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  • Day 130

    Zirkus ohne Zelt

    March 28 in New Zealand ⋅ ☁️ 8 °C

    4 Monate und 1 Woche waren Danny und ich rund um die Uhr zusammen. Vor zwei Tagen haben wir uns verabschiedet und seitdem aufgrund schlechter Netzabdeckung keinen Kontakt. Das fühlt sich sehr komisch an. Zumindest für mich. Es ist plötzlich so still geworden. Der, der immer redet, immer lacht, zu jedem Problem eine Lösung hat (und ich zu jeder Lösung ein neues Problem 🤪), ist plötzlich nicht mehr da. Und ich erkenne ziemlich schnell: Danny, mein ewig trommelnder Duracell Hase, fehlt mir. Und zwar sehr.

    Queenstown ist die AbenTEUER-Hauptstadt der Welt. Die Stadt ist teuer, voll und überfordert mich auf den ersten Blick. Überall stehen Tafeln mit zig-tausend Angeboten, die man buchen kann. In der Fußgängerzone tummeln sich Menschen verschiedener Herkunft vor Luxusmarken-Geschäften. Hier will ich nun eine Woche bleiben. Das habe ich mir so ausgesucht.

    Und so versuche ich, es mir irgendwie schön zu machen und dem Trubel ein wenig zu entfliehen. Ich kaufe für VIEL Geld Lebensmittel im Supermarkt ein. Anschließend „studiere“ ich alle touristischen Angebote in Ruhe von meinem Hotelzimmer aus. Ich finde tatsächlich etwas, worauf ich große Lust habe und buche es. Für VIEL Geld. Bis es soweit ist, muss ich noch 3 Tage warten.

    Ich verbringe sie mit - wer hätte es gedacht - wandern. Wobei das kein Vergleich zum Te Araroa Trail ist, denn ich habe nur einen leichten Tagesrucksack und kann, wenn ich will, in zwei Stunden wieder im warmen Hotelzimmer sein. Ich laufe den Queens Hill Track, ein 500 Meter langer Aufstieg zum Gipfel des Te Tapu-nui (Berg der Heiligkeit). Hier oben zieht es wie Hechtsuppe und es sind nur 6 Grad. Ich verweile noch etwas und genieße die Aussicht, bevor ich durchgefroren wieder im Hotel ankomme. Ein warmes Bad in der Wanne und ein leckerer heißer Früchtetee wärmen mich wieder auf.

    Am nächsten Morgen, ich kann es kaum glauben, erreicht mich eine Sprachnachricht von meinem Außenberichterstatter, Danny. Er erzählt von seinen abenteuerlichen Tagen: Durch tiefen Schlamm ist er gelaufen, hat einen reißenden Fluss überquert und ist mit Rucksack über einen umgestürzten Baumstamm gerobbt, der über einem tiefen Schlammloch hing. 40 Kilometer habe er an einem Tag zurückgelegt. Die erste Nacht in der Hütte sei kalt gewesen, die zweite, draußen im Zelt bei -3 Grad, noch kälter. Seine Wanderschuhe seien am Morgen so steif gefroren gewesen, dass er sie nicht habe anziehen können. Er würde nun in seinen einfachen Crocs noch 23 Kilometer bis zum Highway laufen, um von dort eine Mitfahrgelegenheit nach Te Anau zu bekommen. Dort hoffe er auf eine feste Unterkunft, denn er sei stark mitgenommen und durchgefroren von den letzten beiden Tagen. „Alles richtig gemacht“, denke ich still bei mir, während ich den letzten Schluck heißen Kaffee trinke und unter die Dusche springe.

    Danach geht’s raus. Ich habe heute keinen Plan und will mich treiben lassen. Am Hafen ist Markt(treiben) und unzählige Händler haben ihre Stände aufgebaut. Es gibt alles oder besser gesagt, nichts, was es nicht gibt. Vor allem Essen. Ich schlage zu und probiere erst japanische Takoyaki und dann spanische Churros. Lecker 😋! Ich stopfe gerade den letzten Bissen in mich rein, als eine Nachricht von Super Dan eingeht. In Te Anau sei alles ausgebucht und wahrscheinlich müsse er wieder in der Kälte zelten.

    Ein Stand mit Ohrringen zieht mich in seinen Bann und ich kann nicht widerstehen. Danach laufe ich noch ein bisschen am Lake Wakatipu entlang bis zum Sunshine Bay.

    Eine neue Nachricht trifft ein. Super Dan hat doch noch eine feste Unterkunft bekommen. Aber nicht irgendeine. Es ist ein Zirkuswagen, der ihm für eine Nacht Asyl gewährt. „Da hat der Clown sein passendes Zuhause gefunden.“, frotzelt eine unserer Töchter im Gruppen-Chat. Dusche, WC, Bett, Küchenzeile - alles ist vorhanden. Im Miniatur-Format. Nach 2 Tagen in der Kälte und Nässe ist dieser kleine Wagen für Danny das Paradies auf Erden.
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