Wohin der Wind uns trägt
15 de junio de 2023, Turquía ⋅ ☀️ 23 °C
Fliegen wurde schon immer als ein Attribut und Privileg der Götter angese8hen.
Der Mensch aber wollte es den Göttern gleich tun und träumte daher seit Anbeginn vom schwerelosen Gleiten.
Der Traum vom Fliegen ist demnach so alt wie die Menschheit.
Eine Ballonfahrt, eine besondere Art des Fliegens, ist noch heute - wie schon zu Zeiten der Gebrüder Montgolfier - ein großes Abenteuer, das wir unter keinen Umständen verpassen wollen.
Der Wecker klingelt.
Gequält öffne ich die Augen. Nein, erst einmal nur eins.
Draußen ist es noch stockdunkel, es ist 5 Minuten nach drei Uhr morgens.
Wir steigen ohne Frühstück und Dusche in die schon am Vorabend zurecht gelegten Klamotten und torkeln noch ganz benommen zum Eingangstor des Campingplatzes.
Pünktlich um 3.30 Uhr werden wir von einem kleinen Minibus abgeholt.
Das inkludierte Frühstück beteht aus einem Becher Wasser, einem Schokocroissant sowie einem Päckchen Salzstangen.
Mit ungefähr 10 weiteren Touristen rumpeln wir gemeinsam über einen schlecht ausgebauten Feldweg durch die Dunkelheit. Da ich kein wirklicher Frühaufsteher bin, zweifle ich in solchen Momenten oft an der Sinnhaftigkeit dererlei Aktionen.
Doch sobald sich das Auto die steile Straße von Göreme zum Plateau hochgequält hat, sehen wir ganz in der Ferne blinkende Lichter: die ersten Ballons werden angefeuert.
Aufgeregt rutschen wir auf unseren Sitzen hin und her und können es kaum abwarten, endlich auszusteigen.
Immer noch ist es ganz dunkel, und nur vage deutet sich der Beginn eines neuen Tages an.
Kleine Leuchtfeuer zeigen uns den Weg hinauf zu den Heißluftballons, die wie an einer Perlenkette aufgereiht in der kappadokischen Steppe liegen.
Die Crew hat in Windeseile einen kleinen Tisch aufgestellt, und so bekommen wir alle sogar noch einen heißen Cay oder Kaffee.
Doch irgendetwas scheint die Mannschaft zu beunruhigen.
Unglücklicherweise hat es begonnen zu regnen. Ist es das, was die Nervosität aufkommen lässt?
Mittlerweile ist der Riesenballon - also die Hülle des Ungetüms - ordentlich auf dem Boden ausgelegt worden.
Lautstark erfolgt das Aufpusten mit Hilfe von gigantischen Gebläsen, denn die Haut der Heißluftballons werden noch liegend zunächst mit kalter Luft ein wenig in Form gebracht.
Zwei Helfer halten die Öffnung, während der Pilot anschließend mit kurzen Feuerstößen die Luft erhitzt, um den Ballon allmählich aufzurichten.
Wie von Geisterhand bewegt sich die riesige Hülle.
Das monotone Rauschen verbindet sich mit einer einmaligen Szenerie: Sachte und ganz allmählich richtet sich unser mit über hundert weiteren Ballons vor der Kulisse der wunderlichen Felsformationen im warmen Licht des frühen Morgens vor uns auf. Schon dieser besonderer Augenblick erzeugt bei uns am ganzen Körper Gänsehaut.
Dann plötzlich die Hiobsbotschaft: Die Luftfahrtzentrale in Kappadokien hat den Start aller Ballons gestoppt.
Bei zu starken Böen, Gewitter oder Starkregen wird den Fahrten keine Genehmigung erteilt.
Stress, Hektik, Ratlosigkeit und Enttäuschung.
Ein Kaleidoskop von Gefühlen lässt sich auf den Gesichtern aller Betroffenen ablesen.
Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit kommt die erlösende Botschaft: LEINEN LOS!!!!
Auf Kommando steigen wir alle ein, das Sicherheitsseil wird gelöst ..... und der Korb hebt ganz sanft vom Boden ab. Auf geht’s in den Himmel - wohin der Wind uns trägt.
Überall um uns herum leuchten kleine Feuer am morgendlichen Firmament und schwerelos schweben wir ganz langsam nach oben – höher und immer höher.
Mich überkommt ein unglaubliches Gefühl von Freiheit und Schwerelosigkeit.
Hat der Ballon einmal die Windgeschwindigkeit übernommen, herrscht an Bord Windstille.
Aktiv kann die Fahrtrichtung des Ballons nicht gesteuert werden,
allein der Wind bestimmt die Richtung und die Geschwindigkeit, die man einschlägt.
Variiert werden kann vom Fahrer allerdings die Flughöhe durch eine mehr oder weniger intensive Nutzung des Gasbrenners. Da in verschiedenen Höhen unterschiedliche Windrichtungen herrschen, kann so ein wenig Einfluss auf die Flugbahn genommen werden.
Eine frühmorgendliche Ballonfahrt über diese einzigartige Märchenwelt gilt für viele Besucher als DAS absolute Highlight einer Reise nach Kappadokien und bietet eine beispiellose Gelegenheit, die bizarre Landschaft aus der Vogelperspektive zu bestaunen.
Unser Ballonpilot zeigt uns, was er kann: Mal lässt er den Ballon so tief sinken, dass wir in den Tälern unterhalb der Felsformationen ganz knapp über dem Boden schweben, dann wiederum steigt er wie ein Falke senkrecht hinauf, und ermöglicht uns einen perfekten Panoramablick über die gesamte Gegend bis hin zum markanten Festungsberg von Ushisar.
Mit der aufgehenden Sonne ändert sich die Kulisse von Pastellblau über Zartrosa bis hin zu Goldfarben. Immer wieder muss ich mich zwingen, meine Kamera weg zu legen und den Flug einfach so zu genießen.
Nach einer guten Stunde in der Luft mit Hunderttausend Eindrücken landet Ahmet den Ballon ganz sanft und punktgenau
direkt neben dem Trailer, den die Rückholmannschaft, die sogenannten Follower, für uns bereitgestellt hat.
Die Erde hat uns wieder.
Sektkorken knallen und wir trinken den süßen kappadokischen Wein zum Abschluss unseres Abenteuers.
Die Ballonfahrt in Kappadokien war eines der schönsten Erlebnisse, die wir auf unseren Reisen durch die weite Welt erlebt haben. Erstaunlich, faszinierend und einmalig.
Ein herzliches Dankeschön an Vural und unsere tolle Crew für diesen Tag, den wir nie wieder vergessen werden.Leer más











