• Dies und Das im Iran

    21. maj 2023, Iran ⋅ ☁️ 23 °C

    Diesel tanken im Iran ist eher schwierig für Touristen. Die Ursache für die ganze Misere ist der äußerst niedrige Preis für Treibstoff, weshalb ein Schmuggel in die teureren Nachbarländer- wie zum Beispiel die Türkei- äußerst lukrativ ist.

    Aus diesem Grund benötigt man, um tanken zu können, eine besondere Karte, mit der man eine bestimmte Menge an Sprit beziehen kann.
    Touristen bekommen eine solche Karte nicht und sind deshalb auf die Hilfe von Tankstellen und LKW-Fahrern angewiesen.
    Die nämlich besitzen das wertvolle Stück und, wenn man Glück hat, geben sie einem von ihrem Guthaben ein paar Liter ab.
    LKW-Fahrer können einen Liter Diesel hier für 3’000 Rial ( ungefähr unglaubliche 6 - 7 Cent) kaufen. Der Preis ist vom Staat geregelt und an jeder Tankstelle gleich.

    Bei unserer ersten Tankaktion fahren wir lange von einer Tankstelle zur anderen - leider vergeblich.
    Keiner kann oder will uns mit seiner Karte tanken lassen. Wir sind schon ein wenig frustriert, als Mohammad schließlich mit einem Telefonat Erfolg hat.
    Der Fahrer befindet sich gerade zu Hause, will aber sofort zu uns an die Tankstelle kommen.
    Wir sind mehr als verwundert, als statt eines großen Trucks ein normaler PKW neben uns stoppt.
    Er öffnet seinen Kofferraum, und dieser ist bis zum Anschlag mit Kanistern gefüllt.
    Wir bekommen 60, Kai 40 Liter.
    Die Kommunikation ist nicht ganz einfach, sprechen wir doch kein Farsi und der LKW Fahrer kein Englisch. Er deutet auf eine Stelle, wo wir parken sollen. Dort wird mit Hilfe einer PET-Flasche - zu einem Trichter umfunktioniert - unser Tank gefüllt. Dabei landet mindestens ein Liter Diesel auf dem Boden und auf dem Chassis.
    Auf dem Grund des Kanisters, also in den letzten Litern, schwimmt jede Menge Schlamm. Obwohl Viktor mit Argusaugen darüber wacht, dass möglichst wenig von diesem Dreck in unseren Tank gelangt, passiert es trotzdem. Sollte das der Grund sein, warum wir eine gute Woche später Probleme mit unserem Toyota bekommen werden?
    Dazu mehr in einem der nächsten Blogs.

    Beim zweiten Tankmanöver haben wir deutlich mehr Glück. Gleich der erste LKW Fahrer, den wir ansprechen, stellt uns seine Karte zur Verfügung. Wir füllen beide Tanks( dieses Mal aus der Tapfsäule) bis zum Anschlag und bezahlen für 140 Liter ZWANZIG EURO!!!! Unglaublich - So billig habe ich in meinem ganzen Leben noch nie getankt!!!!

    Irgendwie ist das Ganze schon noch ein wenig speziell, wo doch der Iran auf großen Gas- und Ölvorkommen sitzt.
    Diesel tanken im Iran ist bei weitem nicht so relaxt wie an anderen Orten auf der Welt, dafür aber auch nirgends so billig.

    Auf der Autobahn kurbelt ein Mann sein Fenster herunter und ruft uns etwas zu. Wir sind ganz verwirrt und vermuten, dass er uns anhalten will. Er sitzt in einem blauen Pickup der Marke Zamyad, die hier in großer Anzahl herumfahren. Sie werden im Iran produziert und für kommerzielle Zwecke eingesetzt.
    Der Fahrer steigt aus und schnell gesellt sich noch ein weiterer Pickup dazu. Sie fragen, woher wir kommen und ob wir gemeinsam mit ihnen ein Foto machen können.
    Es ist unglaublich: Sie wollen uns nur begrüßen und in ihrem schönen Land willkommen heißen.
    Dass diese „Fotoshootings“ ab jetzt zu unserem alltäglichen Leben gehören werden, wissen wir zu dem Augenblick noch nicht.
    Irgendwie scheinen wir hier so etwas wie eine
    Sensation zu sein. ‚Hello‘, ‚How are you?‘ ‚Welcome to Iran‘. Jeder packt sein bisschen an Englisch hervor, um mit uns in Kontakt zu kommen. Und wenn es mit der Sprache nicht weiter reicht, werden Hände und Füße eingesetzt. Oft gibt es obendrein noch eine Frucht oder was auch immer sie gerade dabei haben, um uns in ihrem Land willkommen zu heißen.
    Auf einem großen Platz sind wir plötzlich umgeben von schwarzen Tschadors, in die sich viele Frauen hüllen – ein Zeichen dafür, dass sie religiös sind. Was auf den ersten Blick abweisend wirkt, ändert sich, sobald Frauen unter sich sind. Der Tschador öffnet sich und ein herzliches Lächeln strahlt uns entgegen: „Welcome to Iran"
    Bei den Gesprächen spüren wir, wie willkommen westliche Touristen im Iran sind, und das nicht primär wegen der Devisen, sondern weil sich die Einheimischen über unser Interesse an ihnen und ihrem Land ehrlich freuen.
    Sie sind wirklich dankbar für unseren Besuch, denn die meisten Touristen wagen sich zur Zeit noch nicht wieder in dieses Land.
    Bestimmt erinnert ihr euch noch an meine Blogs von vor etlichen Monaten, wo wir noch den festen Vorsatz hatten, unter keinen Umständen durch den Iran zu fahren.
    Aber mit Mohammad an unserer Seite fühlen wir uns sicher und beschützt.
    Ob es darum geht, Geld zu tauschen, Einkäufe zu erledigen, uns bei der Wahl angemessener Kleidung zu beraten oder zu tanken - Mohammad hilft uns in allen Situationen.
    Ganz neu für uns auf dieser Reise ist, dass wir uns zum ersten Mal keinerlei Gedanken machen müssen, welche Route wir wählen und wo wir abends unser Lager aufschlagen.
    Unser Guide kümmert und sorgt sich wunderbar um alles, so dass wir nichts anderes tun müssen als ihm zu folgen und sein tolles Land in vollen Zügen zu genießen.
    Durch ihn erhalten wir Einblicke in das Leben der Menschen hier und besuchen Orte, die wir alleine nicht gefunden hätten.
    Er ist inzwischen mehr als unser Tour Guide; er ist für uns ein richtiger Freund geworden.
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