• Medellin - warmherzig und farbenfroh

    18–24 jun., Colombia ⋅ ☁️ 26 °C

    Ich schaute dem Windsturm ungefähr zwei Stunden zu. Andere Reisende vom Hostel, die aufs Schiff wollten, kamen zurück und erzählten mir, das sogar ein Schiff im Hafen versunken sei. Meine Motivation mich auf den Fahrradsattel zu schwingen war aber Gross und ich beschloss dem Wind zu trotzen. Da ich ins Landesinnere steuerte, war er sehr schnell auch gar nicht mehr so schlimm.
    Glücksgefühle durchflossen mich. Ich war glücklich Fahrrad zu fahren, nach der langen Pause.
    Noch unterwegs erhilt ich eine Nummer von einem Casa Cyclista (Fahrradhaus - wie Warmshower). Ich schrieb Beltran und durfte bei ihm die Nacht verbringen. Beltran und seine Eltern, sein Bruder und wer auch immer das alles war, leben unter rustikalen Bedingungen. Der Haushalt eher etwas schmutzig und mein Bett - naja eher einfach Holzlatten mit einem Lacken drum. Ich schlief nicht so gut. Beltran und seine Velocommunity gingen um 05.00 Uhr auf eine Fahrradtour. Ich lernte einige am Abend zuvor kennen und glaube sie fanden es toll wenn ich mitkommen wäre. Mir war das aber nach dieser Nacht deutlich zu früh und ich wusste ich werde noch den ganzen Tag auf dem Sattel sitzen. Beltran bot mir an länger zu bleiben. Ich lehnte dankend ab und schwang mich auf meinen Dratesel.

    Im nächstes Dorf gönnte ich mir für 7.- Fr. ein Hotelzimmer. Ich schlief besser 😄.
    Zum Glück, den dan began die munteren Höhenmeter. Ich versuchte mir realistische Ziele zu setzen und radelte Stück für Stück. Das nächste Casa Cyclista erreichte ich nicht. Ich traff tolle Fahrradfahrer die mich zu einer Cola einluden und mir einen Tip für ein günstiges Hotel gaben. Also steuerte ich das an - was soll ich sagen - sogar weniger als 5.- Fr. und tiptop für mich. Ein lebendiges Dorf mit vielen Bäckereien. Also ging ich los Kuchen essen 😬.
    Neuer Tag neue Höhenmeter, neue begeisterte Leute die toll finden was ich mache. Kolumbianer sind wirklich sehr interessiert. Fragen mich wo ich radle, flippen förmlich aus wenn ich erzähle das ich von Alaska nach Argentinien reise und rufen alle Freunde herbei um mich und mein Projekt vorzustellen. Oft stellt sich dan auch jeder Einzelne für ein Foto neben mich.

    Als ich kurz vor meinem Tagesziel in einem Bus Bahnhof ein Motivations - Kaffe trank, kammen die Besitzer zu mir. Sie luden mich ein, gratis in ihrem Hotel zu schlafen. Als wäre das nicht einfach schon überwältigend genug offerierten sie mir Abendessen und Frühstück mit dazu. Ich kann mir diese Gastfreundschaft in der Schweiz bei bestem Wille nicht vorstellen.

    Nach dem grosszügigen Frühstück nam ich den Berg in Angriff. Ich radlete über 1'700 Höhenmeter und wurde mit der Aussicht belohnt.

    In Santa Fe buchte ich ein Bett in einem Hostel mit Pool - in welchem ich ca. 3 Stunden herumplanschte und versuchte, mich emotional auf den folge Tag mit noch mehr Höhenmeter vorzubereiten.
    Es war unglaublich Heiss und der Schweiss tropfte mir herunter wie eine Wasserleitung mit einem Leck. Ich war pflotschnass. Ein Auto hilt an: Ob ich nach Medellin steure - wir können mein Fahrrad einladen. Ich verneinte und staunte ab mir. Ich wusste nicht ob ich es überhaupt vor dem eindunkeln nach Medellin schaffen werde. Aber es war eine Kampfansage. Eine Kampfansage an mich, an die Anden und an alle Höhenmeter die noch kommen. An meinen Körper und an Kolumbien. Ein zweites Auto hilt an. Ich schätze die Gastfreundlichkeit der Kolumbianer soo sehr. Ich erklärte den beiden Herren im Fahrzeug, das ich es gerne radeln und stark sein will - die Herren lachten und liesen mich weiter trampeln.
    Die Strasse schlängelte sich hoch und ich konnte immer bis zur nächstgrösseren Kurve sehen wie steil es hoch ging. Kurz vor Medellin war ein Tunnel den ich mit meinem Fahrrad nicht fahren durfte. Ich versuchte es mit Autostopp - ein Tucktuck hielt an. Wir stapelten mein Fahrrad irgendwie in das Tucktuck. Mit einem Rad drauessen und ich neb dem Fahrrad reingequetscht ging es durch den Tunnel. Der Fahrer war hoch begeister von mir und wollte nicht mal eine Entschädigung für die Fahrt. Ich drückte ihm 5'000 Pesos in die Hand - was nicht mal 1 Fr. entspricht.

    Der letzte Abschnitt nach Medellin war Downhill. Ich habe den Kampf also gewonnen - und ich war sowas von kaputt.
    Ich durfte bei Henry (Casa Cyclista) übernachten. Henry ist ein typischer Kolumbianer und anstelle mir zu schreiben oder ein Standort von dem Haus zu schicken, erhilt ich mindestens 10 Sprachnachrichten. Natürlich auf Spanisch. Nach 1'940 Höhenmeter war ich soo kaputt ich verstand kein Wort. Versuchte die Sprachnachricht im anderen App zu übersetzen und zu transkribieren. Ich konnte das Geschriebene aber nicht kopieren und tippte alles in den Übersetzer. Auch da machte es nicht gross Sinn. Ich war nervlich am Ende. Er schickte mich dan zu einem Park und wartede da auf mich. Henrys Haus ist einfach an einem Hügel - oder Berg. Fehlten nur die Kühe auf der Alp 🙈. Zu ihm Hoch waren es gut nochmals so 300 Höhenmeter. Für ein kleiner teil schnürte er ein Seil um mein vorderer Gepäckträger und zog mich hoch - ich schwor mir das nie mehr zu machen 🤣 ich krallte meinen Lenker so stark, das mir anschliessend die Handflächen pulsierten 😄.

    Ich hatte ein eigenes Zimmer sogar mit Badezimmer. Italo sein Sohn kochte für mich.
    Mein Fahrrad brauchte dringend wieder etwas Liebe, eine neue Kette und Kasette. Schnell merkte ich Kolumbianer sind super offen und freundlich aber uuunglaublich chaotisch. Zu planen ist schwer, wenn man auf sie angewiesen ist und Pläne ändern sich gut mal alle 5 min. Stress kennen sie nicht - warum auch... wenn du was willst musst du halt warten.
    Na gut... ich sah nicht alles was ich in Medellin sehen wollte. Lernte aber wieder neue Radfahrer aus Kolumbien und Argentinien kennen und sah Emma wieder! Emma machte einen Ausflug mit den anderen Radreisenden und kam nach 4 Tagen wieder zurück. Zudem spricht sie perfekt Spanisch, weil sie 8 Jahren in Chile gelebt hat. Ich war sehr Dankbar das Emma wieder da war. Emma und ich planten das Viertel Commun 13 zu besuchen, was früher eines der schlimmsten Drogen und Gewalt Viertel war. Mit einer Aufraum Aktion wurde es nun einen Touristenhotspot mit sehr vielen Farben und Rolltreppen welche dich auf den Berg führen und das Lichtermeer von Medellin bestaunen lassen.
    Wir planten: Ich lasse mich am Morgen gegen Gelbfieber impfen (braucht man um in Ecuador einreisen zu können) und am Nachmittag pedenln wir ins Viertel. Henrys Frau ist Ärztin und hat sich für Impfungen spezialisiert. Daher konnten wir (ich und die 2 anderen Radreisenden Javi und Juana) uns bei ihr gratis impfen lassen. Von "wir radeln um 9 Uhr los" wurde dan irgendwan halb 11. Bis wir die Impfung hatten dann Mittag. Auf dem Weg zurück gingen wir noch auf ein Bier und bis wir den Berg wieder hochgeradelt waren und noch die Bohnen und das Mittagsmenu von nebenan genossen hatten, war dan etwas um 15.00 Uhr. Wie gesagt - Kolumbianer sind einfach chaos!

    Wir beschlossen trotzdem noch ins Viertel zu gehen.
    Zudem gab es wieder Gondeln die dem öffentlichen Verkehr dazu gehören - wir gingen noch etwas Gondel fahren 😄 (für mich so ohne Ski immer komisch 😉).
    Am nächsten Tag stieg ich in einen Bus und nam den Weg nach Guatape auf mich. Dort gibt es einen berümten Stein, inwelchem eine Treppe hochführt. Sieht cool aus, war aber überschwemmt von Touristen. Ich floh rasch wieder und ging ins Dorf Guatape. Das war sehr, sehr Farbenfroh. Mit bunten Häuschen und Balkons. Mit hübschen Kaffes und viel Kunst, ein toller Ort zum verweilen. Die Rückfahrt dauerte gut mal 4 Stunden, aufgrund vielem Verkehr. So kam ich spät zurück nach Medellin.

    Nächster Tag war mehr um aufzuräumen und meine Sachen zu sortieren, damit ich mit Emma meinen Weg richtung Süden wieder aufnehmen konnte.
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