Satellite
Show on map
  • Day 114

    Power(h)aus

    March 12 in New Zealand ⋅ ⛅ 9 °C

    Es muss nicht immer steil bergauf oder bergab gehen, um ausgepowert zu sein vom Trail. Manchmal reicht auch schon eine knapp 30 Kilometer lange Schotterstraße. Oder eine böse Herpes-Infektion. Oder beides zusammen.

    Mit einer juckenden und brennenden Unterlippe wache ich auf. Auch das Kinn juckt. Ich kenne diese Symptome sehr gut und weiß: Mist, Herpes. Herpes am Harper River auf dem Harper Campingplatz. Meine Wanderlust bekommt tiefe Risse.

    Ein bisschen angeschlagen mache ich mich zusammen mit den anderen auf den Weg. Die Schotterstraße zieht sich und ist öde. Dafür ist die Landschaft um uns herum einzigartig schön. Um das monotone Laufen etwas aufzulockern, albern wir ein bisschen rum. Wir imitieren Verkehrsschilder, machen Selfies am Lake „Selfe“ oder belohnen uns mit kleinen Snacks. Die Seen, an denen wir vorbeikommen, haben so wohlklingende Namen wie Henrietta, Ida, Evelyn oder Georgina.

    Zum Mittagessen gibt’s Wraps mit Nutella. Danach kühle ich meine geschwollenen Füße in dem kleinen Fluss, der hier vorbei fließt. Weiter geht’s im Stechschritt. Ich will diese Schotterstraße endlich hinter mir haben.

    Die letzten 6 Kilometer sind dann nochmal ein bisschen „sketchy“, wie man hier sagt. Wir laufen den sogenannten Lake Hill Track an einem Uferabschnitt vom Lake Coleridge entlang. Zu diesem Zeitpunkt bin ich schon ziemlich fix und foxy. Da hält ein Geländewagen neben uns an und eine Mutter mit ihren 3 Kindern fragt, ob sie einen von uns mitnehmen kann. Danny und Oliver wollen lieber laufen, aber ich springe in den Kofferraum. Das erspart mir die letzten zwei Kilometer.

    Ich bin die Erste, die in der Powerhouse Lodge ankommt. Alison empfängt mich sehr freundlich und fragt mich, was ich trinken möchte. Ich bitte um einen warmen Tee. Auf dem Tisch stehen selbstgemachte Cookies. Beides zusammen tut so gut und lässt mich warm werden.

    Nach und nach treffen immer mehr Leute hier ein. Es ist eine Art Auffang- und Aufpäppelstation für Te Araroa Wanderer. Alison macht Pommes für alle und bäckt Waffeln. Dazu reicht sie zwei Kugeln Vanilleeis. Wir schlemmen, schmatzen und schlürfen. Dann verewigen wir uns auf dem größten Te Araroa -Trail-Marker im Garten.

    Auf Wunsch und natürlich gegen einen kleinen Aufpreis bekommen wir ein Doppelzimmer mit eigener Dusche und WC. Müde, satt und immer noch angeschlagen schlafe ich ein. Nachts wache ich auf und spüre Schmerzimpulse in den Knien und Knöcheln. Mein Körper braucht ne Pause.

    Zusammen mit den anderen fahren wir am nächsten Tag nach Methven und legen dort zwei Pausentage ein. Ich bin wandermüde. Will nicht mehr laufen. Da erinnert sich Danny an einen Prospekt, den er in Greymouth gesehen hat und kommt auf eine Idee.
    Read more