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  • Day 16

    Heal the world. Make it a better place.

    January 8 in Peru ⋅ ☀️ 20 °C

    Während sich bei Minusgraden in Deutschland der Pöbel mit Mistgabeln bewaffnet und den politischen Umsturz propagiert, liegen wir bei +20°C lange und gemütlich im Bett. Bisserl Akku laden, bevor es morgen endgültig in die Regenregion um Puno und den Titikakasee weitergeht. Etwas süffisant betrachtet, würde es die Verhältnisse in Deutschland vermutlich schnell wieder geraderücken, wenn man südamerikanische Probleme und Verhältnisse zum Vergleich heranzieht. Vielleicht fehlt auch nur etwas korrupte staatliche Härte wie hier in diesen Breitengraden üblich. Bumm. Scharfe Munition gegen die ersten Traktoren. Und schnell wieder heim zu Hof- und Landbesitz unter dem christlichen Holzkreuz am Küchentisch. Für a' halbe Bier, an Schweinsbrat'n, an neuen Mercedes und a Kreuzerl beim Hubsi wird's grad noch reichen. Was würde wohl der Besitzer unserer Casa zu diesem Thema sagen, der als Vetriebener/Geflohener aus Venezuela hier in Peru ein neues Leben begonnen hat. Im Urlaub soll man sich nicht aufregen.

    Das Programm heute bleibt übersichtlich. Eigentlich ist mein einziges Problem die Ameisenplage in unserem Zimmer, die ich selbst ausgelöst habe, weil ich ein leeres Glas Cola nicht gleich ausgewaschen und erstmal einen Tag mit Missachtung gestraft habe. Das Ergebnis war beeindruckend, ich sollte in die Tierforschung wechseln.

    Der letzte Tag in Arequipa wird aber trotzdem nochmal genutzt und gebührend zelebriert. Zuerst mit kleinen und großen Dingen, die man auf Reisen halt so macht - also Nachschub an Coca-Candys, Coca-Tea und Bargeld besorgen. Sidekick: unbedingt googeln, ob man das Zeug nach Deutschland importieren darf. Als würde ich die Antwort darauf nicht eh' schon kennen.

    Am Abend wird es dann nochmal vornehm. Also nicht was die Klamotten betrifft, denn natürlich wird der Touri recht ungeniert mit kurzer Hose und T-Shirt einlaufen, aber wir gönnen uns ein 10-Gänge Degustationsmenü im Nobelhobel der Stadt. Warum? Weil wir es können. Und ehrlicherweise auch, weil die pro Kopf Pauschale in Höhe von 200 Soles (50 Euro) für das Gebotene einer Einladung gleicht, die man nicht ausschlagen sollte. Habe ich bereits erwähnt, dass Peru alle kulinarischen Erlebnisse meines Lebens toppt? Ich mache es gerne nochmal.

    Da sitzen sie nun also, die zwei Schuster'schen Restaurantkritiker im Place to be im Stadtzentrum. Nein, ich will keine Weinbegleitung und jetzt lass die haute cuisine mal antanzen. Das ziehen wir dann auch satte zwei Stunden durch. Optisch ein Knaller, teilweise fresse ich versehentlich fast die Deko. Geschmacklich vermutlich auch, aber nur bedingt für meine von Currywurst, Döner, Burger und Leberkäs'semmeln zerfressenen Geschmacksnerven. Bei fermentierten Shiitake-Pilzen mit Seifengeschmack (frischer Korianderschaum) setze ich einmal aus und der Überraschungsgang trifft uns dann beide etwas unvorbereitet. Geheime Zutat? Super. Sag halt was Du willst, wird schon irgendein Fetzen Fleisch gewesen sein. War es dann auch. Im Mondlicht vom Werwolf angefressene und vom Blut einer Jungfrau getränkte Rinderzunge. Besten Dank, ich wollte schon immer Innereien essen. Und zuallererst in Südamerika. Wenn ich mit einer peruanischen Kuh knutschen will, sage ich beim nächsten mal vorher Bescheid.

    Vokabel des Abends:
    plato de matanza = Schlachtplatte

    So spielt das Leben. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

    Nachtrag: Natürlich (!) ist die Einfuhr und der Besitz von Coca-Produkten in Deutschland verboten. Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und so. Und da der brave Thomas stramm gesetzestreu durchs Leben geht, wird das Zeug halt pünktlich zur Rückkehr im März vor Ort wegkonsumiert.

    Vokabel des Tages:

    Drogenhändler/Dealer: Narcotraficante
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