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  • Day 218

    Quilotoa Loop

    August 11, 2023 in Ecuador ⋅ ☁️ 12 °C

    Zeitig in der Früh brachen wir mit einem Uber zu einem der Busbahnhöfe in Quito auf, um nach Latacunga zu fahren. Wir wollten nämlich heute von dort einen Tagesausflug zum Quilotoa Loop machen.
    Eigentlich ist es als 3 Tages Wanderung konzipiert, aber man kann auch einfach nur eine Wanderung zur Hauptattraktion, dem Krater inklusive See, machen. Und dafür haben wir uns entschieden.

    Leider wurde genau da als wir in Quito waren für 60 Tage der Ausnahmezustand in Ecuador ausgerufen. Grund hierfür war, dass einem Politiker und Kandidaten für die Präsidentschaftswahl während einer Wahlkampfveranstaltung drei Mal in den Kopf geschossen wurde. Und dies Mitten in Quito. Uns wurde von unserem Hotel gesagt, dass dies nur Gutes für uns bedeutet, da es nun mehr Polizei- bzw. Militärpräsenz geben würde. Davon merkten wir in Quito aber kaum was. Einmal sahen wir einen Herren vom Militär an der Hauptstraße stehen, das wars. Und Gutes bedeutete das leider definitiv nicht für uns.

    Wir nahmen zur Vorsicht und aufgrund der Zeiteffizienz ab dem Zeitpunkt immer ein Uber und kamen mit guten Timing am Busbahnhof an. Wir kauften das Ticket für Latacunga an einem Schalter und fanden den Bus relativ schnell. Auf unserem Ticket stand keine Sitzplatznummer drauf, deshalb setzten wir uns vorne wo hin. Es kam dann ein Angstellter vom Bus auf uns zu und meinte, dass unser Sitzplatz weiter hinten sei. Also setzten wir uns um. Dann meinte er, dass die Polzei in den Bus kommen würde und wir unsere Rucksäcke für 10 Minuten raufgeben müssen. Plötzlich wirkten alle Angestellten (3 Typen) im Bus sehr nervös und meinten wir müssen uns auch unbedingt anschnallen, da die Polzei kommt. Auf meine Frage warum wir das machen müssen meinte er nur knapp: wegen dem Ausnahmezustand. Es kam dann tatsächlich eine Polizistin in den Bus und schaute rein. Als wir vorbei gefahren waren schnallte ich mich ab und wollte unsere Rucksäcke wieder holen. Da meinte der Typ: ich solle noch kurz warten, da kommt noch was. Aber es kam nichts mehr und wir bekamen kurz darauf unsere Rucksäcke wieder zurück. Dann gab es einen längeren Stopp mit extrem viel Gewusel und Menschen, die ein- und ausstiegen.
    Als wir dann in Latacunga ausstiegen, hatten sie es extrem eilig weiterzufahren. Als wir dann zu unserer Unterkunft gingen dachte ich mir schon, dass mein Tagesrucksack grad extrem leicht ist. Wir packten dann in der Unterkunft um, um dann gleich weiter nach Quilotoa fahren zu können. Und da wurde es mir bewusst: wir wurden bestohlen! Bei mir war mein Tablet inkl. Zubehör, mein Stromadapter und leider auch einiges an Bargeld weg. Bei Claudia hatten sie nur einen Hartplastikflasche, die ich ihr geborgt hatte, und ihre Zotter Schokolade aus Österreich gestohlen. Ich war komplett unter Schock und änderte meine Passwörter überall sofort. Anschließend half uns der Besitzer der Unterkunft mit der Wegbeschreibung zur nächsten Polizeistation, um Anzeige zu erstatten. Zum Glück war dort fast nichts los. Ich machte meine Aussage und musste dann noch meinen Pass im danebenliegeneden Copy Shop kopieren gehen. Der Polizist an sich war schon halbwegs bemüht, nur die Kollegin daneben machte einfach gar nichts und wirkte wie eine typische Beamtin. Die Anzeige wurde dann ausgedruckt und beidseitig unterschrieben. Ganz lustig an der Situation war wieder mal, dass der Beamte gar nicht damit klar kam, dass es einen Unterschied zwischen Austria und Australia gibt. Den hab ich ihm dann erklärt und er konnte es einfach nicht glauben. Ich angesichts meiner Situation auch nicht 😅

    Ich muss sagen ich bin wirklich höchst verärgert und traurig bestohlen worden zu sein. Einerseits ärgere ich mich über mich selbst so blöd gewesen zu sein und den Rucksack wirklich oben hingelegt zu haben, andererseits wünsche ich diesen A**** wirklich nur das Schlimmste und hoffe, dass sie ins Gefägnis kommen!
    Auf einen Schlag so viel Geld zu verlieren tut einfach extrem weh. Außerdem hatte ich dann Angst, dass irgendwas mit meinen Daten, die auf meinen USB Stick oder auf meinem Tablet waren, passiert.
    Und dann kamen noch die unguten Nachrichten von der Staatsanwaltschaft hinzu. Also wir in Baños waren bekam ich die erste E-Mail in Großbuchstaben mit ‚Die Staatsanwaltschaft ordnet an:…‘ unzählige justistische Phrasen und Klauseln auf Spanisch und am Ende dann ein Vorladungstermin für den 14. September in Latacunga. Ich war komplett fertig. Was hieß das jetzt für mich? Am 14.9. war ich natürlich nicht mehr im Land unterwegs, konnte ich jetzt überhaupt ausreisen? Also nahm ich mit unserem Honorarkonsulat Kontakt auf, da es in Ecuador keine österreichische Botschaft gibt. Das war ziemlich mühsam, da sie nur an 3 Tagen die Wochen ca 2 Stunden geöffnet haben. Leider waren wir bei der letzten Möglichkeit sie für diese Woche zu erreichen, gerade im Cajas Nationalpark, wo es kaum Netz gab. Ich kam zu einem spanischsprechenden Sekretär, der mein Anliegen überhaupt nicht verstand und dann meinte, dass ich am nächsten Tag vom Honorarkonsul zurückgerufen werden könne. Seine Nummer wollte er mir nicht geben. Am nächsten Tag wartete ich den ganzen Vormittag und bekam natürlich keinen Anruf. Dazwischen war eine weitere E-Mail von der Staatsanwaltschaft gekommen, dass ich beweisen muss, dass ich das Tablet bei mir hatte als es gestohlen wurde. Ich war schon ziemlich nervös. Also rief ich bei Notfalldienst unseres Außenministeriums an. Diese leitete mich dann weiter zu der Botschaft in Kolumbien, da dies die Nächste zu Ecuador ist. Der Herr war wirklich nett und hatte auch die Nummer des Honorarkonsuls in Ecuador und half mir schnell weiter. Der Honorarkonsul meldete sich dann auch kurze Zeit später und meinte, dass wenn es mir egal ist, ob die Sache weiterverfolgt wird oder nicht, könne ich die E-Mails ignorieren und müsse mir keine weiteren Sorgen machen. Ich war wirklich sehr erleichtert! Ich konnte ihm dann auch noch die E-Mails weiterleiten. Da er sich dann nicht mehr bei mir meldete, konnte ich ganz normal ausreisen und ich musste mir darüber keine Sorgen mehr machen.

    Allgemein redeten wir dann noch mit ein paar Personen, die in Ecuador herum reisten. Eine Freundin erzählte mir leider auch, dass sie mit einer ähnlichen Masche im Bus ausgeraubt wurde und einer Deutschen wäre in Otovalo fast der Rucksack gestohlen worden. Derzeit in Ecuador zu reisen ist leider nicht das Sicherste.

    Nachdem ich Anzeige erstattet hatte, gingen wir wieder zurück zum Busbahnhof und fuhren ca 2h mit einem anderen Busunternehmen weiter nach Quilitoa. Der Bus ließ uns und dann direkt vor dem Ortseingang aussteigen und wir mussten 2$ Eintritt zahlen. Dann gingen wir durch den Ort bis zu Aussichtsplattformen, wo man einen tollen Blick auf die Lagune im Vulkankrater hatte. Wir gingen dann noch eine Suppe essen, worauf mich Claudia dann netterweise einlud. Man konnte auch zum See runtergehen. Leider hatten wir dann nicht mehr so viel Zeit und gingen nur 3/4 des Weges runter. Der Weg war leider extrem sandig, dreckig und teilweise sehr steil. Immer wieder kamen einem Maultiere entgegen, die extrem viel Staub aufwirbelten und Claudia einmal komplett zur Wand drückten. Die Menschen trugen teilweise Masken, die hätten wir uns nach der Zeit auch gewunschen. Es war wirklich viel los am Weg, da machte es etwas müshsam. Dann gingen wir wieder rauf. Oben angekommen war es dann relativ windig, was nicht unbedingt zum Verweilen einlud. Wir gingen dann wieder zurück zum Bus und trafen noch zwei süße Lamas am Weg. Der Bus fuhr in der Minute weg als wir einstiegen, wirklich perfektes Timing!

    Bevor es dann endgültig dunkel wurde gingen wir dann noch eine Pizza essen und ich kaufte mir für meinen Seelenfrieden noch (leider nicht so leckere) Churros.
    Unsere Unterkunft war für die eine Nacht leider auch nicht so prickelnd, ab jetzt konnte es nur mehr bergauf gehen.

    Insgesamt war der Blick auf die Lagune richtig schön und ich bin grundsätzlich froh, dass wir da waren. Andererseits war das mit dem Raub im Bus echt ein riesengroßes Pech und hat uns den Tag gehörig vermiest. Aber auch die nächsten Tage während der Reise hatte ich das noch zu verarbeiten. Die E-Mails der Staatsanwaltschaft beruhigten mich natürlich auch nicht und bei den weiteren Bussen in Ecuador war einfach nur mehr ein großes Misstrauen da. So hatte ich mir das definitiv nicht mit Claudia vorgestellt…
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