Dark Canyon bei Kemaliye
June 12, 2023 in Turkey ⋅ ☁️ 23 °C
Die berüchtigte Steinstraße von Kemaliye - Kemaliye Taş Yolu - auch bekannt als The Dark Canyon - gilt als eine der spektakulärsten Straßen der Welt.... nur für Fahrer mit starken Nerven gedacht.
Klar, dass die auf unserer Bucketliste steht! Habt ihr vielleicht etwas anderes erwartet?
Es handelt sich dabei um eine Strecke von schmalen, unbefestigten 10 Kilometern, die das Dorf Divrigi in der Region Erzincan mit der malerischen osmanischen Stadt Kemaliye verbindet.
Bis dahin führte das kleine Städtchen ein Leben am Ende einer Sackgasse, ein Weiterkommen in Richtung Norden war nicht möglich.
Die unbefestigte Schotterpiste ist laut Internetbeschreibungen keinesfalls für größere Gefährte geeignet, denn die Durchquerung ist auf 170 cm Breite und 220 cm Höhe begrenzt. Also bocken wir kurz entschlossen die Aufbauten ab und brechen mit den verkleinerten Fahrzeugen auf.
Schon im Jahr 1870 begann die Planung des gewaltigen Projektes; fertig gestellt wurde es jedoch erst im Jahre 2002.
Nach Angaben von Einheimischen lehnten die Behörden den Bau einer Straße zunächst aufgrund der hohen Kosten und wegen der extremen Topographie ab.
Später wurde das Projekt dann doch bewilligt und
die Straße von Einheimischen in mühevoller Knochenarbeit gebaut. Die Arbeiten zogen sich über lange 130 Jahre lang hin.
38 Tunnel reihen sich aneinander, von denen jeder einzelne Meter für Meter aus dem Berg geschlagen wurde.
An der ersten Brücke befindet sich ein Denkmal mit einer Liste der Menschen, die beim Bau der Straße und der Brücke ihr Leben lassen mussten.
Die Liste scheint traurigerweise kein Ende nehmen zu wollen.
In Jahrtausenden hat sich der Euphrat in eine kolossale Schlucht gefressen.
An manchen Stellen hat der Canyon eine Tiefe von bis zu 600 Metern und soll nach dem Grand Canyon der zweitgrößte der Welt sein. 🤔
Die felsige Schlucht ist mitunter so gewaltig hoch, dass die Sonne nicht ihren Grund erreichen kann.
Die Fahrt am Rande des Abgrunds ist spektakulär und sorgt für Hochspannung pur. Auf einer Seite hat man ständig den Blick auf den tosenden Euphrat, der Hunderte Meter unter uns fließt. Auf der anderen Seite ragen die schroffen Felsen des Gebirges bedrohlich steil empor.
Irgendwie fühlt man sich dazwischen schon ein wenig eingeengt.
An manchen Stellen geht es von der Straße aus senkrecht nach unten. Doch selbst die engen Haarnadelkurven sind nicht durch Leitplanken geschützt. Die Strecke ist also perfekt für diejenigen, die ein Abenteuer auf 2 oder 4 Rädern suchen. Unsere Männer sind dabei!
Eine eingestürzte und vom Hochwasser mitgerissene Brücke macht die komplette Durchfahrung nach 5 Kilometern unmöglich.....also wenden wir auf dem engen Weg und fahren wieder zurück.
Aber es war wieder einmal ein kleines Abenteuer und hat gereicht, um uns selbst einen Eindruck vom Dark Canyon zu verschaffen.
Am Nachmittag schauen wir uns die ganze Sache noch einmal aus einer anderen Perspektive an. Wir brausen mit einem Motorboot auf den kleineren und größeren Schwällen des Euphrat.
An einer Stelle ist in fast 300 Metern Höhe ein Stahlseil über den Fluss gespannt, von dem aus man Bungee Sprünge in die Tiefe wagen kann.
Doch unser Bedarf an Nervenkitzel ist für heute gedeckt, statt dessen besuchen wir die kleine Stadt Kemaliye.
Wegen der vielen Holzgebäude und malerischen Hügelstraßen, umgeben von den Munzur-Bergen, haben wir das Gefühl, in einem kleinen Dorf in der Schweiz gelandet zu sein.
Später erfahren wir,
dass die Gestaltung der Stadt typisch für die armenisch-anatolische Stadtlandschaft war.
Bis zu Beginn des Völkermords an den Armeniern 1915 wohnte hier eine armenisch-apostolische Gemeinde und besaß zwei Kirchen und zwei Klöster.
Bei einem Bummel durch das Städtchen werden wir plötzlich von einem älteren Herrn auf Deutsch angesprochen. Damit haben wir keinesfalls gerechnet und sind völlig überrascht.
Es stellt sich heraus, dass der Mann keine 25 Kilometer von Jülich entfernt in Würselen bei Aachen wohnt und seit den 70er Jahren beim EBV ( Eschweiler Bergwerks Verein) angestellt war.
Nach hier, in seine Geburtsstadt Kemaliye, kehrt er allerdings seit über 50 Jahren mindestens einmal pro Jahr zurück.
Wie klein die Welt doch ist und was es für Zufälle gibt!
Er und seine Frau, die über 40 Jahre in der weltbekannten Schokoladenfabrik Lindt in Aachen gearbeitet hat, laden uns zu einem leckeren türkischen Kaffee ein.
Mit den Beiden lassen wir den ereignisreichen Tag ausklingen.Read more











Das ist mal wieder der Hammer, jemanden aus Würselen zu treffen am A der Welt. Spektakuläre Bilder und Viktor strahlt. Lg [Marlene]