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  • Day 30

    Heute spricht Danny

    December 19, 2023 in New Zealand ⋅ ☁️ 20 °C

    Heute mal ein Blogeintrag aus der Hand von Danny, denn ich bin immer noch zu kaputt 😣.
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    Heute haben wir uns eine alternative Route zum Te Araroa ausgesucht. Statt durch den "bush" zu stapfen, wie sie hier sagen, gehen wir an der Küste entlang. Das "Problem": der Küstenweg ist zwar wunderschön, aber auch extrem eng und teilweise sehr steil. Immer wieder müssen wir über Felsen klettern, robben auf unseren Knien unter umgestürzten Bäumen hindurch oder schleppen uns keuchend fiese Steilhänge hinauf. Aber die Aussicht ist grandios. Das Meer leuchtet türkisblau, die neuseeländischen Weihnachtsbäume strahlen tiefrot - und über allem der blaue Himmel mit der brütend heißen Sonne.

    Die bringt uns mächtig ins schwitzen. Wir entschließen uns spontan ein Bad im Pazifik zu nehmen. Danny liebt es, wenn die Wellen auf den Strand krachen, und er stürzt sich in die Fluten. Ich habe ein wenig Angst, mich der Naturgewalt des Ozeans auszuliefern, halte es aber nicht mehr aus und springe auch ins Wasser. Es ist herrlich. Da wir unsere Handtücher schon vor zwei Wochen verschenkt haben, lassen wir uns von der Sonne trocknen.

    Nach einem kurzen Stück Straße führt uns der Weg auf eine Schotterpiste. Die Sonne brennt erbarmungslos. Wir keuchen uns zwischen saftig grünen Wiesen und verständnislos guckenden Kühen die Hänge hinauf, klettern über Weidezäune (das gehört hier dazu) und stiefeln querfeldein. Da es in Neuseeland kaum ein flaches Stück Land gibt (zumindest haben wir noch keins gesehen), geht es ständig hoch und runter. Immer wieder halten wir inne, um durchzuschnaufen und die Postkarten-Aussichten zu genießen.

    Die Bewohner der Häuser, die im Niemandsland oben auf den Hügeln stehen oder direkt an der Steilküste gebaut worden, haben diesen Blick jeden Tag. In Neuseeland darf so ziemlich überall gebaut werden, und das machen die Leute dann auch. Eine
    Baugenehmigung hat kaum einer. Alle, die wir bisher auf unserer Reise getroffen haben, meinten, sie bräuchten zwar eine, aber ... naja, was soll's, ist ja mein Grundstück, denkt sich der gemeine Neuseeländer und zimmert sich ein Häuschen direkt an die Steilküste oder baut sich auf einem Hügel eine alte Scheune zum Farmhaus aus. In den Küstenorten sind viele Häuser nur am Wochenende und im Sommer bewohnt. "A boat and a bach" - ein Boot und ein Strandhaus, das ist der ewige Traum der Neuseeländer.

    Uns bleibt nur der - zugegeben manchmal leicht neidische - Blick auf die Häuschen, während wir den zweiten Küstenweg des Tages in Richtung Mangawhai ziehen. Ein Ausblick ist schöner als der nächste, und diesmal ist auch der Wanderweg gut ausgebaut. Ein kleiner Vorteil, wenn man in Touristenstädte kommt. Wobei (noch) nicht viele Touristen im malerischen Mangawhai angekommen sind. Am weiten Strand tummeln sich ca. 30 Leute. Mehr haben wir hier noch nie am Strand gesehen, oft sind sie komplett menschenleer.

    Wir verlassen den Strand über eine kleine Düne. Unsere Beine schmerzen. Wir haben heute schon über 20km "geschrubbt". Zeit für einen Supermarkt, für Cola, Eis und all die ungesunden Sachen, die wir bei über 4.000 verbrannten Kalorien pro Tag ohne schlechtes Gewissen in uns reinstopfen dürfen.

    Als wir aus dem Supermarkt rauskommen, sind es noch fünf Kilometer bis zum Campingplatz, und die gehen komplett an der Straße entlang. Solche "road walks" mag kein Te Araroa Wanderer. Manche gehen sie trotzdem, weil sie jeden Meter des Trails laufen wollen. Andere meiden sie wie die Pest und trampen jeden Kilometer Straße. Und wiederum andere machen es so wie wir und laufen manchmal Straße und manchmal nicht. Besonders wenn die Straßen eng und vielbefahren sind, trampen wir lieber.

    Heute müssen wir uns gar nicht entscheiden, denn ein älterer Herr spricht uns an. Er muss eigentlich in die andere Richtung, meint dann aber: „Ach was, ich fahr euch“. Und schon sitzen wir in seinem Auto, erfahren, dass er aus Auckland nach Mangawhai gezogen ist und dass keine Stadt in Neuseeland so schnell wächst wie diese. Groß ist sie zwar noch immer nicht, aber für viele Leute (besonders ab 60) ist Auckland inzwischen zu hektisch, zu laut und zu teuer. Sie bauen sich deshalb im Niemandsland irgendwelche Scheunen aus, funktionieren ihre Wochenendhäuser zu Dauerwohnsitzen um oder kaufen sich einfach ein neues Haus.

    Umziehen ist hier völlig normal. Einige, die wir getroffen haben, hatten schon fünf oder sechs Häuser. Kaufen, verkaufen, Ärmel hochkrempeln, neu anfangen - so geht das in Neuseeland. Praktisch, pragmatisch und wenn möglich ohne Einmischung des Bauamtes.

    Wir haben vom Bauen derweil genug und lassen den Zeltaufbau für heute bleiben und mieten uns eine kleine Cabin in einem Ferienpark. Die Hütte nennt sich "Chalet", ist keine 10qm groß und hat ein Doppelstockbett aus Eisen. Aber dafür gibt's eine tolle und saubere Gemeinschaftsküche, nette Gespräche auf dem Campingplatz und lecker Couscous-Salat in der Abendsonne.

    Die blendet zum Glück nicht so sehr wie die am Strand, denn Danny hat es geschafft, die Sonnenbrille, die er sich gestern gekauft hat, schon wieder zu verlieren. Wo sie weggekommen ist, weiß er nicht. Er weiß nur, dass er innerhalb von zwei Tagen zwei Brillen versaubeutelt hat. Ich finde das lustig, Danny nur so halb. Zumal morgen wieder eine Strandetappe ansteht...
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