Zellenkoller
November 8, 2022 in Malawi ⋅ ⛅ 29 °C
In einem meiner ersten Blogs hatte ich die Vorteile erwähnt, die eine nur wenige Quadratmeter kleine Behausung hat.
Mit einem einzigen Wisch ist alles sauber!
Doch jede Medaille hat zwei Seiten: Inzwischen leben wir seit 101 Tagen 24 Stunden auf 4 Quadratmetern.......und das in guten wie in schlechten Zeiten.
Dieses große Versprechen, das wir uns vor 36 Jahren vor dem Traualtar gegeben haben, wird auf dieser Reise immer wieder aufs Neue auf eine harte Probe gestellt.
Sind die äußeren Bedingungen angenehm, ist alles gar kein Problem. Doch je mehr Faktoren instabil werden, desto heftiger gerät das gesamte System ins Wanken.
Hält man sich zu zweit im Camper auf, muss jede auch noch so kleine Bewegung auf den anderen abgestimmt sein. Ohne viel zu sprechen, versteht sich.
Kocht Viktor zum Beispiel einen Kaffee, stört es enorm, wenn ich dumm in der Gegend herum stehe, denn dafür reicht der Platz nicht aus.
Entweder setze ich mich in der Zeit auf die Bank beim Tisch....oder, wenn diese zugepackt ist mit irgendwelchen nicht verstauten Dingen ( was leider sehr oft der Fall ist), aufs Bett.
Aber auch das ist nicht unproblematisch, denn über Tag hängen wir das Fliegennetz vor unseren Schlafbereich, um uns vor Abertausenden bluthungrigen Mosquitos zu schützen.
Diese sehr feinmaschige Gaze ist inzwischen vom ständigen Auf- und Abhängen arg in Mitleidenschaft gezogen worden und wird nicht mehr ewig halten.
Letzte Ausweichmöglichkeit ist das Bad, wohinein ich mich verziehen kann, ohne herumgeschubst oder geschoben zu werden.
Von allen Beteiligten ist in solchen, beinahe Klaustrophobie auslösenden Situationen, ein hohes Maß an Rücksichtnahme und Toleranz gefördert, was nicht immer einfach ist.
Zum Schlafen muss das 1.55 Meter breite Bett für uns beide ausreichen.
Das war letzte Nacht mehr als grenzwertig.
Noch um Mitternacht zeigte unser Thermometer satte 31 Grad im Camper an, der Schweiß rann im Liegen.🥺
Einer der Lieblingssprüche meines Vaters war: Leute, die beim Arbeiten frieren und beim Nichtstun und Essen schwitzen, sind mir höchst suspekt.
Papa, gehören wir da jetzt auch zu???🤔
Stundenlang haben wir tapfer versucht, die feuchte Hitze irgendwie auszuhalten. Der ganze Körper ist klamm, klebrig und überhitzt. Ich weiß jetzt genau, was es bedeutet, im eigenen Saft zu schmoren.😬
Schließlich holt Viktor die Camping Berger Klimaanlage für Arme raus.
Im Nachhinein hätten wir lieber ein bisschen mehr Geld investiert. 😬
Da wir noch nicht am Strom angeklemmt sind, verbinden wir den Apparat mit der Autobatterie.
Und dann strömt, kaum spürbar, ein zarter Hauch kalter Luft aus dem Gerät!!!!!
Wie Schlangen kringeln wir uns um die Box, jeder will möglichst nah an der Quelle der kühlen Brise liegen.
Dabei sind wir tunlichst drauf bedacht, uns nicht oder nur minimal zu bewegen, da sich ansonsten die Situation noch weiter verschlimmert.
Abwechselnd hängen Viktor und ich mit der Nase am Fenster und vor der kleinen, schwachen Klimaanlage und inhalieren gierig jeden noch so kleinen Windhauch.
Es ist beinahe drei Uhr in der Früh, wo ich noch einmal verzweifelt und erschöpft auf meine Uhr schaue.
Mit letzter Kraft befördern wir noch eine Mücke ( nur eine einzige kann dich in den Wahnsinn treiben) mit Doom, einem hochwirksamen afrikanischen Insektenspray, ins Jenseits, bevor wir endlich gerädert und entnervt wegdämmern.
Dann geht der Alptraum weiter.....oder fängt erst richtig an?
Ein Riesenschlag, hör- und fühlbar, reißt uns brutal aus dem eben erst begonnenen Schlaf.
Was ist passiert? Eigentlich würden wir kerzengerade im Bett sitzen, aber dazu reicht die Höhe im Alkoven nicht aus.
Irgendwer oder - was ist auf unser Dach gestürzt. Ein Baum? Nein, der bewegt sich nicht. Ein Mensch? Nein, der wäre durchs Dach gebrochen und in unserem Bett gelandet.
Es rappelt, rutscht, rumpelt und bollert weiter. Ich krieche mit äußerstem Widerwillen unter die warme Decke. Hier sieht mich keiner, es kann mir nichts passieren.
Viktor, mutig wie immer, inspiziert die Lage, schaut aus der Dachluke......
und steht ( oder liegt?) Auge in Auge einem blöden Affen gegenüber, der uns total erschreckt und des letzten Restes Schlaf beraubt hat.
Die Nacht ist nun endgültig gelaufen, wir stehen frustriert und müde auf und nehmen erst einmal eine kalte Dusche als Start in den neuen Tag.Read more



...also ich kann euch nur bewundern.....bitte haltet durch...und lieber ein Affe am Dach,als einen Affen im Bett.lg Gerli [Geri]
TravelerInge!! du schreibst einfach sooo herrlich.. darf ich es sagen? glaub schon? das war und wird nie auf meiner Bucket List stehen!!! aber trotzdem freue ich mich jedesmal wenn du schreibst!!! es ist wie ein Roman!!! bitte mach weiter.. so ehrlich.. nix verschönert... einfach gut! 100 Tage und erst in ... im Süden von Malawi... na denn .. ich werde noch lange Freude an euren Stories haben!!!❤️😍😜😜🙃
TravelerSuper, deine Geschichten!🤣 Ich könnte stundenlang lesen. Aber ich möchte sie nicht selbst erleben. Echt bewundernswert, wie ihr das alles meistert.👍😘