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  • Day 112

    Medellin - Comuna 13

    December 7, 2018 in Colombia ⋅ ⛅ 24 °C

    Heute ist ein besonderer Tag hier in Kolumbien - die Noche de las Velitas (die Nacht der Kerzen) gefeiert - ein Lichterfest. In ganz Kolumbien treffen die Familien zusammen und zünden in und um das Haus viele Kerzen und Lampions an. Die Menschen hier sind sehr gläubig und versichern sich so, dass Maria den Weg zu ihrem Haus findet und es segnen kann. Am nächsten Tag ist nämlich - wie auch in Deutschland - das römisch-katholische Fest der unbefleckten Empfängnis, bei der die Heilige Jungfrau geehrt wird.
    Sobald es dunkel wird strahlen die Dörfer und Städte ganz Kolumbiens. Das Lichtfest ist außerdem für alle Kolumbianer der Startpunkt der weihnachtlichen Festlichkeiten. Nach diesem ersten großen Fest ist es offiziell: Häuser können dekoriert und Weihnachtslieder gesungen werden … bald ist Weihnachten!
    Bei mir steht heute eine Graffiti-Tour durch die Comuna 13 auf dem Plan. Die Comuna 13 war früher eines der gefährlichsten Viertel der Stadt und das Synonym für Armut, Angst, Gefahr, Terror, Drogen und Gewalt. Heute werden viele Touren hier her angeboten, ich verliebe mich direkt in das bunt lebendige Viertel! Coole Leute, eine entspannte Atmosphäre mit viel Musik und leckerem Essen. Die zahlreichen Graffitis sind das Markenzeichen der Comuna 13 und jedes einzelne erzählt eine Geschichte und soll diese Gegend schöner machen. Unser Tourguide selbst wohnt in dieser Gegend und ist stolz darauf, dass nun so viele Touristen die Comuna 13 sehen möchten. Es ist keine Schande mehr hier zu wohnen, die Bewohner sind stolz auf ihr Viertel. Er erzählt uns viel zur Geschichte und dem Wandel dieses Viertels: zZuerst beherrschte die marxistisch-befreiungstheologische ELN den Bezirk, dann wurde die Comuna 13 zur Basis der marxistisch-leninistischen FARC. Irgendeine Gruppe kämpfte hier immer um die Vorherrschaft. Die Akteure wechselten, aber die Gewalt blieb. Anfang der 90er Jahre hatte Medellín die angeblich höchste Mordrate der Welt: mehr als 390 Morde auf 100.000 Einwohner und viele fanden hier in diesem Viertel statt. Im Jahr 2002 war die Comuna 13 das letzte Stadtviertel im ganzen Land, in dem die Guerilla noch Präsenz zeigte. Der damalige Präsident Álvaro Uribe Vélez beschloss die Kämpfer gewaltsam zu vertreiben. Er ließ die Comuna 13 militärisch mit Hubschraubern und gepanzerten Fahrzeugen angreifen. Die Soldaten schossen auf alles, was sich bewegte - auf Alte, Frauen und Kinder. Im Schlepptau hatten sie paramilitärische Gruppen, die sich nicht an Recht und Gesetz gebunden fühlten. Das war die Operación Orión: nicht die erste Militäraktion hier, aber die brutalste. Mit weißen Bettlaken und Taschentüchern baten die Anwohner um eine Feuerpause, aber die Kämpfe hielten vier Tage lang an. Dutzende Zivilisten starben, viele wurden gezielt ermordet, hunderte verschwanden spurlos.
    2011 bekam das Problemviertel Comuna 13 die längste Rolltreppe der Welt - 6 escaleras eléctricas überwinden in ca. 6 Minuten 130 Höhenmeter, soviel wie ca. 28 Stockwerke. Die Rolltreppen sind sowohl für die Bewohner des Viertels, als auch für die immer größer werdende Zahl der Touristen kostenlos. So sollen auch die am Hang lebenden Armen in Medellín schnell, komfortabel und zu bezahlbaren Preisen unterwegs sein können.
    Unterwegs auf unserer Tour werden wir von einer älteren Dame zu sich nach Hause eingeladen auf einen Kaffee, in den Straßen tanzen die Menschen und aus jedem Haus tönt fröhliche Musik. Wirklich eine tolle Atmosphäre!
    Abends gehen wir gemeinsam mit Leandro essen und besuchen den Parque Norte und bestaunen dort die vielen Lichter.
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