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  • Day 32

    Cordillera Blanca - Laguna 69

    September 18, 2018 in Peru

    Eigentlich wollte ich heute den Santa Cruz Trek beginnen - das wären wieder 4 Tage im Zelt und Wandern auf über 4000 und 5000 Höhenmetern. Da sich gestern aber einige krank gemeldet haben ist die Gruppe leider zu klein und die Agentur hat mir abgesagt. Schade!Also mache ich heute die Laguna 69! Sie liegt auch in der Cordillera Blanca, der welthöchsten Gebirgskette in den Tropen, welche mit einigen der gewaltigsten Berge Südamerikas aufwartet. Die Laguna 69 ist eine Tageswanderung zum Juwel der Cordillera Blanca, einem leuchtend blauen Gletschersee auf 4.600 Metern umringt von schneebedeckten Gipfeln. 4:30 Uhr aufstehen und 5:00 Uhr geht es los mit dem Bus in die Berge. Wir fahren durch Yungay (2500m) - ein Ort der 1970 komplett zerstört wurde durch ein 45 Sekunden langes Erdbeben der Stärke 7,7! 83 Quadratkilometer wurden dadurch zerstört. Fast alle 20 000 Yungay-Einwohner kamen dabei ums Leben, insgesamt sogar 70 000 Menschen! Ein mulmiges Gefühl überkommt mich, als wir hier so durchfahren. Die gesamte Stätte wurde zum nationalen Friedhof erklärt und ist mit Blumen geschmückt. Der Ort wurde 2km südlich davon wieder aufgebaut.
    8 Uhr gibt es dann Frühstück, ich trinke nur einen Cocatee und einen frisch gepressten Bananensaft. Dann betreten wir den Parque Nacional Huascaran (Eintritt 30S). Der Huascaran ist mit 6768m der höchste Berg Perus. Traumhaft schön und entspannt begann der Weg an einem Bergfluss, der durch ein großes Tal floss, welches wir einmal durchqueren mussten. Am Ende des Tals wartet der erste Aufstieg auf mich. Im ZickZack ging es den Berg hinauf und das Tal wurde hinter mir kleiner und kleiner - umgeben von Bergen, Wasserfällen, tollen Aussichten und Felsvorsprüngen. Leider zog es sich dann zu und fing an zu regnen - zuerst nur ein bisschen, dann immer mehr und dann wurde es Schnee. Zum ersten Mal kommt meine geile Regenjacke zum Einsatz!!! Irgendwie freue ich mich kurz, weil ich sie endlich austesten kann. Aber im Schnee und Regen einen krassen Aufstieg auf über 4000 Metern zu machen ist dann doch echt anstrengend und nicht so schön. Oben angekommen sah man einen See und befand sich auf einer großen Ebene - „Hab ich es schon geschafft?“. Die Laguna 69 sollte eigentlich knallig blau sein, diese hier sah hingegen aus wie ein normaler See. Ich wanderte weiter. Zwei Stunden war ich mittlerweile unterwegs und war der festen Überzeugung, nicht mehr weit vom Ziel entfernt zu sein. Als ich dann um die nächste Ecke bog wurde mir aber klar, dass der Endgegner noch auf mich wartete. Ich stand am Rande eines Tals auf ca. 4.000 Metern Höhe, das so groß war, wie das Tal aus dem ich vor zwei Stunden startete. Auf dem großen Berg vor mir sah ich ein paar wenige kleine bunte sich bewegende Punkte – Wanderer. „Nicht ernsthaft, oder?“ Ich war echt schon am Keuchen und am Ende meiner Kräfte. Dann noch der Schnee und die Kälte - puh! Naja es hilft ja nichts - so kurz vor dem Ziel aufgeben ist keine Option! Also Coca-Blätter in den Mund, Zähne zusammen beißen und weiter geht es! Meine Regenjacke ist jedenfalls der Hammer - alles perlt an mir ab und ich bin trocken unten drunter.
    Die Anstrengung in der Höhe macht sich langsam bemerkbar - Kopfschmerzen und Übelkeit quälen mich und die Beine fühlen sich an wie Pudding. Es beruhigt mich, das andere Wanderer auch viele Pausen machen und genauso schnaufen wie ich. Nach einer weiteren Stunde hatte ich es geschafft. Am Ende des Weges sah ich sie – die Laguna 69. Sie zeigte sich trotz des Wetters in dem wunderschönen Blau wie versprochen. Die Luft war hier oben noch kühler, der Wind nahm zu und immer noch Schnee. Die Laguna ist umgeben von drei schneebedeckten Gipfeln der Cordillera Blanca - Pisco (5752m), Yanapaccha (5383m)und Chacraraju (6112m). Auf dem Rückweg klarte es dann zum Glück ein wenig auf und hörte auf zu schneien. Insgesamt waren es 18km und 1600 Höhenmeter (von 3800m auf 4600m)
    Auf der Fahrt musste ich mir jetzt noch überlegen, ob ich die nächsten 4 Tage dann den Santa Cruz Trek machen will. Aber nach dem Wetter heute fühle ich mich nicht nach 4 Tagen Zelt in 4000m Höhe. Eine schwierige Entscheidung. Aber ich denke mein Körper braucht mal Ruhe und es war eventuell auch genug Höhe und Belastung die letzten Wochen. Ich sage dem Guide noch Bescheid, gehe duschen, esse einen Haps und lege mich komplett fertig ins Bett.
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