• Auf der Spur unserer Grundrechte

    August 25 in England ⋅ ☀️ 25 °C

    Woher kommen eigentlich unsere Grundrechte? 1789 war die Französische Revolution, welche einen wichtigen Beitrag zur Gewaltenteilung des Staates regelte, so habe ich in der Schule gelernt. Einige Spuren reichen jedoch nochmals 550 Jahre weiter zurück nach Südengland.

    Wir sind immer noch in Salisbury und Umgebung. Mal abgesehen von allen schönen Sehenswürdigkeiten, die man in dieser Gegend entdecken kann, gehört die Stadt Salisbury selber auch dazu. Da sie auf einem "freien Land" errichtet wurde, besticht sie durch die grosszügige Bauweise – breite Strassen, grosse Parks, riesige Parkanlage neben der Kathedrale.

    Bevor wir uns aber der Stadt widmeten, galt es, ein Schmuckkästchen ganz in der Nähe zu besichtigen – Wilton House.

    Besagtes Haus ist ein prachtvolles Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert und bekannt für seine eindrucksvollen Innenräume, darunter die legendären State Rooms. Die weitläufigen Gärten mit Fluss, Brücken und Skulpturen laden zu entspannten Spaziergängen ein. Zudem diente das Anwesen oft als Kulisse für Filme und Serien wie The Crown oder Bridgerton. Wilton House gehört seit fast 500 Jahren der Familie Herbert, den Earls of Pembroke. Heute ist es der Sitz von William Herbert, 18th Earl of Pembroke, der mit seiner Familie dort lebt und das Anwesen der Öffentlichkeit teilweise zugänglich macht. (Dies macht er, da er dadurch erheblich weniger Steuern zahlt). Nein, wir sind weit weg vom Grundrecht in diesem Moment – denn wer Originale von Rembrandt und Rubens in seiner Sammlung hat und diese auf der rund stündigen Führung auch ausstellt, der ist in einer anderen Liga. Es ist aber explizit zu erwähnen, dass die Pembrokes sehr viel Öffentlichkeitsarbeit machen und sich fürs Allgemeinwohl interessieren und engagieren. Die Parkanlage ist dabei auch sehr sehenswert.

    Aber jetzt zurück zu den Grundrechten:
    Die Magna Carta von 1215 gilt als eines der wichtigsten Dokumente der Weltgeschichte und legte erstmals die Rechte des Individuums gegenüber der königlichen Macht fest. Sie wurde von König Johann Ohneland unterzeichnet und gilt als Grundstein moderner Verfassungen. Ein besonders gut erhaltenes Original befindet sich heute in der Kathedrale von Salisbury, wo es Besucher aus aller Welt anzieht.

    Mit der ortskundigen Katy machen wir eine Salisbury Tour, die in der Kathedrale startet und dabei anschliessend auch noch die Stadt selber thematisiert. Auch wenn die Führung äusserst spannend ist, so enthält sie für mich etwas zu wenig zeitgenössische Geschichte. Hier noch zwei eindrucksvolle Punkte zur Magna Carta, für alle, die sich die Zeit genommen haben, bis hier zu lesen.

    Einige Punkte dieses Vertrags sind überholt, andere bestehen:

    Heute noch relevant: Der Grundsatz, dass niemand ohne ein faires Gerichtsverfahren bestraft oder eingesperrt werden darf („due process of law“). Das ist ein Kernprinzip, das bis heute viele Rechtssysteme weltweit prägt.

    Niemand ist über dem Gesetz, auch kein König oder Adel. Keiner kann sich also z.B. einer Strafe entziehen bzw. diese ignorieren.

    Überholt: Eine Bestimmung regelte die Rechte der Barone bei der Nutzung von königlichen Wäldern und Jagdgebieten – ein stark zeitgebundener Punkt, der in der modernen Gesellschaft keine Bedeutung mehr hat.

    Nach viel Kunst und Geschichte entschliesse ich mich, für das individuelle Abendessen etwas ausserhalb zu laufen und ein koreanisches Restaurant aufzusuchen. Da in Salisbury 5 (fünf) Flüsse zusammenkommen, entdecke ich wieder neue Brückchen und Nischen – ganz wunderbar. Wenn jemand mal in Salisbury vorbeikommt, unbedingt eine Nacht bleiben. So kann man abends, wenn alle Reisebusse abgefahren sind, auch noch ganz ungestört und frei von Menschen vor der Linse die Kathedrale fotografieren. Bis bald aus Südengland, es geht westwärts.

    Viele Grüsse aus dem wunderbaren Salisbury.
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