Satellite
  • Day 45

    Eduardo VII

    October 1, 2018 in Peru ⋅ ⛅ 32 °C

    Die Sonne kitzelt meine Nase - ich wache auf in meinem Kokon aus Moskitonetz und Hängematte, die Vögel zwitschern. Am Ufer sehe ich ein kleines Dorf, Frauen waschen ihre Wäsche im Fluss - aber Moment mal! Wir bewegen und gar nicht mehr! Wir stehen! Oh nein, ich erahne die nächste Katastrophe. Langsam werde ich wach und genieße den Sonnenaufgang. Als die anderen Hängematten sich auch langsam bewegen, krabble ich aus der Hängematte. So viele Mosquitos hier draußen! 6:30 Uhr klingelt die Glocke unten in der Küche - wir stapfen also erstmal mit unseren Boxen zum Koch. Ein Frühstück an Board besteht aus einer süßen Milchsuppe mit Reis, in die man 2 Packungen trockene Soda-Kekse rein krümelt (das haben wir uns von dem kleinen Jungen an Board abgeschaut :)). Anfangs ganz lecker, aber man kommt schnell an den Punkt, an dem es in Übelkeit umschwenkt :). Ich esse also nicht ganz auf, sondern gönne mir aus meinem Vorrat noch eine Banane und einen Apfel. Nach dem Frühstück kommt der Kaptain zu uns und erklärt uns das Problem. Wir sind im Moment noch auf dem Río Huallaga, in der Reserva Nacional Pacaya Samiria, in der Nacht haben wir den Ort Lagunas passiert. Wir sind also kurz vor der Mündung in den Río Marañon. Es ist zu wenig Wasser im Fluss, weshalb wir hier verweilen müssen und nicht weiter können. Wir warten also auf Regen und dass das Wasser steigt! Auf die Frage, wann es weitergeht, sagt er nur „quizaz mañana“ - also vielleicht morgen! Aber in peruanischer Zeit sind das wahrscheinlich wieder Tage - ob wir jemals in Iquitos ankommen? Wir alle haben ja aber Zeit und sehen es deshalb eher gelassen. Ein paar Minuten später legt ein kleineres Frachtschiff an (das wohl weniger wiegt als wir) - der Kaptain gibt uns die Option das Boot zu wechseln. Wir sind hin- und hergerissen und beschließen, uns das andere Boot zumindest mal anzuschauen. Also gehen wir über wacklige Bretter und an Kanten ohne Railing auf das andere Boot und checken die Lage - hier ist nur unten zwischen der Fracht Platz zum Schlafen. Einige Hängematten hängen schon über Stapeln von Eiern, zwischen Kisten mit Weintrauben, Orangen und Hühnern. Puhhhh, ziemlich eng und stickig hier. Die Lage hier auf dem Boot nimmt uns schnell die Entscheidung ab. Wir bleiben auf der Eduardo VII und werden warten. Es ist auf jeden Fall um einiges komfortabler! Die Peruanische Familie entscheidet sich mit dem anderen Boot mitzugehen. Wir verabschieden uns und das Boot fährt davon.
    Das war zu viel Action am frühen Morgen, wir chillen uns erstmal aufs Deck. Die Crew wird auch langsam warm mit uns - einer von ihnen kommt zu Luisa und mir und schenkt uns eine große Tüte voll mit Orangen! Mhhhmmm! Luisa gibt mir Ihre Spanischsachen (sie war 6 Wochen in der Schule in Montanita, Ecuador) und ich lerne ein bisschen spanisch. Später irgendwann geht plötzlich der Motor an und wir fahren ein Stück weiter, dann bleiben wir allerdings stecken mitten im Fluss - na toll! Die Crew versucht mehrere Male das Boot zu bewegen, keine Chance! Pünktlich um 12 Uhr klingelt dann erstmal der Koch wieder mit dem Glöckchen - es gibt Mittagessen! Reis und Kartoffeln mit Bohnen und Hühnchen, was sonst? :) Danach gehen wir ein bisschen auf Cargosuche :) wir können zwei leckere gelbe Mangos ergattern und ein paar Weintrauben! Chips haben wir auch gesichtet, aber dafür müssen wir noch einen Plan aushecken :) Zum Nachtisch gibt es also Mango und Orangen. Mich überkommt schon wieder der Schokohunger - schlechter Zeitpunkt wenn man mit einem Schiff im Fluss im Nirgendwo feststeckt! Immer wieder probieren sie das Boot in Bewegung zu bringen, aber man sieht von hier oben sogar den Boden des Flusses. Ich weiß nicht ob wir hier jemals wegkommen!
    Dann fängt es 15:30 Uhr an zu regnen! Ein Wunder, als hätte uns die Natur erhört. Vor Freude tanzen wir auf Deck im Regen :) Und wirklich! Nach dem kräftigen Regenschauer ist das Wasser ein bisschen gestiegen und der Kaptain kann das Boot wieder in Bewegung bringen! Wir sind wieder auf Kurs - Yes! Und hinter uns ein wunderschöner Regenbogen! 17:30 Uhr Klingelingeling es gibt Abendessen. Es gibt leider wieder das Gleiche wie heute Mittag - Reis, Kartoffel und Hühnchen. Oh je ... bald kann ich es nicht mehr sehen!
    Der Sonnenuntergang ist wieder traumhaft und viele rosa Delfine (andere als in Yurimaguas) springen im Wasser umher. Ein paar mal halten wir noch am Ufer und sammeln peruanische Passagiere ein :)
    Heute ist die Nacht noch klarer als gestern, der Sternenhimmel ist der Hammer! So viele Sterne, so viele Sternschnuppen und die Milchstraße. Tomas (20), Julian (26), Sik (30), Luisa (23) und ich (25) sitzen zusammen und genießen gemeinsam die wundervolle Nacht. Tomas lernt uns ein bisschen Spanisch und kocht uns einen Kaffee (er hat ja eine ganze Campingausstattung dabei) und wir tauschen verschiedene Worte wie Milchstraße und Sternschnuppe in unseren Sprachen aus (deutsch, koreanisch, spanisch, französisch, englisch): Milchstraße, Unhazu, via láctea, voie lactée, milkyway UND Sternschnuppe, Byul dong byul, estrella fugas, étoile filante, shooting star. Vor allem bei Siks Koreanischen Wörtern und unseren Versuchen es richtig auszusprechen haben wir ziemlich viel Spaß! :) Wir sind echt eine coole Truppe, ist schon fast wie eine Familie! Gegen 21:30 Uhr gehen wir alle schlafen (wir sind grad übrigens kurz vor Maipuco).
    Read more