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  • Day 15

    Tiflis

    May 17, 2019 in Georgia ⋅ ⛅ 26 °C

    Guten Mutes und nichts Böses ahnend starten wir von Sewan Richtung armenisch-georgischer Grenze. Wir tanken für die letzten tausend Dram etwas über 2 Liter Benzin. Der ganze Treibstoff sollte jetzt für 180 km und bis Georgien reichen. Dann haben wir noch 800 Dram für einen Stop mit Cola oder so. Tiflis, die Hauptstadt Georgiens ist bloß 236 km entfernt. Ein Katzensprung eigentlich.
    Die Autos verändern sich allmählich. Der Ladaanteil wird immer höher. Ladas gibt es hier in allen Formen und Generationen. Von halbwegs neu bis ziemlich geschichtsträchtig und schwer verbeult. Es wird wirklich alles damit transportiert und für diese Straßen sind sie ideal. Jetzt wird es schon wieder bergig, so ungefähr wie im Mariazeller Land. Über weite Strecken ist die Straße wieder mit Schlaglöchern übersät. Irgendwo wird gerade wieder repariert. Auf die Rumpelpiste folgt eine etwas 10 km Kilometer lange abgefräste Strecke mit feindseligen Längsrillen. Das Motorrad schlingert unruhig zwischen den unregelmäßigen Rillen hin und her. Das fühlt sich total unsicher an. Wir sitzen voll angespannt auf unserer Blue und schauen genauso angespannt auf die Straße. Für Autos sind diese Straßenverhältnisse kein Problem, wohl aber für ein vollgepacktes Motorrad. Dann halten wir an einer Tankstelle, aber der gute Mann nimmt keine Visa und Dram haben wir nur ein paar. Wahrscheinlich wird das Benzin jetzt nur noch für 70 km reichen. Die Landschaft ist herrlich und die Ortschaften spärlich. Der Bordcomputer zählt die noch fahrbaren Kilometer unbarmherzig runter und es wird langsam eng. Karl fährt voll auf Sparflamme. In dieser Pampas ohne Benzin und passendes Geld wird's bestimmt nicht lustig werden. Endlich kommt wieder eine Ortschaft in Sicht. Der Bordcomputer ist jetzt bei 10 Restkilometern angelangt und plötzlich zählt er irrational schnell runter. Bei 0 fahren wir gerade noch auf den Vorplatz eines Hauses. Wir stehen vor einer Garage mit einem grünen Tor und ein älterer Mann sitzt davor auf einem Schemel und raucht. Und auf dem Garagentor steht: Oil, Dizel und Petrol!!! Der Mann ist recht umgänglich, kann sogar ein paar Brocken Deutsch und so werden wir uns auch wegen des Geldes einig. Nach einem Telefongespräch mit einer Bank akzeptiert er unsere georgischen Lari. Dann wird zweimal ein 5 l Kübel mit Benzin gefüllt und durch einen Trichter in unseren Tank geleert. Sowas von Glück und was für eine Erleichterung! Es kann wieder weitergehen. Bald passieren wir im Schnelldurchgang die armenisch-georgische Grenze. Wir sind schon ziemlich müde von dieser Fahrt auf dem sogenannten Tiflisser (auweh-) Highway, als wir in Tiflis ankommen. Ein paar Kilometer vor unserem Ziel ist der Akku des Handys leer. Aus mit Navigation, ich weiß nicht mal die Adresse des Hotels auswendig, nur dass es sich irgendwo im Umkreis von 3 km befindet. Wir fangen das Tablet aus dem Koffer, ich klinke mich im nächsten Geschäft ins Internet und downloade die Route zum Hotel. Im dichten und schnellen Verkehr auf der mehrspurigen Fahrbahn entlang des Flusses verpassen wir leider die richtige Brücke und es dauert, bis wir endlich an einer Kreuzung umdrehen können. Es ist uns irre heiß in unserer Goritexkleidung. Schließlich haben wir es doch geschafft, aber wir sind so total erledigt, dass wir gleich ein paar Stunden schlafen. Und es waren doch bloß 236 km 😨!
    Später am Abend gehen wir noch runter zum Europaplatz. Das ist ein Park neben dem Fluss und das Zentrum von Tiflis. Von hier geht die surreal gestaltete und schön beleuchtete Friedensbrücke über den Fluss und eine Gondelbahn führt auf einen Berg. Ringsum sieht man auf den Anhöhen toll beleuchtete alte Gemäuer. Wir werden noch draufkommen, was das alles ist, aber nicht mehr heute. Im Park ist eine Menge los. Wir gönnen uns ein ein Bier im Freien. Die Temperatur ist in Tiflis genauso angenehm wie in Jerewan und was wir sehen gefällt uns.
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