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  • Day 112

    5 Deutsche am Harper River

    March 10 in New Zealand ⋅ ☁️ 13 °C

    Greymouth, Sonntagmorgen, 08:15 Uhr,
    8 Grad:

    Wir stehen frierend am Bahnhof und warten auf unseren Bus, der uns zu Arthurs Pass bringen soll. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er an und wir hüpfen schnell rein. Im Bus ist’s warm und das Geruckel der Fahrt macht mich schläfrig. Doch kurz bevor ich wegdöse, knallt mein Kopf gegen die Fensterscheibe und ich bin wieder wach. So geht das fast die ganze Fahrt.

    Arthurs Pass, Sonntagvormittag, 09:50 Uhr, 12 Grad:

    Nach anderthalb Stunden machen wir eine kleine Puller- und Snackpause. Es gibt ein paar kleine, niedliche Restaurants und Cafés hier. Wir nutzen vorerst letztmalig ein Wasserklosett und ein richtiges Waschbecken. Anschließend kaufen wir uns einen Kaffee und selbstgebackene Cookies. Der Bus fährt uns noch ein kleines Stückchen weiter und setzt uns dann an einem Parkplatz ab. Das erspart uns etliche Kilometer An-der-Straße-laufen.

    Cora Lynn Carpark (Arthurs Pass), Sonntagvormittag, 10:30 Uhr, 14 Grad:

    Endlich sind wir am Startpunkt der heutigen Etappe angekommen. Unser Ziel: die Hamilton Hut, 7-8 Stunden soll man dafür brauchen. Ich rechne mal lieber 8 Stunden und stelle mich auf Ankunft frühestens 18:30 Uhr ein. Wir laufen los und langsam reißt der Himmel auf. Der Wetterbericht ist anders als vorhergesagt - wie so oft in Neuseeland. Ich freue mich riesig, denn ich habe uns schon im strömenden Regen den Berg hinaufklettern sehen. Dieses Szenario scheint nun zum Glück nicht einzutreten. Dafür geht’s erstmal schön steil nach oben. Zu unserer Verwunderung lässt sich der Weg ganz gut laufen. Wir haben mit Schlimmerem gerechnet. Während ich mich wie gewohnt Schritt für Schritt nach oben schniefe, frage ich mich, wer eigentlich dieser Arthur war, nachdem der Pass benannt wurde. Von Herrn Professor Google erfahre ich später, dass ein gewisser Arthur Dudley Dobson vor 160 Jahren im März hier das erste Mal darüber gelatscht ist.

    Lagoon Saddle, Sonntagvormittag, 11:45 Uhr, 17 Grad:

    Wir durchqueren - noch im Wald - die breite Nordwand des Mount Bruce, bevor wir das offene Tussock-Land erreichen. Das sind lange, dicke Grasbüschel, die unglaublich hübsch aussehen, wenn sie vom Wind hin- und hergeweht werden. Mal wieder ist die Aussicht überragend. Wir schauen auf schroffe Gebirgsketten, auf denen letzte Schneereste um ihr Dasein kämpfen. Unten im Tal schlingt sich der Harper Fluss um versprenkelte Felder. Oliver, ein junger Mitwanderer aus Deutschland, holt uns ein. Nach einem kurzen Plausch zieht er an uns vorbei. Irgendwann erreichen wir das sogenannte A-Frame-Shelter, eine Art Unterschlupf für gestrandete Wanderer, die es - besonders bei schlechtem Wetter- nicht mehr bis zur richtigen Hütte schaffen.

    Harper River, Sonntagnachmittag, 14:14 Uhr, 18 Grad:

    Der Weg führt uns steil zum Harper River hinunter. Dort steht ein Paar und wir sagen freundlich: „Hi guys“ (Hallo Leute!). Es stellt sich heraus, dass es Lucas und Lara aus Deutschland sind. Lucas wohnt sogar in Markkleeberg. Verrückt! Oliver ist auch hier und macht Pause. Es gibt so viel zu erzählen, dass wir ab jetzt eine kleine deutsche Reisegruppe sind. Wahnsinn. Erst noch zu zweit und plötzlich so viele unterschiedliche Gesprächspartner. Und das noch in der Muttersprache. Ein vollkommen neues Wandergefühl.

    West Harper (Horror) Hut, Sonntagnachmittag, 15:30 Uhr, 18 Grad:

    Nach etlichen Flussüberquerungen, die wir mithilfe großer Steine hüpfend bewältigen, erreichen wir die West Harper Hut. Über diese sehr alte Hütte (gebaut 1957) mit ihrem Stampflehmboden und Segeltuch-Kojen gibt es viele lustige Kommentare in der Wander-App. Einer schreibt: „Da würde ich noch nicht mal meinen Hund drin schlafen lassen.“ Oder: „Die perfekte Hütte, um einem Mörder zum Opfer zu fallen.“ Kurzum - eine wahre Horror-Hütte. Nach einer Besichtigung sind wir uns einig: Horror pur, nichts wie weg!

    Hamilton Hut, Sonntagnachmittag, 16:52 Uhr, 16 Grad:

    Nach 6,5 Stunden - und damit viel früher als erwartet - erreichen wir die Hamilton Hut. Außer ein paar Dutzend Sandfliegen ist keiner weiter da. Die Hütte mit 20 Bunk-Betten ist neu, groß und gemütlich. Es gibt sogar zwei getrennte Schlafabteile. Wir verteilen uns und bereiten das Abendessen zu. Zum Erstaunen der anderen packt Danny die restlichen 3 Bier aus, die von der Verkostung in Greymouth noch übrig geblieben sind und wir lassen sie uns schmecken. Später kommen noch Linda und Toni, ein junges holländisches Paar. Sie sehen aus, als kämen sie gerade vom VOGUE Fotoshooting. Es stellt sich jedoch heraus, dass sie auch Te Araroa Wanderer sind. Es ist schon spät und wir liegen alle in unseren Betten. Ich grübele die ganze Zeit darüber, wie man SOOO unverschämt gut aussehen kann. Ob die ein Geheimrezept haben? Irgendeinen speziellen holländischen Käse? Mit Hanf? Wir hatten wieder nur gefriergetrocknetes Essen zum Abendbrot. Entsprechend „zerfleddert“ sehen wir aus.
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