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  • Day 18

    Ruf Teddybär 1-4

    January 10 in Peru ⋅ ☀️ 11 °C

    Hilfe. Ich wurde entführt. Oder ich sitze in einem Alptraum fest. Ort des Geschehens ist ein kleines Schiff auf dem Titicaca-See. Wir schreiben den 10. Januar 2024 und ich bin gemeinsam mit Lissy und 30 weiteren Touristen verschleppt worden. Wir fahren in Richtung der Inselgruppe Uros und ein Panflötenspieler aus der Fußgängerzone Münchens wurde engagiert, um uns bereits am frühen Mittwochmorgen zu quälen. Zieht mir doch bitte die Fingernägel ab oder steckt mich in den Kochtopf, aber das ist Folter.

    Ganz so schlimm ist es dann glücklicherweise nicht. Die Inselgruppe aus 120 Schilfinseln ist die Heimat der letzten ethnischen Gruppe Indigener am Titicaca-See. Natürlich erinnert das Geschehen ein wenig an eine Kaffeefahrt mit Verkaufsveranstaltung, wir machen also das, was man Oma und Opa immer verboten hat. Mit Heizdecken und Kochtopfsets kommen wir dann auch nicht heim, man kann sich mit etwas Geschick dem Geschehen relativ schnell entziehen. Aber der kleine schwarze Inselhund weicht mir nicht mehr von der Seite, wenigstens einer der mich mag.

    Ähnlicher Ablauf und ähnliches Motto auf der Nachbarinsel Taquile, aber da gibt es wenigstens was zu futtern und ein geiles Panorama.

    Probleme drohen von ganz anderer Stelle. Mal wieder. Wenn sich der gute Thomas täglich 5000 Kalorien reinpfeift und dabei auf sämtliche Vorsichtsmaßnahmen verzichtet, dann endet das im ein-Wochenrythmus übel. Im Rad des aufgehenden Vollmondes war es natürlich heute soweit, die Kohletabletten liegen im Hotel und ich muss an dieser Stelle vermutlich nicht erwähnen, wie die WC Situation auf einer Insel mit Ureinwohnern aussieht. Sehr, sehr übersichtlich. Halleluja. Da beginnst Du zu schwitzen.

    Während die Reisegruppe also irgendeinen Indigo-Volkstanz bestaunt, bestaune ich das Porzellan-Übel vor Ort. PAPEL HYGIENICO, aber ganz schnell und ohne Diskussion. Ich schwöre ich war kurz davor zum Mond zu fliegen, Treibstoff war genug vorhanden.

    Nach acht Stunden Ausflug fühlen wir uns alle ein wenig wie Chinesen, die durch das Hofbräuhaus geschleust werden und noch vor Schloss Neuschwanstein die letzten Ureinwohner Bayerns beim Schuhplattl'n in der Oberpfalz bewundern. Gleiche Logik, anderer Kontinent.

    Immerhin verkaufen die Einwohner von Taquile aus was weiß ich für einer Pflanze gewonnenes Inka-Shampoo, das ich mir selbstverständlich sofort in das Resthaar geschmiert habe. Mir wurde steif und fest versprochen, dass die grauen Haare und die Geheimratsecken sofort verschwinden, komischerweise kann Lissy am Abend noch keine Besserung feststellen.

    Vokabel / Satz des Tages:

    calvo = Glatze
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