• Der Orkan Martinho

    20 de marzo, Portugal ⋅ 🌬 15 °C

    Wir erreichen nach etwa einer Dreiviertel Stunde trockenen Fußes und sicher gesteuert durch Alfonsos Ubertaxi unseren Campingplatz.
    Inzwischen schüttet es wie aus Eimern. Die Fähre, mit der wir gestern noch über den Tejo gefahren sind, hat schon seit Stunden den Betrieb eingestellt.
    So schnell wie möglich verkriechen wir uns in unseren Campern.
    Doch an Schlaf ist nicht zu denken:
    Der Wind, der sich inzwischen zu einem Orkan entwickelt hat, nimmt unsere Autos in die Zange.
    Es rüttelt und schüttelt so heftig, dass ich wirklich befürchte, der Camper wird umgblasen.
    Alle paar Minuten klatschen mit ohrenbetäubendem Krach Gegenstände auf unser Dach. Es hört sich an wie Steine, Viktor meint es sind riesige Tannenzapfen.
    Wir verschließen alle Schotten ganz dicht, wodurch sich im Inneren des Autos eine Luft- zum Zerschneiden dick - entwickelt.
    Doch wir können keine Luke und kein Fenster auch nur einen Spalt breit öffnen. Zu groß ist die Gefahr, dass der fürchterliche Sturm alles aus der Verankerung reißt.
    Ich verkrieche mich unter der Bettdecke, flüchte ins Badezimmer und beobachte von der Sitzbank aus, wie der Baum ein paar Meter neben uns vom Wind auseinander genommen wird.
    Von den Feuerwehrautos, die wir bisher nur auf der Straße beobachtet haben, ist eines schon auf unserem Platz angekommen.
    Das ist der Moment, in dem ich endgültig in Panik gerate.
    Viktor versucht, mich mit allen verfügbaren Tricks zu beruhigen und mit einem Film abzulenken. Doch das Unwetter tobt so laut, dass wir kein Wort verstehen.
    So bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten und zu hoffen, dass wir den Alptraum unbeschadet überstehen.
    Und das tun wir - Gott sei Dank.
    Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird uns erst am nächsten Tag bewusst, als wir die Nachrichten verfolgen und schließlich auch auf unserer Fahrt nach Nazare die Spuren der Verwüstung sehen, die das Unwetter hinterlassen hat.
    Es ist der Orkan Martinho, der auf Europa trifft und den halben Kontinent mit Unwettern überzieht.
    Der Katastrophenschutz gibt an, dass zu den mehr als 500 registrierten Vorfällen im Großraum Lissabon umgestürzte, zum Teil entwurzelte Bäume, abgerissene Bauwerke und Dächer gehören.
    Telekommunikations- und Strommasten knicken um wie Streichhölzer oder werden vom Wind weggerissen.
    Der Bahnverkehr
    ist unterbrochen, der Fährverkehr eingestellt, und
    Überschwemmungen machen Straßen unbefahrbar.
    " Wir hatten mit Regen gerechnet, aber das Hauptproblem war der Wind, der vor allem Bäume und bewegliche Strukturen zum Einsturz brachte", heißt es in einer Meldung des Katastrophenschutzes.
    In Fóia (Monchique), dem höchsten Punkt der Algarve werden Böen von 159 Stundenkilometern gemessen, die
    an der West- und Südküste zu vier bis fünf Meter hohen Wellen führen.
    In einigen Regionen im Westen von Portugal und im Nordwesten von Spanien fallen mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter - nach dem Modell des Deutschen Wetterdienstes in der Spitze sogar 180 Liter pro Quadratmeter.
    Und wir mittendrin.
    Was für ein Horror!
    Meine Chorfreundin Tina ankert an diesem Abend an Bord der Aida vor Lissabon.
    Aufgrund des Unwetters muss der für den nächsten Tag geplante Besuch der Hauptstadt ausfallen.
    Das will etwas heißen!

    22.3.
    Das Schlimmste scheint überstanden. Was haben wir für ein Glück gehabt!
    Macht euch keine Sorgen mehr um uns ...... und danke für die vielen guten Wünsche von euch. ❤️ 🫶 ♥️
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