• Quito - die Stadt der Höhenangst

    21.–23. jul., Ecuador ⋅ ⛅ 13 °C

    Wir radelten von Otovalo los Richtung Äquator. Wir wolten beim Camping Mitad del Mundo (Camping Mitte der Welt) unsere Zelte aufschlagen. Da es zum Camping nur 40km waren hatten wir genügen Zeit zuerst das Museum etwas oberhalb zu besuchen. Dort ist die Linie am Boden gekenzeichnet und es wird erklärt wie die Sonne verläuft und warum der Äquator der Äquator ist - Emma und ich schossen gefüllt 1000 Fotos.. Es fühlt sich wie ein kleiner neuen Meilenstein an. Einfach ein kleiner Schritt und man Tritt vom Nordteil zum Südteil der Erde. Nun werden die Tage wieder länger und ich bin unterwegs in den Sommer.

    Wir radelten erneut dem Tembr entlang. Eine alte Zugschiene die Grösstenteil zu einem Schotterweg oder teilweise sogar zu einer Strasse umgebaut wurde. Das gute - Züge können keine massive Steigung erklimmen. Somit ging viel in einer angenehmen Neigung runter. Wir erreichten Willson. Willson begrüsst seit 30 Jahren reisende bei sich zuhause. Er hat ein schönes Haus und wir durften unsere Zelte im Garten aufstellen. Seine Forderung stellt er aber schnell fest... er mag es wen die Reisende kochen. Da wir uns ja sowieso verlpflegen müssen, war das für uns nicht so eine Sachen. Oft biete ich den Leuten die uns Unterschlupf gewähren sowieso an zu kochen. Wir fuhren in den nächsten Laden, dekten uns mit Gemüse und Pasta ein und kochten. Willson ist auch ziemmlich direkt mit der Forderung wer da jetzt Abwäscht usw. Hier gerne vermerkt, ich versuche immer alles zu erledigen... man muss mich nicht auffordern abzuwaschen... für mich ist das selbstverständlich. Es ist nicht die Gastfreundschaft die wir gewohnt sind und er begrüsst die Reisenden wohl auch gerne damit er versorgt ist. Das ist ja soweit in Ordnung. Wir durften unsere Fahrräder zwei Nächte bei ihm einstellen und fuhren mit dem Bus nach Quito. Yousef und Emma buchten sich ein Hotel und ich ein Hostelbett. Das Hostel war cool und man hatte einen schönen Ausblick über die Stadt. Ich stellte mich auf 2 Tage Sightseeing ein und hatte keine Ahnung, das ich jeden Tag an meine Grenze komme werde...

    Die grosse Kirche mitten in Quito kann man nicht nur von aussen betrachten, sondern die etlichen Stuffen in Kauf nehmen und einen grossartigen Ausblick geniessen. Der war wirklich grossartig... doch wer mich kennt weiss... meine Hände beginnen zu schlottern und meine Knien werden weich. Je Höher wir gingen desto mehr kam ich an meine Grenze. Man konnte sogar unter dem Dach von den beiden Glockentürme zu dem anderen Turm schlendern. Spätestens bei dieser steilen, durchsichtigen Treppe blieb mir die Luft weg. Ich passte und wartete schön brav bis Yousef und Emma wieder runter kamen. Ich mag den Kampf mit mir selber nicht. Ich wäre gerne Schwindelfrei und würde am liebsten über ein Seil zwischen zwei Gipfeln balancieren... aber glaube das ist etwas das man sich nicht aussuchen kann. Früher habe ich noch oft versucht meine Höhenangst zu überwinden... wer es aber kennt weis, das es ein grosser Kampf ist und irgendwann habe ich diese Angst einfach auch ein bisschen respektiert.
    Der Abend verbrachten wir mit ein paar Bier und lustigen Gesprächen im Hostel.
    Wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Plan war es - die Gondel auf den Berg zu nehmen, wandern und wieder runter gondeln. Yousef verkaufte uns die Wanderung als einfach und sie gehe 2 Stunden. Ich mag ja wandern wirklich nicht sonderlich gerne. Immer eine Challange mit dem medizinischen Problem mit meinen Füssen und ich fahre einfach lieber Fahrrad. Aber so 2 Stunden klingen machbar. Ich willigte ein. Alex aus Deutschland und Sam aus der USA kamen auch mit.
    Als 2 Stunden wurden dan locker 5. Der Anfang war ja noch gut machbar und schön. Ein Trampelpfad wie ich ihn aus den schweizer Bergen kenne. Dan wurde aus dem Trampelpfad eine Kleterpartie... und Zäck - da war sie wieder da... diese Höhenangst. Den es ging schon auch ordentlich runter... ich überwindete mich beim ersten Teil, kämpfte eine Kleinsteinpartie hoch und keine 100 Höhenmeter vor dem Gipfel (der auf 4'600 Meter über Meer liegt) gab ich auf... es war zu viel kletern... ich war kurz vor dem Weinen und das alles machte in dem Moment für mich keinen Sinn. Ich gab auf... da ich nicht gedacht habe, dass wir 5 Stunden bis auf 4'500 Höhe wandern, habe ich natürlich kurze Hosen angezogen... ratet mal wer sich beim warten auf die Andern den Arsch abgefrohren hat (fast wortwörtlich)... naja. Die brauchten mindestens 45 Minuten um zum Gipfel hoch und wieder runter zu kragseln. Sie bestätigten mir, das es keine leichte Sache war... irgendwie beruhigte dies mein Versagen nicht wirklich... aber egal ob ich Versagt habe oder nicht... ich gehe da jetzt nicht nochmals hoch und versuche es nochmals. Ich akzeptiere es wohl einfach. Wir watschelten und gondelten zurück in die Stadt. Alex und Sam waren todmüde - Emma und ich merkten wohl das wir uns viel bewegen und waren eigentlich gar nicht so geschafft. Yousef... naja der zählt nicht 😄.

    Auf jedenfall ging ich in ein Kaffe und ass ein absolut feines Stück (frust) Kuchen und meldete mich beim Familien Dinner im Hostel an. Günstig und ein tolles Menu. Ich verquatschte mich mit den Leuten, mit denen ich am Tisch sass... alle super und es entstanden nette Gespräche. Anschliessend ging es ab ins Bett und am nächsten Tag mit dem Bus zurück zu Willson. Es erwartete mich einen platten Reiffen und Emma und ich waren so gar nicht motiviert weiter zu radeln. Daher kochten wir nochmals für Willson und packten unsere Sachen erst am nächsten Tag zusammen.
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