Kaukasus

May - June 2019
Mai - Juni 2019 Read more
  • 38footprints
  • 10countries
  • 39days
  • 299photos
  • 0videos
  • 10.9kkilometers
  • Day 11

    Kein guter Tag!

    May 13, 2019 in Armenia ⋅ 🌙 14 °C

    Wir befinden uns in Gyumri, Armenien und wir fühlen uns zerschlagen und müde. Der Weg zu den Felshöhlen führt in die Berge. Die Gegend ist unbeschreiblich schön. Aber auf der Straße werden die Schlaglöcher immer ärger. Irgendwann checken wir dann, dass wir die Abzweigung zu den Felshöhlen verpasst haben. Wir beschließen jedoch gleich nach Armenien weiterzufahren, weil wir diese Straße nicht noch zweimal fahren wollen. Langsam kommen wir den schneebedeckten Bergen immer näher. Schlußendlich fahren wir dann auf circa 2100 m Seehöhe auf einer weiten Hochebene dahin, die ringsum von Gipfeln umgeben ist. Wir können die wunderbare Landschaft gar nicht richtig genießen, weil die Straße unvorstellbar schlecht ist. Karl fährt einen aussichtlosen Schlaglochslalom. Er muß jeden Meter überlegen, wie und wo er am besten fährt. Das schlaucht. Die Autos kommen uns in Schlangenlinien entgegen, weil sie sich so wie wir den besten Weg suchen müssen. Es gibt noch ein paar Dörfer hier oben, die noch schrecklicher aussehen als die gestrigen. Trotzdem soll es da sogar Hotels geben. Auf selber Höhe befindet sich ein Nationalpark mit einem knapp 900 ha großen, seichten See. Der wird für die Zucht einer speziellen Karpfenart genutzt und ist für die Leute hier oben enorm wichtig.
    An der vor zwei Jahren eröffneten Grenzstation dauert es diesmal ein bisschen. Unsere Koffer werden gescannt, wir müssen eine Haftpflichtversicherung kaufen und Zollgebühr für die Maschine zahlen. Für 200 Euro gibt's sagenhafte 106400 Dram! Die Dörfer auf der armenischen Seite sind nicht besser und die Straße auch nicht. Wir sehen Zäune aus Autowracks, Motorhauben, Kofferraumdeckeln und wer weiß was noch alles. Aber es gibt eine neue Kirche und im Vergleich zum Dorf ist der Friedhof ein toller Park.
    Irgendwann ist auch das vorbei, wir erreichen Gyumri, finden bald ein Hotel und fallen gerädert aufs Bett.
    Read more

  • Day 12

    Jerewan

    May 14, 2019 in Armenia ⋅ ☀ 22 °C

    Gyumri liegt auf einer Hochebene mit einer Seehöhe von 1500 m. Es ist entsprechend kühl. Uns gefällt es hier überhaupt nicht. Es sieht richtig runtergekommen aus, aber wer weiß, vielleicht haben wir ja auch ausgerechnet das Glasscherbenviertel erwischt (?) Gestern war ich im Supermarkt einkaufen. Das Kühlregal für Getränke war ca. 10 Meter lang, davon waren etwa eineinhalb Meter mit Limonaden bestückt, ein kleines Regal mit Bier und der Rest mit sämtlichen Wodkasorten dieser Welt! Unser Einkauf bestand aus zwei Äpfeln, 1 l Sprite, Gervais, zwei Würsten, Keksen, Waffeln und zwei Dosen Bier und kostete 3710 Dram, das sind umgerechnet 6,80 €! Gleich hinter dem Hotel scheint am Abend in einer windschiefen "Gartenhütte" aus Blech, Eternit und Autoteilen den Geräuschen nach eine wilde Party abzugehen.
    Wir verlassen unser Quartier am frühen Morgen in Richtung Jerewan.
    Zur Zeit wird gerade an der Autobahn von Gyumri in die Hauptstadt Armeniens gebaut. Nach dem gestrigen Erlebnis ist es wunderschön, kurz vor Jerewan wieder eine zivilisierte Autobahn unter den Rädern zu spüren.
    In Jerewan ist alles ganz anders. Der Unterschied zu den Bergdörfern könnte krasser nicht sein. Krass positiver! Unser Hotel befindet sich im Zentrum der Stadt direkt vor dem Freiheitspark. Ganz in der Nähe sind die Kaskaden. Das Monument ist eine riesige Treppenanlage, in deren Innerem 7 Rolltreppen nach oben führen. Überall gibt es Skulpturen, Kunstgalerien und Springbrunnen. Von ganz oben hat man einen traumhaften Ausblick auf die Stadt und den mächtigen, über 5100 m hohen Ararat. Das ist ein ruhender Vulkan und der höchste Berg der Türkei. Angeblich soll dort Noah mit seiner Arche gestrandet sein, was allerdings wissenschaftlich dementiert wird.
    Vor dem Völkermord im Jahr 1915 waren viele Armenier rund um den Vulkan angesiedelt. Schon damals war der Ararat das Wahrzeichen der Armenier und er befindet sich deshalb auch auf dem Wappen Armeniens. Wogegen die Türkei heftig protestierte, weil sich der Ararat jetzt auf türkischen Staatsgebiet befindet. Der damalige sowjetische Außenminister Gromyko konterte, dass ja auch die Türkei die Mondsichel auf der Flagge hätte, obwohl der Mond nicht zur Türkei gehört.
    Irgendwie ist Armenien wie eine Sackgasse. Zumindest für Motorradfahrer. Die Grenze zur Türkei ist aus verständlichen Gründen geschlossen, die Grenze zu Aserbaidschan ist wegen des Berg Karabach Konflikts geschlossen und die Iraner lassen Motorradfahrer seit Anfang März nicht mehr einreisen. Bleibt für uns nur die Nordgrenze nach Georgien.
    Wir jedenfalls finden es schön in Jerewan. Im Restaurant neben unserem Hotel gibt's ein gutes Abendessen samt Getränken für uns beide für 5 Euro. Wir machen noch einen Spaziergang zum Opernhaus und durch die Parks mit ihren vielen Lokalen und Pavillons. Es ist ein richtig schöner Sommerabend mit total angenehmen Temperaturen.
    Read more

  • Day 13

    Kloster Chor Virap

    May 15, 2019 in Armenia ⋅ ☀ 26 °C

    Chor Virap bedeutet tiefes Verlies. In ein solches sperrte Trdat lll. 288 n.Chr. mitten im Araxtal Gregor den Erleuchter für ganze 13 Jahre, um ihn vom christlichen Glauben abzubringen. Das änderte nichts an Gregors Ansichten. Als er dann noch Trdat von einer angeblich unheilbaren und entstellenden Hautkrankheit heilte, ließ sich dieser 301 n.Chr. samt Familie und Hofstaat taufen und erklärte das Christentum zur Staatsreligion. Damit war Armenien das erste christliche Land der Welt. Erst im 17. Jahrhundert wurde auf diesem Platz auf einer Anhöhe ein Kloster erbaut. Man kann noch heute das Verlies besichtigen, in dem Gregor der Legende nach gefangen war. Wir kraxeln etwa 6 m über eine Eisenleiter durch ein ganz schmales Loch in diese Höhle.
    Das Kloster hat für die Armenier eine spezielle Bedeutung, weil sie hier ihrem Wahrzeichen, dem Ararat, am allernächsten kommen können. Gleich unter dem Kloster verläuft gut sichtbar die türkische Grenze. Chor Virap befindet sich ca. 40 km südlich von Jerewan. Der Ausblick auf den Ararat ist fantastisch.
    Im Hotel haben wir uns sagen lassen, dass es die Basis der Armenier nicht gerade leicht hat. Die Besitzer der vielen Mercedes, BMWs und sonstiger Luxuskarossen sind Russen, die hier alles aufkaufen und Armenier, die aus dem Ausland mit Geld zurückkehren.
    Abends mischen wir uns wieder unter die vielen Leute, die ganz gemächlich in den Parks herumflanieren und im Freien gemütlich vor den Restaurants sitzen und schmausen und trinken. Vor allem die Jugend ist stark vertreten. Sie sind alle schlank und lässig gekleidet. Die Mädels lieben schwindelerregende Plateauschuhe, Miniröcke und meistens haben sie pechschwarze Mähnen bis weit über die Schultern. Wir schauen uns noch einmal die Kaskaden bei Nacht an und trinken zur Feier des Tages ein Paulaner vor einem auf bayrisch getrimmten Restaurant. Damit ist Jerewan für uns Geschichte. Schön war's!
    Read more

  • Day 14

    Sewansee

    May 16, 2019 in Armenia ⋅ ☀ 20 °C

    Wir machen uns auf den Weg zum Sewansee. Dieser See befindet sich auf 1900 m Seehöhe etwas über 60 km nördlich von Jerewan. Die Autobahn führt direkt dort hin und es fällt gar nicht auf, dass sie uns 900 Höhenmeter bergauf bringt. Wir stellen unser Gepäck im Hotel ab, denn unser Plan ist, der Straße rund um den See zu folgen. Nach etwa 40 Kilometern ist vom Ende des Sees noch immer nichts zu sehen und es scheint und als hätten wir uns kaum von der Stelle bewegt. In ganz weiter Ferne sehen wir zwischen dem blauen Himmel und blauem See die schneebedeckten Berge am anderen Ufer aufragen. Es sieht aus, als wäre man irgendwo im hohen Norden Europas, nur dass es hier voll angenehm warm ist. Da geben wir unseren Plan auf, drehen um und suchen und finden einen Platz nahe eines Hotels und eines Strandes zum Kaffeetrinken. Im Gastgarten sitzt schon eine Runde Leute an ein einem festlich gedeckten Tisch und der ist voll beladen mit delikat aussehendem Essen. Es scheint, als hätten sie Grund zum Feiern. Als wir uns gerade am Nebentisch niederlassen wollen, bieten sie uns von ihrem Essen an und ein Teller voll Köstlichkeiten nach dem anderen landet auf unserem Tisch. Der Kellner bringt uns Mineralwasser und Rotwein. Das Essen schmeckt genauso delikat wie es aussieht und der Rotwein ist außerordentlich gut. Wir sind sowas von baff! Natürlich werden wir jetzt auch gefragt, woher wir kommen und wohin wir wollen und kommen ein bißchen ins Plaudern. Wir bedanken uns, indem wir eine Runde Marille ausgeben und wären auch noch zum Kaffee eingeladen worden.
    Am Strand zieht sich eine ganz Wagemutige den Badeanzug an und stürzt sich ins Wasser und sorgt so für einiges Aufsehen. Das Bad dauert aber lediglich eine Minute, dann ist die Schöne wieder aus dem Wasser. Die Wassertemperatur dürfte doch noch etwas unter der 20 Grad Marke liegen.
    Die Sonnenschirme am Strand mit dem Schnee im Hintergrund wirken schon fast konträr.
    Karl fährt schon wieder Schlaglochslalom. Die Armenier haben nämlich eine etwas eigene Gangart beim Reparieren der Straße. Zunächst fräsen sie alle Schlaglöcher gleichförmig und viereckig und erst irgendwann einmal kommen sie wieder vorbei um zu asphaltieren.
    Kaum kommen wir ins Hotel zurück, wird uns schon Kaffee serviert. Armenischer! Türkischen wollen die hier nicht, ist aber dasselbe😏!
    Dann können wir uns schon auf der Speisekarte das Abendessen aussuchen. Es wird Weißfisch Barbeque geben. Man kocht hier extra für uns. Wir sind nämlich schon wieder die einzigen Gäste des Hotels, werden dementsprechend verwöhnt und fühlen uns heute tiefenentspannt..
    Der See hat übrigens eine Fläche 1272 Quadratkilometern und seine Umrundung hätte für die 219 km 3 Stunden und 53 min gedauert. Sagt Google Maps.
    Read more

  • Day 15

    Tiflis

    May 17, 2019 in Georgia ⋅ ⛅ 26 °C

    Guten Mutes und nichts Böses ahnend starten wir von Sewan Richtung armenisch-georgischer Grenze. Wir tanken für die letzten tausend Dram etwas über 2 Liter Benzin. Der ganze Treibstoff sollte jetzt für 180 km und bis Georgien reichen. Dann haben wir noch 800 Dram für einen Stop mit Cola oder so. Tiflis, die Hauptstadt Georgiens ist bloß 236 km entfernt. Ein Katzensprung eigentlich.
    Die Autos verändern sich allmählich. Der Ladaanteil wird immer höher. Ladas gibt es hier in allen Formen und Generationen. Von halbwegs neu bis ziemlich geschichtsträchtig und schwer verbeult. Es wird wirklich alles damit transportiert und für diese Straßen sind sie ideal. Jetzt wird es schon wieder bergig, so ungefähr wie im Mariazeller Land. Über weite Strecken ist die Straße wieder mit Schlaglöchern übersät. Irgendwo wird gerade wieder repariert. Auf die Rumpelpiste folgt eine etwas 10 km Kilometer lange abgefräste Strecke mit feindseligen Längsrillen. Das Motorrad schlingert unruhig zwischen den unregelmäßigen Rillen hin und her. Das fühlt sich total unsicher an. Wir sitzen voll angespannt auf unserer Blue und schauen genauso angespannt auf die Straße. Für Autos sind diese Straßenverhältnisse kein Problem, wohl aber für ein vollgepacktes Motorrad. Dann halten wir an einer Tankstelle, aber der gute Mann nimmt keine Visa und Dram haben wir nur ein paar. Wahrscheinlich wird das Benzin jetzt nur noch für 70 km reichen. Die Landschaft ist herrlich und die Ortschaften spärlich. Der Bordcomputer zählt die noch fahrbaren Kilometer unbarmherzig runter und es wird langsam eng. Karl fährt voll auf Sparflamme. In dieser Pampas ohne Benzin und passendes Geld wird's bestimmt nicht lustig werden. Endlich kommt wieder eine Ortschaft in Sicht. Der Bordcomputer ist jetzt bei 10 Restkilometern angelangt und plötzlich zählt er irrational schnell runter. Bei 0 fahren wir gerade noch auf den Vorplatz eines Hauses. Wir stehen vor einer Garage mit einem grünen Tor und ein älterer Mann sitzt davor auf einem Schemel und raucht. Und auf dem Garagentor steht: Oil, Dizel und Petrol!!! Der Mann ist recht umgänglich, kann sogar ein paar Brocken Deutsch und so werden wir uns auch wegen des Geldes einig. Nach einem Telefongespräch mit einer Bank akzeptiert er unsere georgischen Lari. Dann wird zweimal ein 5 l Kübel mit Benzin gefüllt und durch einen Trichter in unseren Tank geleert. Sowas von Glück und was für eine Erleichterung! Es kann wieder weitergehen. Bald passieren wir im Schnelldurchgang die armenisch-georgische Grenze. Wir sind schon ziemlich müde von dieser Fahrt auf dem sogenannten Tiflisser (auweh-) Highway, als wir in Tiflis ankommen. Ein paar Kilometer vor unserem Ziel ist der Akku des Handys leer. Aus mit Navigation, ich weiß nicht mal die Adresse des Hotels auswendig, nur dass es sich irgendwo im Umkreis von 3 km befindet. Wir fangen das Tablet aus dem Koffer, ich klinke mich im nächsten Geschäft ins Internet und downloade die Route zum Hotel. Im dichten und schnellen Verkehr auf der mehrspurigen Fahrbahn entlang des Flusses verpassen wir leider die richtige Brücke und es dauert, bis wir endlich an einer Kreuzung umdrehen können. Es ist uns irre heiß in unserer Goritexkleidung. Schließlich haben wir es doch geschafft, aber wir sind so total erledigt, dass wir gleich ein paar Stunden schlafen. Und es waren doch bloß 236 km 😹!
    Später am Abend gehen wir noch runter zum Europaplatz. Das ist ein Park neben dem Fluss und das Zentrum von Tiflis. Von hier geht die surreal gestaltete und schön beleuchtete Friedensbrücke über den Fluss und eine Gondelbahn führt auf einen Berg. Ringsum sieht man auf den Anhöhen toll beleuchtete alte Gemäuer. Wir werden noch draufkommen, was das alles ist, aber nicht mehr heute. Im Park ist eine Menge los. Wir gönnen uns ein ein Bier im Freien. Die Temperatur ist in Tiflis genauso angenehm wie in Jerewan und was wir sehen gefällt uns.
    Read more

  • Day 16

    Verschnaufpause

    May 18, 2019 in Georgia ⋅ ⛅ 24 °C

    Morgens sind wir noch immer ziemlich schlapp. Zum Frühstück gibt's Kaffee mit Schokocrouissants, Erdbeeren und ein 1/8 Weißwein. Unser Hotel heißt Old Vine House und das ist es auch. Man sagt uns, es wäre im 15. Jahrhundert gebaut worden. Es ist ein netter Mix aus wirklich Altem, Renoviertem und einigem Sammelsurium. Der Fußboden in unserem Zimmer ist ziemlich schräg. Bei unserer Ankunft wird uns gleich angeboten, das wir uns zu jeder Zeit Kaffee, Tee und Wein nehmen können. Im Keller befindet sich ein uriger Weinshop. Wir machen heute auf langsam. Per Gondelbahn geht's rauf zur Mutter Georgiens. Von da oben bietet sich ein herrlicher Blick auf alle Sehenswürdigkeiten der Stadt. Zurück im Park beobachten wir beim Kaffee einen Hundewettbewerb und schlendern dann zurück ins Hotel.
    Nach einer ausgiebigen Rast wollen wir zu den berühmten Schwefelbädern. Dabei stellen wir fest, dass im Park eine Riesebühne platziert und die Brücke für den Verkehr gesperrt wurde. Auf der Brücke ist eine Parade in Gang. Junge Leute in alten Trachten marschieren auf, tanzen und trommeln. Auch vor dem Schwefelbad sitzt eine Gruppe Musikanten, die ganz tolle Musik spielt. Ob das samstags hier immer so ist, oder ob das einmalige Veranstaltungen sind, wissen wir nicht.
    Wir mieten uns im Bad einen Privatraum zum Entspannen. Unser Bereich ist riesengroß. Aufenthaltsraum, Schwefelwasserbecken, Kaltwasserbecken, Sauna und Duschen haben wir ganz für uns allein. Einmalig ist das, und wohltuend. Anschließend machen wir uns wieder auf den Weg zur Bühne, wo noch immer vor großem Publikum gekonnt georgische Musik und Tanz dargeboten werden. Wir beschließen unseren Abend mit einem Essen, einem Glas georgischen Weißweins und Eiskaffee in einem Gastgarten direkt neben dem Fluss.
    Read more

  • Day 17

    Sighnaghi

    May 19, 2019 in Georgia ⋅ ⛅ 28 °C

    Wir sind hier in Sighnaghi im Gebiet Kachetien. Von Tiflis hierher sind es ca. hundert Kilometer ostwärts. Das ist die Weinroute Georgiens. Links und rechts der Straße befinden sich die Weingärten, die allerdings nicht soo fein säuberlich getrimmt sind wie die in der Wachau. Der Wein hat in Georgien eine Tradition von über 7000 Jahren. Deshalb schätzt man das Land als Ursprungsland des Weinbaus und der kultivierten Weinrebe. Es hat beste geologische und klimatische Vorraussetzungen, weshalb der Wein auch der zweitwichtigste Exportartikel ist. Die ganz spezielle Art des Weinausbaus in Amphoren, genannt Quevri, wurde sogar in der Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Sighnaghi ist ein Dorf auf einem Bergrücken mit einem Kloster und einer berühmten Weinkellerei. Von unserem Hotelbalkon aus können wir beobachten, wie sich die großen Autobusse reihenweise um eine Haarnadelkurve und dann durch eine ganz schmale kopfsteingepflasterte Gasse bergabwärts quälen. Also muß ja irgendwo in diesem Bergdörfel was Besonderes sein. Außerdem sieht man von unserem Balkon schon wieder schneebedeckte Berge. Diesmal die des Nordkaukasus. Wir gehen am Spätnachmittag hinunter ins Dorfzentrum, kommen an einigen Heurigen vorbei, schlendern noch durch einen kleinen Markt im Park, kommen bei einem Weingeschäft vorbei und landen schließlich bei einem kleinen Standl mit ein paar Tischchen, wo Kleinigkeiten verkauft werden. Karl entscheidet sich für georgischen Kaffee und ich nehme ein Eis mit Früchten und heißem Rotwein. Schmeckt hervorragend und die Aussicht über das Dorf hinweg auf eine riesige Hochebene ist fantastisch. Von dem Platz wollen wir gar nicht gern weg. Auf dem Rückweg statten wir einem urigen Heurigen einen Besuch ab. Wir bestellen uns Kuhkäse in Schafshaut gereift, gegrillte Melanzani, Wedges mit Dill und selbstverständlich eine Flasche Weißwein von einer ellenlangen Weinkarte. Der Kellner erklärt uns die Machart mit den Quevris und dass die verschiedenen Weinsorten nicht verschnitten werden dürfen und dass der Wein naturbelassen bleiben muß. Er ist ein bisschen trüb, aber wirklich gut und das Essen auch. Bei unserem Wirten nehmen wir noch je ein Achtel Rotwein. Er schmeckt irgendwie ein bisschen nach Roterübensaft. Er ist total billig und total verdächtig....Read more

  • Day 18

    Seki, Aserbaidschan

    May 20, 2019 in Azerbaijan ⋅ ☁ 21 °C

    Zur Grenze Aserbaidschans sind es nur 50 km. Da heißt es wieder Koffer scannen, Zolleinfuhrgebühren fürs Motorrad zahlen und wieder einmal Geld wechseln. Die elektronischen Visa für Aserbaidschan haben wir schon dabei und die grüne Versicherungskarte gilt in diesem Land. Gleich von der Grenze weg ist alles ein bißchen anders als bei den Nachbarn. Die Häuser sind etwas besser, die Mercedes weniger und die Ladas dafür umso mehr und last but not least: die Straße ist bis Seki bestens asphaltiert! Lückenlos! Dabei bewegen wir uns auf einer historischen Route, nämlich auf der legendären Seidenstraße. In Seki, wo wir übernachten befindet sich ein Khanspalast und eine Karawanserei, die mit ihren 2700 Jahren die älteste sein soll. Wir beziehen Quartier im Panoramahotel und sehen über die ganze Stadt. Und zum ersten Mal seit langem hören wir wieder einen Muezzin!Read more

  • Day 19

    Auf der Seidenstraße nach Baku

    May 21, 2019 in Azerbaijan ⋅ ⛅ 22 °C

    Um Mitternacht herum sehen wir plötzlich Blitze zucken. Innerhalb kürzester Zeit wird es immer ärger. Die Blitze kommen pausenlos, dann gesellt sich endloser Donner und Platzregen dazu. Das geht durchgehend so eine dreiviertel Stunde lang und zwar so heftig, wie wir beide es in unserem ganzen Leben noch niemals erlebt haben. Vom Fenster aus schauen wir auf unsere Blue, die da draußen im Garten im Unwetter steht und sind uns nicht sicher, ob die aufgeweichte Wiese dem Druck ihres Seitenständers standhalten wird. Endlich ist alles vorbei und die Maschine steht noch, erst dann können wir endlich beruhigt schlafen. Am Morgen sehen wir dann erst welche Schäden das Wetter in der Ortschaft hinterlassen hat. Die Leute sind schon alle auf den Beinen, um mit Schaufeln und Besen den Schotter, den Morast und die Steine von der Straße zu räumen und Kehrwagen und Bagger sind auf der Hauptverkehrsstraße unterwegs. Es ist kühl, die Wolken hängen über die Berge bis ins Tal und die Seidenstraße ist naß. Wir machen noch schnell einen erfolglosen Abstecher zu der berühmten Karawanserei und fahren dann nach Baku weiter. Die Seidenstraße wird zwischendurch holprig. In einem Dorf machen wir Halt für einen Tee. Es dürfte Markttag sein. Allerlei Stände sind da aufgebaut und da stehen hunderte Männer herum, aber fast keine Frauen. Bei unserer Ankunft scharen sie sich gleich neugierig fragend um unser Motorrad. Einheimische Motorräder sieht man hier nämlich so gut wie nie. Wir kaufen uns eine Kanne Tee. Vor und in der Wirtschaft wird gegessen, geraucht, gespielt, getratscht und Tee und anderes getrunken und wir sehen ein paar Männer herumtaumeln. Was uns eigentlich wundert, denn Aserbaidschan ist mehrheitlich ein muslimisches Land und es ist gerade Ramadan! Die Leute dürften das doch nicht überall gleich ernst nehmen.
    Danach geht's kilometerweit durch schöne Wälder, in denen ein netter Picknickplatz dem anderen folgt. Am Straßenrand stehen kleine Buden, in denen Brotfladen gebacken, gegrillt und Tee gekocht wird. Überall wo Rauch aufsteigt gibt's was zu trinken und zu essen. Das müssen wir uns ansehen. Wir stoppen erneut für eine Kanne Tee. Die zwei Männer in der Bude sind freundlich, aufmerksam und dauernd am Putzen. Unglaublich ist das. Die Kanne Tee kostet einen Manat, das sind 52 Eurocent. Bald danach ändert sich die Gegend, der Wald verschwindet , die Landschaft wird zu einer kargen Steppe und die Seidenstraße zur breiten Autobahn. Damit ist Baku erreicht. Unser Hotel befindet sich so ziemlich im Zentrum und nicht weit vom Meer. Wir dürften mit unserer Quartierwahl die "Kärntner Straße" Baku's erwischt haben. In dieser Straße stehen nur extrem teure Autos und die Geschäfte führen Designermode. Sogar ein Rolls Royce Geschäft befindet sich schräg gegenüber des Hotels.
    Später spazieren wir noch zum Boulevard am Kaspischen Meer, das sich heute nicht von seiner besten Seite zeigt. Es ist windig und kühl.
    Read more

  • Day 20

    Baku

    May 22, 2019 in Azerbaijan ⋅ ☀ 24 °C

    Land des Feuers, so heißt Aserbaidschan auf persisch, das ist nur eine der Versionen der Namensherkunft. Aserbaidschan scheint immer irgendwie mit Feuer in Verbindung zu stehen. Ein paar Kilometer nördlich von Baku gibt es den Feuerberg, an dem schon seit dem Altertum durchgehend ein Feuer brennt, das durch austretendes Erdgas gespeist wird. Im Feuertempel Ateshghar fanden früher hinduistische Rituale statt. Der Tempel ist heute ein Museum und das Feuer hier brennt ebenfalls durch natürlich austretendes Erdgas. Das Wahrzeichen Bakus sind die Flam Towers, drei weithin sichtbare Wolkenkratzer in Form von Flammen, die bei Nacht durch ihre Beleuchtung wie lebendiges Feuer aussehen.
    Seit den Sowjetzeiten hat sich die Stadt stark verändert. Es wurde viel gebaut und ziemlich surrealistisch. Bei uns bekannt ist das Konzerthaus, das extra für den Eurovsions Songcontest 2012 während eines Jahres gebaut wurde. Vom Boulevard entlang des Kaspischen Meeres ist es gut zu sehen. Das Teppichmuseum sieht aus wie ein riesiger zusammengerollter Teppich, ein Einkaufszentrum wie eine Blüte und ein weiteres Konzerthaus wie ein Schlapphut. Dann gibt es noch ein Hochhaus, das dem berühmten 7 Stern Hotel in Dubai nachempfunden ist und einen drehbaren Wolkenkratzer.
    Der Boulevard ist enorm breit. Zwischen Stadtgebiet und Boulevard befinden sich gepflegte Grünanlagen, Cafés, Spielplätze und Restaurants, und wie auch in Georgien und Armenien ist speziell vom Abend bis spätnachts alles auf den Beinen.
    Diesmal buchen wir eine Sightseeing-Tour. Wir wollen nicht bei 30 Grad mit Motorrad, Helm und Jacken von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit tingeln. Der Bus fährt mit uns ca. 60 km südwärts zum Nationalpark Qobustan zu den bis zu 40000 Jahre alten Felszeichnungen und zu den Schlammvulkanen, die dort gemächlich vor sich hinblubbern. Das sind kalte Vulkane, die ganz einfach gesagt, durch Tonsedimemente, unterirdischen Wasserdruck und Methangas entstehen. Die Hälfte aller weltbekannten Schlammvulkane befinden sich in Aserbaidschan.
    Richtige Strände sehen wir hier nicht. Die vielen Ölplattformen draußen auf dem Kaspischen Meer, die Ölfelder und Erdölförderanlagen entlang der Küste motivieren auch nicht wirklich zum Baden.
    Das Kaspische Meer ist kein Meer, sondern ein Salzwassersee, der in Urzeiten durch Gesteinsverschiebungen vom Schwarzen Meer getrennt wurde. Es gibt keinen Zugang zu einem Ozean, es liegt 28 m unter dem Meeresspiegel und ist bis zu 995 m tief und es ist mit seinen 1200 km Länge und 435 km der größte See der Erde.
    Die Landschaft ist nicht besonders ansprechend. Unsere Tour zieht sich über 300 km und 7 Stunden, dann haben wir auf kompakte und bequeme Art alles gesehen, was uns interessiert hat. Unser Tour Guide erzählt uns allerhand vom Leben der Azeris. Zum Beispiel auch, dass die Polizei ziemlich rigoros vorgeht und dass es für den Abschuß eines Wolfes zwei Jahre, und für das Umschneiden eines Olivenbaumes ein Jahr Gefängnis setzt. Möglicherweise wurde auch ein Putzgesetz erlassen. In Baku ist es nämlich rein und aufgeräumt wie selten wo. Die Parkanlagen sind topgepflegt, nirgends ist da Müll zu finden und die Lokale sind blitzsauber. In Seki sah ich sogar Einen, der seine Hauswand abwusch, bevor er sein Geschäft aufsperrte.
    Abends spazieren wir nochmals zum Boulevard, trinken gemütlich Kaffee, beobachten das Treiben auf dem Boulevard und verabschieden uns mit einem letzten Blick auf die Feuertürme von Baku.
    Read more