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  • Day 50

    Reserva Nacional Pacaya Samiria

    October 6, 2018 in Peru

    Ich wache 5:30 Uhr vom Vogelgezwitscher und Gezirpse in meiner Hängematte und mit Gummistiefeln im Regenwald auf - voll schön! Meine Omi hat heute Geburtstag - ich denke an sie aus der Ferne und schicke ihr einen Kuss. 6 Uhr höre ich Ricci und Augusto schon draußen rumwuseln, ich steige also auch mal aus meinem Hängematten-Mosquitonetz-Haus und helfe beim Aufräumen. Alles was wir gestern mühevoll aufgebaut und geschnitzt haben wird nun wieder auseinandergebaut.
    Nachdem alle wach sind und die Sachen zusammengepackt, machen wir uns auf eine erneute Explorer-Tour, diesmal aber im Hellen am Morgen. Wir laufen durch die absolute Pampa und den total ursprünglichen Regenwald, Augusto vorneweg mit der Machete, um uns den Weg ein bisschen freizumachen. Über uns springen lauter Totenkopfäffchen (wie Herr Nilson von Pipi Langstrumpf) von Ast zu Ast und Baum zu Baum. Schön anzusehen, aber super schwierig zu fotografieren, da sie so schnell sind, um mich herum total viele Mosquitos (tzzzzzzz) und der Schweiß tropft nur vom Stehen. Irgendwann kommen wir wieder auf den Weg und erreichen den See, an dem wir gestern Abend die Kaimane beobachtet haben - heute sehen wir hier verschiedene Entensorten, Vögelchen und riesige prähistorische Vögel mit rotem Vokuhila (Hoatzins). Um den See herum sind total coole Bäume, sie sehen aus wie Salatköpfe auf Stelzen und wenn man an ihren Stamm klopft hört es sich hohl an. Das Holz ist super leicht und besteht innen nur aus Wasserkanälen. Ricci und Augusto geben uns an diesen Bäumen einen Machetenkurs (man kann sie nur mit einem kräftigen Schlag fällen) und zeigen uns, wie man im Notfall daraus ein Floß bauen kann. Ricci erzählt uns außerdem noch von seinen Unfällen im Dschungel und Anaconda-Geschichten aus der Vergangenheit. Auf dem Rückweg gibt es noch einige Überlebenstipps für den Dschungel (z. B. wie man am besten einem Puma oder Leoparden gegenüber tritt) und Lomo cuttet eine Liane in mehrere Teile und wir können daraus Wasser trinken - es schmeckt voll lecker!
    Gegen 10 Uhr kommen wir hungrig wieder zurück zu unserm Schlafplatz, machen Feuer und es gibt Frühstück - die beiden haben wirklich an alles gedacht: Kaffee, Milch, Papaya, Bananen, Orangen, Toast mit Butter und Erdbeermarmelade. Danach packen wir zusammen und machen uns mit dem Boot wieder auf dem Weg zurück in die Lodge. Hier nehmen wir erstmal eine kalte Dusche und ziehen was Frisches an - es tat so gut, die dreckigen Hosen und Gummistiefel auszuziehen.
    Zum Mittag gibt es Hühnchen mit Rote-Bete-Möhren-Salat, Erbsenbrei, Reis, Kartoffeln und Kartoffelbrei (so witzig, dass man hier immer von jeder Beilage ein bisschen bekommt). Danach ist ein bisschen Zeit zum Entspannen auf der Veranda vor unserem Zimmer. Wir lesen, schreiben Tagebuch, schauen Fotos an und machen ein wenig die Augen zu.
    15 Uhr machen wir uns mit dem Boot auf dem Weg in das kleine Dschungeldorf Puerto San Miguel. Augusto lässt uns am Ufer raus und wir laufen den idyllischen Weg durchs Grün bis zu den kleinen Häuschen auf Stelzen. Überall hängt Wäsche draußen, aus manchen Häuschen tönt Musik oder jemand spielt Gitarre, kleine Kinder spielen mit einem platten Ball Fußball, überall laufen kleine Küken umher und die Leute sitzen auf ihren Verandas draußen zusammen. Wir laufen zu dem Haus von Riccis Freund, er hat mir nämlich versprochen, dass ich Faultiere (Perezoso auf Spanisch) sehen werde. :) Und wirklich, wir haben Glück! Die Familie hat damals die zwei Faultiere als Babys aufgenommen, da ihre Mutter gestorben ist. Nun haben die beiden selbst ein kleines Faultierbaby (das hing oben im Dachgiebel und hat geschlafen) und kommen immer wieder hierher zurück. Wow, ich wollte schon immer mal Faultiere in live sehen und nun ist der Moment gekommen. Sie sind so süß und sind wirklich sooooo langsam. Wirklich witzig anzuschauen. Und dann fragt der Mann mich auch noch, ob ich gerne mal ein Faultier halten möchte, das die Tiere sehr zahm und zutraulich sind, da sie ja bei den Menschen aufgewachsen sind, als sie klein waren. Ich sage natürlich ja und darf Pablo auf den Arm nehmen. Er krallt sich mit seinen Krallen an meinem Hals und meinem Arm fest und sein Po sitzt auf meinen Händen. Wie ein kleines Baby :) Er schaut mich ganz freudlich an und scheint sich wohl zu fühlen. Das Fell sah ziemlich kratzig aus, fühl sich aber ganz angenehm und weich an. Beeindruckende Tiere. An mir vorbei läuft währenddessen ein Tucan, sein Name ist Zazu (aus König der Löwen) - er hat wohl eine ähnliche Geschichte hinter sich und kommt immer wieder hierher. Wir genießen die Zeit mit den Tieren und kaufen dem Mann noch ein paat eiskalte Bier für den Weg ab. Mit einem Cristal geht es also weiter - zu einem anderen Freund von Ricci. Dieser hat wohl eine Anaconda im Garten, kaum zu fassen! Das Haus scheint verlassen, Ricci denkt sie sind schon nach Iquitos gefahren wegen der Wahlen morgen. Wir laufen also zum Fußballplatz des Dorfes, wo sich die meisten Leute aufhalten und Ricci fragt die Jungs von seinem Freund. Diese freuen sich über unser Interesse und gehen mit uns in den Garten. Und wirklich: sie holen aus einem Wasserbecken eine 3-4m lange Anaconda raus! Nach kurzer Angstüberwindung dürfen wir sie anfassen und versuchen hochzuheben - sie ist sooooo schwer, ich konnte sie nicht alleine anheben. Krass! Und sie hat so eine Kraft. Die Leute hier haben echt verrückte Haustiere :) Wir machen uns auf den Weg heim mit dem Boot. 19:30 Uhr gibt es noch Abendessen (Catfish, Gemüse, Bananenpommes) und dann gehen wir auch schon bald ins Bett.
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