, wie bestellt für einen Hobbyföteler (auch andere profitieren davob). Mit Wehmut verlasse ich die Insel wieder, wissend dass wir bald wieder im Rudel hier sein werden und neue Ecken erkunden. Thank you Britain, it was lovely like everytime when I'm here.

    Bis bald
    Les mer

    Reisens slutt
    30. august 2025