• Tschüss Heimat

    August 2, 2022 in South Africa ⋅ ☁️ 12 °C

    " Mutig ist man, wenn man sich trotz seiner Angst auf den Weg macht". Das habe ich irgendwo gelesen.
    Also haben wir uns nun trotz meiner Angst auf den Weg nach Afrika gemacht, auf den Weg in eine Welt, die uns lockt, vor der ich aber auch einen Heidenrespekt habe. Sie scheint riesig, gefährlich, unvorhersehbar und furchteinflößend.
    Der Moment, auf den wir so lange gewartet haben, ist endlich gekommen. Wir bewegen uns inmitten einer langen Schlange durch die Fluggastbrücke auf den Eingang der Maschine zu. Ein Riesen Airbus, ein doppelstöckiges Ungetüm wartet darauf, dass sein Inneres gefüllt wird.
    Und das können bis zu 853 Passagiere sein, ist der A 380 doch das größte zivile Verkehrsflugzeug in der gesamten Geschichte der Luftfahrt. Unvorstellbar!
    Vorsichtig setze ich einen Schritt vor den anderen und kann dabei den Gedanken: "Oh mein Gott, was tue ich da eigentlich? ", nicht vertreiben.
    Meine Füße bewegen sich wie von alleine. Ein bisschen fühle ich mich wie auf dem Gang zum Schafott, aber auch ein wenig wie auf dem Weg in ein anderes Leben. Freude und Angst ganz nah beieinander. Jetzt muss ich weiter, ich habe mich so entschieden und es gibt kein Zurück.
    Drinnen setze ich mich auf meinen Platz und verwende all meine Kraft darauf, jeden negativen Gedanken zu unterdrücken. Viktor hält meine Hand und sagt nur: " Äffchen, es wird alles gut". Ihr wisst, was das bedeutet: Ich bin am Limit, und er weiß das.
    Dann rollt das riesige Flugzeug los, holpert, zittert und wackelt. Noch einmal ruckelt es sich auf der Startbahn zurecht … und gibt Gas - der Lärm ist ohrenbetäubend.
    Schließlich heben wir ab .....und schweben dem großen Abenteuer entgegen durch die Wolken Richtung Himmel.
    Mein Gott, ich habe es wirklich geschafft. Was bin ich stolz auf meinen Mut!

    Nach 23 Stunden mit Zwischenstopp in Dubai und Johannesburg kommt endlich der Zeitpunkt für die Landung in Port Elizabeth. Wir stolpern durch ein paar Wolken hindurch, und ich merke, wie meine Hände erneut schwitzig werden. Nein! Ich will an nichts, aber auch gar nichts denken. …
    Ein deutlich wahrnehmbares Ruckeln mit einem lauten Poltern lässt meine Nackenhaare aufrecht stehen. Oh, nein. Nicht jetzt kurz vor der Landung!!! Das blanke Entsetzen ist mir ins Gesicht geschrieben. Doch Viktor meint nur seelenruhig, souverän und obercool: " Alles gut 😎, der hat das Fahrwerk ausgefahren. "

    Plötzlich reißt der Himmel auf, die kleinen Wolken verziehen sich, und unter uns breitet sich die weite Landschaft Afrikas aus.
    Und über allem die gleißende Sonne der südlichen Hemisphäre.
    Wir sind angekommen🙏
    Unser großes Abenteuer kann beginnen.
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