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  • Day 32

    barrios es azul

    January 24 in Colombia ⋅ ☀️ 22 °C

    Der erste Tag Bogota beginnt früh, denn der liebe Thomas muss zum Onkel Doc. Das Geile an solchen Ländern ist - den suchst Du Dir einfach per Internet, schreibst ein paar WhatsApp und am nächsten Tag hast Du einen Privattermin beim spezialisierten Tropenarzt. Der stellt mich einmal auf den Kopf, geht persönlich mit mir zur Apotheke, zapft mir Blut wie ein Vampir und ballert mir zum Abschied die schmerzvollste Spritze meines Lebens in den Arsch - gibt dafür aber vorerst Entwarnung. Wenn sich morgen keine böse Überraschung im Labor ergibt, dann sind alle Beteiligten bald wieder zurück in der Urlaubsspur. Gut angelegte (und eh' versicherte) 120 Euro. Bye the way - ich habe neun (!) Mückenstiche auf meinem Hirn kassiert. In einer Nacht. Was ballern sich bitte kolumbianische Staunzen für Aufputschmittel?

    Team Orga bleibt auch danach im Zeitplan. 2x kolumbianische Sim-Karte für less money? Check. Dafür stocken die Verhandlungen in Sachen Rentalcar, denn die gewünschte Wagenklasse ist nicht verfügbar und schon gar nicht zum geplanten Zeitplan. Derweil explodieren die Mietpreise auf den bekannten Internetportalen, also mal schauen wie wir diese Kuh noch vom Eis bringen.

    Der erste Sightseeingpunkt führt uns in die Innenstadt. Placa de Bolivia. Nicht hübsch, dafür schwer bewacht. Bogota erinnert mich extrem an Santiago de Chile - der Charme liegt im Verborgenen und im Streetlife. Letzteres dürfte im Einzelfall recht brutal ausfallen. Auch deshalb sind nächtliche Ausflüge selbst in der unmittelbaren Innenstadt nicht empfohlen.

    Nun gut, dann kümmern wir uns um die wichtigen Elemente. Wenn schon Peru fußballerisches Niemandsland war, liefert Bogota gleich mal das Rückspiel im Supercup-Finale auf dem Silbertablett. Anstoss 8pm zur besten Flutlichtzeit, nicht ganz konform mit dem touristischen Verhaltenskodex, aber es trägt sicher zur Gesundung bei. Der Rest ist (meine eigene) Auslegungssache.

    Lissy lässt sich den Trubel nicht entgehen, will mich aber eigentlich beschützen - deshalb geht es in trauter Zweisamkeit zum Spiel Millonarios FC - Junior de Barranquilla. Länderpunktwürdiges Ambiente, ordentlich gefüllte 36.343 Pax-Schüssel. Als Ausgleich zum taggleichen Bayern-Heimspiel gegen Union in der Heimat eine... würdige (und bessere) Alternative. Meine rot/weiße Vita wird den Makel vertragen.

    Hinter dem Stadion kämpft derweil die Feuerwehr und Stadtverwaltung gegen illegal gelegte Waldbrände in den Bergen von Bogota. Die Behörden warnen seit zwei Tagen vor deutlich verschlechterter Luftqualität und durch die Straßen der angrenzenden Wohnviertel laufen erste Stachelschweine und Nasenbären, die vor dem Feuer flüchten. Kannst Du Dir nicht ausdenken. Hoffentlich kommen die bis zu unserem Airbnb in der Innenstadt, dann spare ich mir einen ganzen Haufen Tierspotting.

    Auf dem grünen Rasen dreht Millonarios das 0:1 aus dem Hinspiel und sichert sich durch ein 2:0 den Cupsieg. Muss man nicht viel drüber schreiben, ist dann am Ende halt südamerikanischer Fanatismus mit einer Atmosphäre, die man in einem deutschen Fußballstadion niemals erleben wird. Könnte ich mich reinlegen und wie ein Ferkel drin suhlen. Die ausgiebige Siegesfeier mit Pokalübergabe kommt uns dagegen richtig gelegen und ist der perfekte Moment, um dem Trubel in der Dunkelheit schnell per Taxi zu entfliehen. Man muss sein Glück auch nicht über Gebühr strapazieren.
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