• Die Verladung

    1. april 2023, Kenya ⋅ ☀️ 32 °C

    Am 1. April holt uns Bernhard, unser Agent für die Verschiffung, an unserer bescheidenen
    Unterkunft ab.
    Wir fahren zum letzten Mal auf Afrikas Straßen.
    Im Hafen angekommen stehen mindestens 10 Leute wie aufgereiht und warten auf uns.
    Mir fällt eine Riesenlast von den Schultern. Soooo viele Helfer, da kann nichts mehr schief gehen. Sollte alle meine Angst unbegründet gewesen sein?
    Bernard, der Agent, schmeißt sich sofort auf den erstbesten Stuhl, den er findet und wird ihn in den nächsten 4 Stunden nicht mehr verlassen.
    Schnell realisiere ich, dass auch die anderen Gestalten mehr oder weniger nur Komparsen sind. Bei uns würde man sagen, sie stehen den Spaten krumm.
    O mein Gott. So ähnlich hatte ich es befürchtet und in diversen Alpträumen durchlebt.
    Wir haben keine Wahl: Kai, Viktor und Ian, ein Motorrad fahrender Schotte, der sich mit uns den Container teilt, nehmen die Sache kurz entschlossen selbst in die Hand.
    Es fängt alles gut an ......zu gut!!!! Es hätte mich misstrauisch machen müssen!
    Die Tür des kleinen Containers wird geöffnet, Kai fährt hinein, das Auto wird verzurrt, die Tür geschlossen. Fertig!!
    Aber jetzt beginnt ein nicht enden wollender Alptraum.
    Zunächst fährt Viktor den Camper rückwärts an den Eingang des Containers.
    Mit einem Blick kann ich es erkennen:
    Diese Dimensionen können nicht funktionieren: Das Containerloch ist klein, unser Camper dagegen rieeeeesengroß. Wie war die Geschichte mit dem Elefanten und dem Nadelöhr?
    Die Komparsen schauen zu .....teils interessiert, teils gelangweilt.
    Viktor und Kai indes lassen sich nicht aus ihrer stoischen Ruhe bringen. Thanks God! Das und nur das ist unsere Rettung!!
    Nun muss der Aufbau abgebockt werden. Leider nicht auf ebenem Boden, das wäre zu einfach! Nein, 2 Beine des Campers werden auf einer mindestens 100 Jahre alten, vergammelten, verbogenen und noch dazu schrägen Rampe Halt finden müssen.
    Die zwei anderen werden auf Schwerlastrollen, die noch auf dem Betonboden stehen, fixiert. Viktor hatte die extra für das Unternehmen " Verschiffung " gekauft.
    An allen 4 Beinen oder Stempeln des Aufbaus wird gekurbelt, so dass der Aufsatz vom Toyota abgebockt werden kann.
    Inzwischen sind 2 Komparsen zu unseren Männern gestoßen und zeigen jetzt echt eifrigen Einsatz 🙏
    Plötzlich kommt der Warnruf von Kai: Auf seiner Seite stellt sich das meiner Meinung nach viel zu dünne Beinchen auf der Schwerlastrolle schief. Das funktioniert so nicht. Der Camper kippt uns runter.
    Spätestens jetzt ist der Moment gekommen, wo ich anfange, zu hyperventilieren. Mir wird schwarz, ganz rabenschwarz vor Augen.
    Gleich werde ich ohnmächtig!
    Die Hitze, es ist bestimmt an die 40 Grad, tut ihr Übriges.
    Ian schleppt Kartons an, die er auf dem Gelände findet. Damit bekleben wir die Seitenwände, um sie so vor Beulen und Schrammen zu schützen, wenn der Container schwanken sollte.
    Das erscheint mir im Augenblick als überflüssig, wenn ich mir die Schieflage anschaue, in der sich der Camper momentan befindet.
    Knallt oder rutscht der da jetzt von der Rampe, ist er zerstört, ramponiert auseinandergebrochen ....also Schrott. Die Reise wäre mit einem Schlag zu Ende. 😱
    Mit Brecheisen, Wagenhebern und allem Werkzeug, dessen wir habhaft werden können, bewegen die Männer den Aufbau Millimeter für Millimeter nach vorne in den Container hinein.
    Viktor sägt zwischendurch mit seiner Baumsäge Bohlen zurecht, die für noch mehr Stabilität sorgen sollen. Die Komparsen staunen 😳
    Dann geht plötzlich nichts mehr. Alle Möglichkeiten sind ausgereizt. Wir brüllen verzweifelt nach einem Gabelstapler.
    Und..... ja!!!!! Oh, welch ein Wunder, welch ein unbeschreibliches Glück. ER WIRD GEBRACHT!!!!! Warum, um alles in der Welt ist Bernard mit seiner 10 köpfigen Crew nicht selbst darauf gekommen?🤔
    Der Fahrer versteht seinen Job, spießt unseren Aufsatz gekonnt auf die langen Zacken auf und manövriert ihn in einem nicht zu kopierenden Balanceakt hinein in die Tiefen des Containers.
    Nach mehr als dreieinhalb fürchterlichen Stunden mit Angst- , Hitzeschweiß und manchem Tränchen in den Augen ist der Kasten drin.
    Aber wo ist mein Mann???
    Er ist hinter dem Container eingesperrt !!! Oh mein Gott!
    Den können wir da unter keinen Umständen bis zum 11. April drin lassen!
    An den Seiten ist kein Platz mehr, selbst für ihn nicht, der inzwischen nur noch 71 kg wiegt! Also baut er kurzerhand die Luke aus, die die Verbindung zwischen Kabine und Fahrerhaus bildet, und klettert durch die kleine Öffnung hinaus die Freiheit.
    Es folgen noch zwei mühsame Stunden mit Paperwork, mit denen ich euch aber nicht langweilen will.
    Nur kurz die kleine Story am Rand. Als Viktor, der als einziger von uns mit in das Bürogebäude geht, nach geraumer Zeit immer noch nicht zurückkommt, marschiere ich hinterher.
    Vor den 10 Büroräumen sitzen in einer langen Reihe andere Wartende. Von Viktor keine Spur.
    " Where is the Mzungu?", frage ich in die Runde. Wie auf Kommando springen alle auf und zeigen auf eine Tür: " He is in there!"

    Und wirklich, da finde ich Viktor in einem Sessel, ziemlich gechillt, weil der Raum nämlich klimatisiert ist. Er will gar nicht mehr da raus.
    Verschwitzt, verdreckt, mit den Nerven am Ende, aber unglaublich erleichtert fahren wir mit einem Taxi zurück zu unserem Quartier

    Nein, heute möchte ich noch nicht daran denken, dass die gesamte Prozedur - in umgekehrter Reihenfolge- im Oman noch einmal vor uns liegt .😱
    Euch allen möchte ich noch einmal " Danke " sagen für eine einzigartige, bemerkenswerte, unglaubliche Unterstützung aus der Heimat.
    Ihr seid ' amazing"❤️❤️❤️
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