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  • Day 26

    Rumble in the Jungle

    January 18 in Peru ⋅ ☁️ 28 °C

    Das Dschungelabenteuer startet wild. Nicht weil uns ein Tapir, Jaguar oder Totenkopfäffchen auflauert, sondern weil die Crew der Tour schon knapp eine Stunde früher als vereinbart zur Abholung klingelt. 3.30am statt 4.30am ist tatsächlich recht fies, wenn Du quasi noch nackert mit der Zahnbürste im Mund die eigenen Gehirnzellen sortierst.

    Am Ende sind es weitere vier Mitreisende (2 x D, 2 x France), die auf diese Art und Weise eingesammelt werden und sich gemeinsam mit Fahrer, Köchin und Guide dem Regenwald nähern. Dieser macht dann seinem Namen gleich mal alle Ehren, denn es regnet punktgenau ab dem Eintrittstor zu Manu sprichwörtlich Hunde und Katzen. Pffff, das domestizierte Viehzeug hab ich auch daheim - da erwarte ich in den nächsten 72 Stunden deutlich mehr.

    Knappe zwei Stunden später hat sich dieser Wunsch erfüllt und ich stehe im eigenen Saft. Herzlich Willkommen subtropisches "da-läuft-Dir-der-Schweiß-über-den-Rücken-in-die-Unterhose" Klima. Wenn ich jetzt einfach umfalle, kann man mich gleich als Crispy-Thomas an die Fische verfüttern. Noch ist es aber nicht so weit und wir erreichen über einen reißenden Rio alto Madre de Dios unsere Dschungel-Lodge. Insgesamt hat die Anfahrt mit Kleinbus und zwei verschiedenen Booten fast 12 Stunden gedauert - da muss man sich erstmal aklimatisieren.

    Auf jeden Fall sind wir dort angekommen, wo wir hinwollten - mitten im Dschungel von Manu. Aber wollten wir das wirklich? Zumindest fressen uns das Kleingetier und die Insekten bei unserer Ankunft fast auf und unser Guide bittet uns nachdrücklich, vor allem auf Bullet-Ants zu achten, deren Biss wohl massive Schmerzen und Verletzungen - eben ähnlich einer Schussverletzung - verursacht. Und jetzt darf jeder dreimal raten, was das erste gesichtete Kriechtier in unserem kleinen Basic-Baumhaus dann tatsächlich war. Lieber Gott, da wirste ehrfürchtig.

    Aber wenn man hier mal gelandet ist, befindet man sich unweigerlich in einer Einbahnstraße. Als würden wir hier ohne fremde Hilfe jemals wieder wegkommen. Der Staff der Lodge ist fürsorglich und nett, die werden schon wissen was sie machen. Und wenn nicht, findet uns eh niemand mehr.

    So dackeln wir zu nächtlicher Stunde noch gut zwei Stunden durch das Unbekannte und suchen nach dem heiligen Gral der Erleuchtung. Den finden wir nicht, aber der Fotoapparat hat eine Menge zu tun. Hätte mir ein guter Freund aus Fußballkreisen mal erzählt, dass ich Frösche und Co. mit einer Taschenlampe suche, ich hätte ihn ausgelacht. Plötzlich macht es sogsr Spaß. Tatsächlich bin ich der einzige unserer kleinen Gruppe, der auf diese altmodische Archivierung von Urlaubserinnerungen zurückgreift - ist mir auch ein Rätsel, wie man Tierbeobachtungen nur mit Handy bewaffnet vor sich selbst rechtfertigt.

    Egal, irgendwann sind wir durch mit der Runde, die Crew ballert uns leckeres Dschungelfood auf den Tisch und wir verkriechen uns saumüde unter das doppelte Moskitonetz in unserem 3-Nächte Domizil - freilich nicht, ohne dass ich vorher elegant den Duschkopf unserer Behelfsduschkabine in alle Einzelteile zerlegt habe. Ruhiges und besonnenes Handeln ist eine meiner Spezialfähigkeiten.

    Kleine Anmerkung am Rande - wer jemals ernsthaft mit dem Gedanken spielt, Nächte im Rahmen einer Dschungeltour würden als romantische wiedergeborene Honeymoon-Erotik durchgehen, den muss ich bitter enttäuschen. Da würden beim Akt selbst so viele ungebetene tierische Teilnehmer dazwischenfunken, dass man glatt von einem Gangbang sprechen müsste.

    Vokabel des Tages:

    mosca suelta - Fliegenklatsche
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