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  • Day 77

    I like it dirty.

    March 9 in Colombia ⋅ ☁️ 32 °C

    Lasst Eure Frauen in der Nacht nicht aufs Klo gehen! Zumindest dann nicht, wenn auf dem Weg dorthin die Küche der angemieteten Wohnung passiert wird und sich dort zeitgleich die ortsansässige Kakerlaken-Bande zu einem Mitternachtsmeeting trifft. Alle wach? Dann gründen wir eine Ungeziefer-Taskforce und suchen nach einer schnellen Lösung.

    Der Schlagabtausch mit dem Vermieter ist kurz, direkt und schmerzlos. Der Zahn, wir hätten die Krabbelfreunde selbst mitgebracht, wird schnell gezogen. Nein, haben wir nicht und ja, wir sind hier weg. Den Rest klärt Notfalls der (aus Erfahrung) sehr gute Airbnb-Support oder ein Chargeback der Kreditkarte. Findet die Gegenseite dann auch nicht so gut und zieht die nächste Butze aus der Tasche. Okay, schauen wir uns an. Fortsetzung folgt. Jetzt erstmal noch ein paar Stunden Augenpflege.

    Gerädert finden mir am Vormittag immerhin eine kleine feine Kaffeerösterei. Wer denkt in Kolumbien würde guter Kaffee an jeder Straßenecke verkauft, der irrt. Fast jede Röstung unter dem Prädikat Premium wird ins Ausland exportiert, während der Einheimische die bittere zweite Wahl schlürft. Hier landen wir endlich den gewünschten Treffer und versorgen Lissy mit einem Jahresvorrat des ekelhaften Gesöffs. Das Thema Handgepäck in ein paar Tagen dürfte interessant werden. Am Ende verlassen wir den Shop mit vollen Tüten und einer Blume für Lissy als kleines Dankeschön. Womit das Thema Frauentag von gestern auch abgehandelt wäre, von mir gab es natürlich nix.

    15 Uhr - Check In / Check Out Zeit. Weg von der Kakerlakenbefallbude, skeptisch ab zur angebotenen Alternative - die überraschenderweise einem Upgrade in die Luxusklasse gleicht. Goldene Sessel, Glasbalkon, Smart Home Lichtschalter, Kühlschrank mit Eiswürfelspender - da hatte ein gewerblicher Vermieter wohl Angst um sein Airbnb-Bewertungsprofil. Bekommt natürlich trotzdem seinen Hieb, aber erst wenn wir hier wieder weg sind.

    Lediglich an der Klima im Wohnzimmer scheitere ich unehrenhaft. Mangels Fernbedienung muss ich mich zur Inbetriebnahme über die Frontklappe dirigieren, allerdings haben die Säcke auch noch den Strom gekappt. Die Problemlösung liegt hinter einen abgeschlossenen Sicherungskasten und Lissy verbietet mir energisch, diesen einfach aufzubrechen. Zum Ausgleich läuft die Klima im Schlafzimmer jetzt komplette 72 Stunden ohne Unterbrechung.

    Neiva selbst hat, von zwei belanglosen Spots, nicht wirklich etwas zu bieten, ergo vertrödeln wir den Nachmittag und Abend im größten Einkaufscenter der Stadt, bevor wir uns bei Mama Burger den ungefähr 100sten Burger unserer Reise hinter die Kiemen knallen. Ich denke damit habe ich bereits jetzt das zumutbare Gesamtpensum im Jahr 2024 überschritten. Aber was willste machen, wenn die halbe Nation hier nur von FastFood und ekelhaften Süßspeisen lebt.

    Angepasst wie wir sind, wandern wir freilich auch nicht ohne einen kleinen Tirsmisu-Happen zurück in die Koje, auch wenn der sehr gemächliche Bezahlvorgang Lissys Ruhepuls ungefähr verzehnfachte. In Sachen Effizienz und Elan werden die Kolumbianer selbst dem öffentlichen Dienst in Deutschland zur starken Konkurrenz und das will wirklich etwas heißen.

    Vokabel des Tages:

    narices roncando = Schnarchnasen
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